Gerlinde Bäcker in Paris
Gerlinde Bäcker
Gerlinde Bäcker
Lifestyle

Granny Aupair für reiselustige Seniorinnen

Seit zehn Jahren gibt es Granny Aupair. Reislustige und kinderliebe Seniorinnen werden an Familien in aller Welt vermittelt. Eine der ersten Teilnehmerinnen aus Österreich war Gerlinde Bäcker aus Klagenfurt. Sie betreute Kinder in Turin, London oder Genf.

Für viele junge Frauen und auch Männer ist es ein Traum, nach der Schule in ein fernes Land zu reisen. Mit Kinderbetreuung bei einer Familie kann man ein Taschengeld verdienen und lernt Land und Leute kennen. Doch Aupairs sind nicht länger eine Domäne der Jungen. Gerline Bäcker, heute 77 Jahre alt, war 2013 für fünf Monate in London. Danach ging es für zweieinhalb Monate nach Turin.

25 Jahre hatte sie schon Erfahrung als Leihoma und wurde durch eine Freundin auf den Granny Aupair Dienst aufmerksam. Die Freundin hatte einen Bericht im Fernsehen gesehen und ihr davon erzählt: „Ich habe dann sofort die Dame in Hamburg kontaktiert. Als meine Enkelkinder dann größer geworden sind, habe ich mir überlegt, das zu machen. Ich bin sehr reise- und kontaktfreudig und Spreche Französisch, Italienisch und Englisch.“

Gerlinde Bäcker
Gerlinde Bäcker
Blumenuhr in Genf

Ihr Vater legte großen Wert darauf, dass sie mehrere Sprachen lernt. Er schickte sie bereits in jungen Jahren als Austauschschülerin nach Italien: „Die Sprache soll man im Land lernen, ich war im Internat in der französischen Schweiz und habe dort auch zwei Jahre gearbeitet. Dadurch ist mir die Sprache sehr im Kopf geblieben. Ich gehe auch hier in Klagenfurt Französisch- und Englischkurse. Man muss das Hirn ja auch anstrengen.“

Bedingung: Zimmer mit eigenem Bad

Als Granny Aupair muss man außerdem sehr flexibel sein, da man ja die eigene Wohnung gegen ein kleines Zimmer eintauscht. Da müsse man Kompromisse eingehen, man kenne ja auch die Kinder nicht. Gerlinde Bäcker merkte jedoch im Laufe der Zeit, dass sie unbedingt bei ihrem Zimmer ein eigenes Bad haben möchte: „Weil man als älterer Mensch nicht gewillt ist, das Bad mit vier oder fünf Menschen zu teilen. Man will halt seine Privatsphäre haben, davon hat man ja wenig, weil man nur in einem kleinen Zimmer ist. Ein eigenes Bad ist für mich aber ein Muss.“

Gerlinde Bäcker
Gerlinde Bäcker
Palast in Brighton

Bevor sie sich entschlossen hatte, als Granny Aupair in ein anderes Land zu gehen, überlegte sie lange. Doch 2013 war es soweit und sie ging nach London: „Das war eine österreichische Ärztin mit einem kleinen Buben. Bei Granny Aupair legt man ja Wert darauf, dass man mit den Kindern Deutsch spricht. Sie leben im Ausland und gehen in den Kindergarten, sie wollen halt haben, dass sie das Deutsche bewahren.“

Suche nach erfahrenen Betreuerinnen

Manche Familien suchen vor allem Granny Aupairs, da sie mehr Erfahrung mit Kindern haben als junge Frauen. Man müsse kinderlieb sein und reisen können, man wisse nie, wie lange man bleibe. „Man hat immer viel Gepäck, ich weiß nie, wie viel ich einpacken soll, das ist für mich ein bisschen schwierig.“

In Turin war Gerlinde Bäcker bei einer deutschen Mutter, die dort arbeitete und einen kleinen Sohn hatte: „Ich musste ihn zur Tagesmutter bringen und abholen, weil sie beruflich viel unterwegs war, das ist gut gegangen.“ Die 77-jährige Klagenfurterin verstand sich sehr gut mit der Mutter und ist nach wie vor mit ihr in Kontakt: „Der Bub geht schon in die Schule. Nur beim Essen hat es gehapert, er wollte nicht gern essen, wie das oft so ist mit kleinen Kindern. Er war eineinhalb Jahre alt.“ Es habe ihr aber Spaß gemacht.

Kontakte in Genf geknüpft

Nach einer Pause ging es dann für drei Monate nach Genf, da war dann Französisch gefragt: „Ich sollte auch ein bisschen Deutsch sprechen mit den Kindern. Der Bub ist schon in die Schule gegangen, das Mädchen in den Kindergarten. Der war sehr teuer, so ist sie nur einmal pro Woche hingegangen.“ Sie habe dort viele Kontakte geschlossen, sei zur Gymnastik gegangen, während das Mädchen im Kindergarten war. Auch ein Fahrrad habe sie zur Benutzung bekommen, so habe sie Ausflüge machen können.

Viel von Brüssel gesehen

2016 war Gerlinde Bäcker für dreienhalb Monate in Belgien: „Brüssel als Stadt hat mir gut gefallen, ich war aber sehr überrascht, dass vor allem Flämisch gesprochen wird, was ich nicht beherrsche. Die Familie waren Deutsche, das Mädchen war auch in der deutschen Schule und der Bub in einem zweisprachigen Kindergarten.“

In dieser Zeit konnte sie sich viel in Brüssel ansehen. Einmal fuhr sie mit dem Schnellzug für drei Tage nach Paris. Bei der Familie half sie auch im Haushalt mit, habe gekocht und etwas geputzt. Hier hatte sie Zimmer und Bad, der Kleine mit seinen zweieinhalb Jahren sei aber immer zu ihr hinein gekommen, trotz Verbot. Es sei lustig mit dem Kleinen gewesen, erinnerte sie sich.

Es klappt nicht immer

Die letzte Station war dann in Paris. Dieser Aufenthalt dauerte jedoch nur drei Wochen: „Da haben wir uns einfach nicht verstanden. Mit Vater und Mutter schon, aber der fünfjährige Bub hatte, wie sich später herausstellte, ADHS, er wollte immer alles machen, was er wollte.“ Einmal habe er auch ihr Bad unter Wasser gesetzt: „Alles muss man auch nicht aushalten“. Auch bei erfahrenen Grannys klappt es nicht immer.

Erschwerte Bedingungen in CoV-Zeiten

Die weltweiten Coronavirus-Maßnahmen erschweren zwar laut Granny Aupair auch den kulturellen Austausch, dennoch habe man auch in dieser Zeit Grannys und Familien zusammenbringen können. Innerhalb Deutschlands, aber auch in Frankreich, Abu Dhabi, Österreich, Italien, der Schweiz oder Norwegen. Interessierte Familien knüpfen laut Auskunft der Agentur auch schon mit ihren Grannys Kontakte per Skype oder E-Mail, um sich besser kennenzulernen, bevor es irgendwann dann wieder losgehen könne.