Kultur

Sprachkünstler: Gert Jonke wäre 75 Jahre alt

Am 8. Februar hätte Gert Jonke seinen 75. Geburtstag gefeiert. Der Dichter wurde 1946 in Klagenfurt geboren. Er erhielt 1977 als erster Autor den Ingeborg Bachmann-Preis. Ö1 sendet am Geburtstag Jonkes in den „Passagen“ eine Hommage an den Kärntner Autor.

Ilse Aichinger sagte einst über den Kärntner Dichter: „Man erfährt in den leidenschaftlichen Satzvariationen Jonkes, wie kompliziert und auch hinterhältig die Existenz ist. Man erfährt, wie notwendig es ist, ihr auf die Sprünge zu kommen, um sich zu helfen. Und damit nicht nur sich.“

Erster Preisträger des Bachmann-Wettbewerbes

Gert Jonke wurde 1946 in Klagenfurt geboren. Er lebte als freier Schriftsteller in Wien, wo er am 4. Jänner 2009 nach einer Krebserkrankung verstarb. Kurz zuvor war er zum dritten Mal mit dem „Nestroy“ als bester Autor ausgezeichnet worden.

1977 las Jonke beim ersten Ingeborg Bachmann-Wettbewerb „Erster Entwurf zum Beginn einer sehr langen Erzählung“ und gewann. 2001 kehrte er zum Bewerb zurück, um die „Klagenfurter Rede“ zur Literatur zu halten – er prangerte darin die vielfach ausgerufenen „Krisen der Literatur“ als Disziplinierungsversuche des Marktes an, die nur dazu dienten, den Autoren „marktgerechte“ Produkte abzuringen.

Sprachkünstler: Gert Jonke wäre 75 Jahre alt

Am 8. Februar hätte Gert Jonke seinen 75. Geburtstag gefeiert. Der Dichter wurde 1946 in Klagenfurt geboren. Er erhielt 1977 als erster Autor den Ingeborg Bachmann-Preis. Ö1 sendet am Geburtstag Jonkes in den „Passagen“ eine Hommage an den Kärntner Autor.

Jonkes Theaterpoesien gelten als „höchst kluge Befindlichkeitsbeschreibungen unserer fatal vertrackten Menschenwelt“, (Einführung zu Jonkes „Insektarium“). Sein Schreibstil darf – ausgehend von der Sprachskepsis experimenteller Literatur als gesellschaftskritisch beschrieben werden. Ein Akrobat der Worte, Alchimist der Poesie und großer Klangkünstler, das alles und noch viel mehr war Gert Jonke.

„Passagen“ zu Gert Jonke am 8. Februar auf Ö1

Der Dichter Gert Jonke stand den Ideen und sprachexperimentellen Versuchen der Wiener Gruppe nahe und war doch eine unverwechselbare Größe. Nie Mainstream, oszillierte seine Literatur zwischen lustvoller Fabulierkunst und gesellschaftlicher Diagnostik.

Der Radiosender Ö1 präsentierte zum Geburtstag Gert Jonkes am 8. Februar um 16.05 Uhr in der Sendung „Passagen“ Ausschnitte einer Veranstaltung aus dem Jahr 2019. Texte Gert Jonkes werden von Beatrice Frey und Wolf Bachhofner gelesen, der Abend wurde von Regisseur Martin Polasek gemeinsam mit dem Kulturwissenschaftler Robert Weichinger gestaltet.

Gert-Jonke-Preis für Prosa, Dramatik und Lyrik

Seit 2011 wird der Gert-Jonke-Preis für Prosa, Dramatik und Lyrik in memoriam des Klagenfurter Literaten ausgelobt. Der vom Land Kärnten und der Stadt Klagenfurt gestiftete und mit 15.000 Euro ausgestattete Preis wird seit 2011 zweijährlich entsprechend der Breite von Jonkes literarischem Schaffen abwechselnd in den literarischen Hauptkategorien Prosa, Dramatik und Lyrik vergeben. Die Zusammensetzung der Jury wechselt entsprechend den Sparten.

Zu Gert Jonke ist aktuell eine neue CD von Komponistin & Vokalistin Susanna Ridler erschienen: „Geometrie der Seele- Musikalische Hommage an Gert Jonke“ – mit Originalaufnahmen und Musik von Peter Herbert (Kontrabass) und Wolfgang Puschnig (Altsaxofon, Flöte).

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Geometrischer Heimatroman. Suhrkamp 1969
  • Der ferne Klang. Jung und Jung 1979, 2002
  • Der Kopf des Georg Friedrich Händel. Residenz 1988
  • Stoffgewitter. Residenz 1996
  • Insektarium. Jung und Jung 2001
  • Redner rund um die Uhr. Jung und Jung 2002
  • Chorphantasie. Droschl 2003

Auszeichnungen (Auswahl)

  • Ingeborg-Bachmann-Preis 1977
  • Erich-Fried-Preis 1997
  • Franz-Kafka-Literaturpreis 1997
  • Großer Österreichischer Staatspreis 2001