Das Mölltal bei Obervellach
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Mölltal: Das Tal der tausend Stollen

Hubert Sauper aus Döllach im Mölltal hat mit 85 Jahren ein Buch geschrieben, das sich mit der Geschichte des Bergbaus im Mölltal beschäftigt. „Die steinerne Last der Glockner-Rösser“ zeigt die lange Tradition im „Tal der tausend Stollen“.

Das Glocknergebiet ist vor allem bekannt für seine malerische Landschaft, Wander- und Skivergnügen, aber auch für den Tourismus. Im 19. Jahrhundert spielte noch der Bergbau eine große Rolle. Dass in dieser Gegend Bodenschätze verborgen sind, wussten schon die Kelten, so Sauper: „Nach den Kelten kamen die Römer. Der Bolivius hat im ersten Jahrhundert nach Christus in Rom geschrieben, der Goldpreis ist auf ein Drittel gesunken wegen der reichen Goldvorkommen in den Tauern.“

Das Buch die Steinerne Last der Glockner Rösser
Sauper Privat
Das Buch von Hubert Sauper

Berühmtes Tauerngold

Der Bergbau und die Pferde haben eine sehr lange Tradition: „Es gibt Leute in unserem Tal, die in ganz Europa als Tunnelarbeiter begehrt sind. Die haben im Loch keine Platzangst, das haben sie wohl in der Erbmasse mitbekommen, hier wurde immer im Berg herumgebohrt.“ Gefunden wurden Gold, Kupfer und Eisen. Vor etwa 2.000 Jahren wurden höchst wahrscheinlich die ersten Goldvorkommen in den Hohen Tauern auf Kärntner Seite in Döllach sowie Heiligenblut entdeckt: das Tauerngold.

Mehr als 130 Kilometer Stollen und Schächte wurden ca. ab dem Jahr 1300 in die Berge getrieben, um zu diesem begehrten Edelmetall zu kommen: „Da könnte man heute noch Gold finden, aber der Abbau hat Konkurrenz bekommen. Wenn man die Methoden in Neuseeland anschaut, da fährt man mit Baggern in die goldhaltigen Gesteinsmassen hinein.“

Hubert Sauper
Buch Hubert Sauper
Hubert Sauper

Goldbergbau heute unrentabel

Vor einiger Zeit soll es Bestrebungen gegeben haben, den Goldbergbau im Tauerngebiet wieder aufleben zu lassen, sagte Sauper. Aber die Wirtschafter waren dagegen, es lohne sich nicht. Er sei froh, denn der Berg sollte schön erhalten bleiben. Es würden wieder Halden entstehen, das sei fürchterlich.

Im Astental gab es einst eine Goldwaschanlage, den so genannten Waschgang. Das liege heute in Mörtschach und Großkirchheim. Dass der Bergbau im Mölltal lange Zeit intensiv betrieben worden wurde, bestätigte Montanist Karl Rochata aus Böhmen bereits im 19. Jahrhundert, sagte Sauper: „Rochata spricht von dem Mölltal als dem Tal der tausend Stollen. Das mag übertrieben sein, aber es gibt immer noch Löcher, die auch verzeichnet sind und von Hobbygeologen heute noch besucht werden.“

Kupfer und Zink

Auch Kupfer seit aus Flattach gekommen und bis Möllbrücke geliefert. Zwar nur in kleinen Mengen, dafür habe es aber reines Zink gegeben, so Sauper. Da bereits vor ca. 300 Jahren das Gold nicht mehr abgebaut werden konnte und die Bevölkerung im oberen Mölltal völlig verarmt war, entstand Ende des 18. Jahrhunderts in Döllach (Gemeinde Großkirchheim) eine Zinkhütte, bestätigen historische Quellen.

Der Klagenfurter Bergrat Felix Dillinger soll zuvor Kaiserin Maria Theresia einen Vorschlag gemacht haben. Laut Sauper sagte er, er habe eine Erfindung gemacht. Er wolle den Abfall von Bleiberg bei Villach, Galmei genannt, schmelzen und daraus reines Zink produzieren. Unter Galmei verstand man damals eine Mischung von schwefelfreien Zinkerzen.

Raffinierter Vorschlag an Maria Theresia

Kaiserin Maria Theresia war einverstanden, erzählte Sauper: „Felix Dillinger hat aber natürlich verschwiegen, dass es in England bereits einen Mister William Champion bei Bristol gab, der das Verfahren, das Betriebsgeheimnis, aus Indien mitgebracht hat. Felix Dillinger war ein belesener Wissenschaftler und hat das abgekupfert.“ Dillinger wurde Direktor der Zinkhütte und bereits im ersten Jahr sollen schon 80 Tonnen Zink hergestellt worden sein.

Zinkhütte  in Döllach
Buch Hubert Sauper
Zeichnung der Zinkhütte in Döllach

80 arbeitslose Knappen aus Döllach fanden in der Zinkhütte Arbeit: „Er hat sie mit Maismehl und Käse bezahlt, damit der Familienvater das Geld nicht gleich verlumpert. Es gab sofort in Döllach allein in der Dorfstraße ein Gasthaus nach dem anderen. Es entstanden zehn Gasthäuser und zehn Schmieden direkt im Dorf.“

Aufschwung für das ganze Tal

Auch die Fuhrwerker erlebten einen Aufschwung: Sie transportierten das Gestein von Bad Bleiberg nach Döllach: „Das Landesarchiv, das die meisten Unterlagen für mein Buch geliefert hat, hat festgestellt, dass zwischen Bleiberg und Döllach jeden Tag 18 doppelspännige Fuhrwerke gependelt sind, nur um zwei Tonnen Galmei zu liefern.“

Weitere Berufe wie Tischler oder Radmacher profitierten ebenfalls von der Zinkhütte in Döllach, die 1894 geschlossen wurde.