Werner Kruschitz hat Covid überstanden
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Coronavirus

Langer Weg der Genesung nach Covid-19

Manche Menschen, die an Covid-19 erkranken haben leichte Symptome. Andere müssen ins Krankenhaus und leiden noch lange nach ihrer eigentlichen Genesung an Spätfolgen. Einer von ihnen ist Werner Kruschitz. Sechs Monate lang kämpfte er sich zurück ins Leben.

Erschöpfung, Atemnot, Husten, Geschmacksverlust, Vergesslichkeit und Schlafstörungen sind mögliche Folgen von Covid-19-Erkrankungen, international Long Covid genannt. Einer der ersten Kärntner, die sich im März mit dem Virus SARS-CoV-2 infizierten, ist Werner Kruschitz. Er hat kein Verständnis für Menschen, die Covid leugnen. „Viele Leute gehen zu leichtfertig damit um, man muss aufpassen.“

Folgen von Covid-Infektionen

206 Corona-Patienten müssen derzeit in Kärntens Spitälern behandelt werden. Manche Patienten trifft es dabei besonders hart. Werner Kruschitz ist einer von ihnen.

Sechs Monate bis zum Zustand vor Covid

18 Tage lang musste der Völkermarkter Unternehmer im März als einer der ersten Kärntner Covid-Patienten im Klinikum Klagenfurt behandelt werden: „Als ich vom Krankenhaus nach Hause gekommen bin, ist mir die Hose runtergefallen, weil ich soviel abgenommen habe. Ich wohne im zweiten Stock und da hinauf zu gehen hat eine halbe Stunde gedauert. Ich habe dann mehr und mehr versucht, mich zu erholen und meine Lunge zu fordern.“ Heute sei er wieder auf dem alten Stand, so Kruschitz.

Sechs Monate lang kämpfte sich der 65-Jährige zurück ins Leben. Er habe viele Ärzte befragt, chinesische Ärzte hätten Medikamente geschickt. Er habe von Anfang an wieder Sport betrieben und versucht, Muskeln aufzubauen.

Werner Kruschitz geht eine Treppe hinauf
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Heute ist Kruschitz wieder so fit wie vor seiner Erkrankung

Zehn Prozent haben monatelange Beschwerden

Im Therapiezentrum Althofen werden ehemalige Covid-19-Patienten wie Werner Kruschitz behandelt. Auch im Klinikum finden Patienten mit dem Post-Covid-Syndrom Hilfe. Die Symptome sind vielfältig und reichen von Erschöpfung bis zur Atemnot, so Lungenfacharzt Markus Rauter: „Es kann auch zu kognitiven Störungen kommen wie bei der Merkfähigkeit, Wortfindungsstörungen oder Konzentrationsschwäche. Darüber klagen viele Patienten.“ Nach drei bis vier Wochen können ein gutes Drittel der Patienten noch nicht wieder arbeiten. Zehn Prozent berichten über eine Symptomdauer von drei Monaten.

Frauen eher betroffen

Das trete nicht bei allen Patienten auf, das müsse man auch sagen, so Rauter. Man könne es auch nicht vorhersagen, welche Patienten ein Post-Covid-Syndrom erleiden: „In der Akutphase sind ja eher die Männer benachteiligt, die wir häufiger intensivmedizinisch versorgen müssen. Für das Post-Covid-Syndrom seinen die Frauen eher prädestiniert. Es gibt keine kausale Therapie, wir müssen symptomorientiert vorgehen.“

Wichtig sei es, zu wissen, dass es das Krankheitsbild gebe und dass es organisch begründet sei. Eine ganzheitliche Behandlung mit Rehabilitation sei hier wichtig. Nach aktuellem Stand gehe man davon aus, dass die Mehrzahl der Symptome wieder zurückgehen, so Lungenfacharzt Rauter.

Long Covid

Long Covid kann aber nicht nur bei schweren Fällen auftreten. Auch, wer milde Symptome hat und nicht ins Krankenhaus muss, kann lange von Müdigkeit oder Husten geplagt werden. Folgen betreffen Atemwege, Herz-Kreislauf-System, Muskeln, Nervensystem und auch den Stoffwechsel. Laut dem deutschen Robert-Koch-Institut (RKI) brauchen rund 40 Prozent der Patienten längerfristig Unterstützung. Virus Fatigue, eine bleierne, länger anhaltende Müdigkeit und Mattigkeit, kommt allerdings nicht nur bei Covid-19 vor, man kennt dies zum Beispiel auch von einer echten Grippe (Influenza).