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Chronik

Giftköder als Gefahr für Mensch und Tier

Immer wieder sorgen Giftköder, die von Unbekannten ausgelegt werden, für tödliche Gefahr. Betroffen sind aber nicht nur Hunde, Katzen oder Vögel, sondern auch Kinder. Denn sie können mit solchen Giftködern in Kontakt kommen.

In Wien und Linz starben vor kurzem mehrere Hunde durch Giftköder – mehr dazu in Wieder Giftköder in Linz ausgelegt (25.3.2021; oberoesterreich.ORF.at) und Mehrere tote Hunde durch Giftköder (wien.ORF.at; 24.3.2021). Mitte April verendeten auf einem Acker in der Steiermark eine Krähe und ein Bussard, weil jemand mit Gift präparierte Speckwürfel ausgelegt hatte.

Hund der Rasse Retriever
Pixabay
Giftköder sind für Hunde lebensgefährlich

Gift, Glassplitter oder Rasierklingen

Solche Giftköder sind ein absolutes Horrorthema für Tierbesitzer und immer wieder aktuell. Die Symptome und auch die Behandlung sind sehr verschieden, weil es auch viele verschiedene Arten von Giftködern gibt, bestätigen die Tierärzte Sabine und Volker Moser.

Giftköder sind ein Sammelbegriff für Futterköder oder Futterbissen mit Schadwirkung, sagt Volker Moser. „Es gibt Bissen, die mit Gift präpariert sind, in anderen sind Glassplitter, Nägel, Rasierklingen oder anderes.“

Köder wird hinuntergeschlungen

Man könnte meinen, dass ein Tier, dass einen mit Rasierklingen oder Glasscherben versetzten Giftköder fraß, im Maul zu bluten beginnt. Das ist in den meisten Fällen aber nicht so, da der Köder zumeist gar nicht zerbissen, sondern schnell hinuntergeschlungen wird. Fatal, da die inneren Organe verletzt werden, das Tier innerlich verblutet und der Tierhalter das zunächst gar nicht bemerkt. Wurde Gift gefressen, gibt es aber einige typische Symptome.

Typische Vergiftungssymptome

Sie hängen von der Menge und der Art des Giftes ab, sagt Sabine Moser: „Gifte aus der Schädlingsbekämpfung wirken sehr schnell. Typische Symptome sind starkes Speicheln, Unruhe, Erbrechen und eventuell Apathie, Durchfall, viele Hunde haben auch Zitterkrämpfe und sind in ihrem gesamten Verhalten verändert.“

Giftköder sind nicht nur für Tiere gefährlich. Auch kleine Kinder heben oft Sachen vom Boden auf und stecken sie in den Mund. Das ist vor allem dann gefährlich, wenn es sich um ein Kontaktgift handelt, wie sie im Schneckenkorn oder in Insektenvertilgungsmitteln vorkommen.

Giftzentrale anrufen

Wird das verschluckt, zählt jede Sekunde. Deshalb sollte man immer die Nummer der nächsten Tierklinik oder seines Tierarztes parat haben und auch die Nummer der Giftzentrale in Österreich: 01/4064343.

Anzuraten sei es auch, Reste des Köders oder des vermeintlichen Giftes sicher zu stellen und mit zum Arzt zu bringen, sagt Volker Moser: „Es handelt sich immer um einen Notfall. Erstmaßnahmen hängen von den Symptomen ab. Tierärztinnen und Tierärzte sind darauf trainiert, von den Symptomen auf das Gift schließen zu können, um dann eine entsprechende Behandlung einzuleiten.“

Rosa blühender Rhododendron
ORF/Petra HAas
Rhododendren sind giftig für Tier und Mensch

Giftige Pflanzen werden angeknabbert

Nicht immer sind es böswillig ausgelegte Giftköder. Gefährlich für Kinder und Tiere sind auch weggeworfene, verdorbene Essensreste oder bedenkenlos ausgestreutes Rattengift oder Schneckenkorn. Eine Gefahrenquelle kann auch der eigene Garten sein, etwa, wenn Gift von außen in den Garten geworfen wird. Auch giftige Pflanzen sind gefährlich, darunter sind zum Beispiel Goldregen, Maiglöckchen, Eibe, Eisenhut, Engelstrompete, Oleander, Rhododrendron oder Kirschlorbeer.

Maiglöckchen
Pixabay
Auch Maiglöckchen sind giftig

„Gerade wenn man sich einen Welpen zulegt, der auch noch gerne den Garten mit den Zähnen oder dem Maul erkundet, soll einem das bewusst sein, dass diese Pflanzen giftig sind“, sagte Sabine Moser. Man kann das Verhalten der Vierbeiner dahin gehend verändern, vor allem mit Belohnung und positiver Bekräftigung. Dabei sollte man von einem Trainer angeleitet und unterstützt werden, sagen die Tierärzte. Es geht darum, zu verhindern, dass ein Tier – vor allem geht es um den Hund – alles frisst, was er findet.

Schon Welpen richtig erziehen

Prinzipiell kann man einem Hund ein Verhalten wie das Fressen nicht abtrainieren, sagt die Tiertrainerin Heidrun Pusch: „Aber man kann dem Hund in diesem Kontext andere Rahmenbedingungen beibringen. Ich kann ihm zum Beispiel beibringen, dass er vor einem gefundenen Futter abstoppt, anstatt es gleich und schnell zu fressen. Das heißt, ich habe einen Moment länger Zeit, zu reagieren. Oder man kann dem Hund ein Anzeigeverhalten beibringen, zum Beispiel, dass er sich hinsetzt, wenn er draußen etwas Fressbares gefunden hat.“

Bei einem erwachsenen Hund dauert es natürlich lange, bis man ihm das neue Verhalten beigebracht hat und es muss auch immer wieder geübt werden. Deshalb sollte man schon im Welpenalter damit beginnen, damit der Hund nicht zu einem „Staubsaugerhund“ heranwächst.

Leckerli statt Bestrafung

Zum Beispiel kann der Hund in dem Moment belohnt werden, wenn er an einem gefundenen Objekt schnüffelt und dann den Kopf abwendet, sagt die Trainerin: „Ich kann aber auch von Anfang an tauschen, das heißt, wenn mir der Hund so etwas bringt, bekommt er eine Belohnung dafür. damit erreiche ich, dass der Hund mit dem Gefundenen nicht flüchtet oder sich damit versteckt, sondern dass er es lieber zum Menschen bringt. So habe ich mehr Chance, den Hund vor etwas Gefährlichem zu schützen.“

Richtiges Training für den Hund

Ganz in die falsche Richtung geht es, wenn das Tier etwas findet und in das Maul nimmt und der Tierhalter dann laut zu schreien und dem Tier nachzulaufen beginnt, sagt die Trainerin: „Dann merkt sich der Hund das und schluckt den Fund das nächste Mal entweder schnell hinunter oder läuft damit davon. Und da sind Hunde einfach schneller als wir.“

Das gleiche geschieht, wenn man versucht, das Anti-Giftködertraining mit Strafe durchzuführen: „Dann beginnt der Hund die Nähe des Menschen zu vermeiden. Auch hier der Tipp, der Hund soll lernen, dass es sich immer lohnt, mit solchen Sachen zum Menschen zu kommen, weil er dort stattdessen eine Belohnung bekommt.“

Langeweile bei Hunden vermeiden

Wichtig ist es auch, sagt Tiertrainerin Heidrun Pusch, dass man den Hund beim Spazierengehen nicht sich selbst überlässt. Wenn es keine gemeinsamen Aktivitäten bei einem Spaziergang mit dem Menschen gibt, suchen sich Hunde ihre Beschäftigung natürlich selbst: „Meine Empfehlung ist, jeden Spaziergang mit dem Hund zu einem gemeinsamen Abenteuer zu machen, und dadurch in Kontakt zu bleiben. Dann ist die Gefahr viel geringer, dass sich der Hund selbst etwas im Gebüsch sucht.“