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ORF/Iris Hofmeister
ORF/Iris Hofmeister
Umwelt

Was Naturschutzprojekte bewirken

Aufgrund von Naturkatastrophen und Klimawandel werden Naturschutzprojekte immer wichtiger. Mit Ende des Jahres liegt ein Bericht über verschiedene Langzeit-Naturschutzmaßnahmen vor. Einige davon hätten laut Experten bereits positive Veränderungen bewirkt.

Laut Tobias Köstl vom Ökologiebüro E.C.O., dem Leiter des Projekts, wurde vom Land Kärnten vor 20 bis 30 Jahren eine relativ große Menge an Naturschutzprojekten finanziert – in den Bergen, in den Tieflagen, in Mooren, auf Trockenwiesen. Ziel war es, damit die Bedrohungen, die auf gewisse Schutzgüter zukommen, einzubremsen: „Im Zuge dieser Naturschutzmaßnahmen wurde auch eine Dauerbeobachtung eingerichtet. Die Flächen wurden alle paar Jahre genauer untersucht, um die Effizienz und Wirkung der Maßnahmen zu untersuchen“, so der Experte.

Pferdeweide zur „Rettung“ von Keutschacher Moor

Um fünf Naturschutzprojekte geht es dabei. Eines wurde in der Moorlandschaft von Keutschach realisiert, ansonsten würde es hier zu Verbuschungen kommen. Sträucher, Büsche, Weiden, der Faulbaum können sich auf diesen Flächen ausbreiten. „Sie wachsen dort relativ schnell und gut. Es kommt zu einer Verschattung dieser Standorte, wodurch gewisse Pflanzenarten verdrängt werden.“

Um dies zu verhindern, wurde eine Pferdeweide errichtet und der Rest wurde einmal im Jahr gemäht. Das Ergebnis sei laut Köstl unterschiedlich zu betrachten: „Der Grundbesitzer ist sehr zufrieden. Er hat seine Pferde auf dieser Weide. Die Pferde fressen dieses saure Gras sehr gerne. Sie sind dort glücklich und zufrieden und um die andere Fläche muss er sich nicht kümmern.“

Aus naturschutzfachlicher Sicht wäre es laut Köstl das Optimum, wenn beide Flächen einmal im Spätherbst gemäht und das Mähgut aus der Fläche entfernt werden würde. Einen Kompromiss zu finden, der beide Seiten zufriedenstelle, sei die größte Herausforderung für den Naturschutz.

Zwei Wanderer
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Wandern abseits der Pfade schadet dem sensiblen Boden

Wanderer setzen sensiblem Boden am Hochobir zu

Ein weiteres Gebiet ist der Hochobir, wo spezielle, seltene Pflanzenarten unter Bedrängnis gerieten. Gründe dafür sind der erhöhte Besucherzustrom und die Beweidung. Laut Köstl werde der Oberboden abgetragen. Auf Kalkbergen sei nur eine dünne, verletzliche Bodenschicht vorhanden: „Wenn dann die Besucherströme nicht gelenkt sind und die Menschen kreuz und quer oben spazieren gehen kommt es durch die Wanderschuhe zu einer Verletzung des Bodens. Der Wind und das Wasser können dann diesen Boden verblasen und abtragen. Wenn der Boden einmal weg ist ist er weg.“

Regelmäßige Bestandsaufnahme blieb bislang aus

Dieses Projekt misslang jedoch, erklärt Ökologe Tobias Köstl, denn die Maßnahmen wurden am Hochobir vor 20 Jahren nur einmalig umgesetzt: „Es hat dann keine Wartung der Umsetzungsmaßnahmen gegeben. Dementsprechend sieht man, dass sich die Probleme eigentlich verschlechterten. Es besteht weiterhin akuter Handlungsbedarf.“ Es brauche eine engmaschige Untersuchung, die alle paar Jahre stattfindet, damit man frühzeitig in solche Prozesse eingreifen und sie unterbinden könne.

Mit Unkraut und Mohn überwucherte Gleise
ORF
Die Natur erobert sich die alten Gleise der Gailtalbahn zurück

Gailtal: Unkrautentfernung gleicht Sisyphosarbeit

Das dritte Gebiet befindet sich im Gailtal: Auf fünf Almen wurde versucht die Artenvielfalt zu erhöhen, wie zum Beispiel mit Ausjäten von Unkraut oder Aussaat. Die Ergebnisse sind hier sehr unterschiedlich, sagt Köstl. Das Auszäunen von Weidevieh aus Feuchtflächen habe gut funktioniert, während die Unkrautbekämpfung einer Sisyphosarbeit gleich komme: „Da muss man dran bleiben, das wissen auch viele Landwirte aus eigener Erfahrung. Das Einsäen von exponierten Wiesenflächen hat gute Wirkung gezeigt. Die Vegetation hat sich gut erholt. Es entstand ein gemischtes Bild im Gailtal.“

Alte Felder sollen wieder Moorwiesen werden

Beim vierten Projekt geht es um das ehemalige Metschacher Moor, das früher zu den größten Mooren Kärntens zählte. Es liegt in der Gemeinde Glanegg und wurde vor zirka 100 Jahren großflächig entwässert, um die Böden landwirtschaftlich nutzbar zu machen. „Sie sind relativ fruchtbar. Es waren dort Maiskulturen, also gemischte Kulturen mit Erbsen und Fruchtwechsel“, erzählt Ökologe Tobias Köstl. Vor 30 Jahren wurden diese Felder aus der Nutzung genommen, um zu schauen, wie sich solche intensivlandwirtschaftlichen Flächen nach Nutzungsaufgabe entwickeln und ob es möglich ist, solche Felder in Moorwiesen zurückzuführen.

Nachdem die Flächen einige Jahre brach lagen richtete man Forschungsflächen ein, um zu schauen, wie schnell die Pflanzenarten wieder zurückkommen und wie das Samenpotenzial im Boden sei: „Die ersten paar Jahre konnte sich die Natur dort völlig frei entwickeln. Nach zehn Jahren begann man mit einer extensiven Mahd, damit die Wiesenbestände nicht verwalden.“

Man mähte diese Flächen ein Mal im Jahr und entfernte das Mähgut. Das Ziel war laut Köstl, mit dem Landwirt eine schonende Grünlandbewirtschaftung zu vereinbaren, sodass er auch einen Nutzen daraus ziehen konnte. Er konnte das Heu verwenden und diese Fläche wurde ohne Dünger und mit einer schonenden Mahd in eine Art Feuchtfläche rückgeführt.

Ein Reh in einem Feld von der Drohne aus aufgenommen
Rettungshundebrigade Österreich/Landesgruppe Kärnten
Aus der Luft können zum Beispiel auch Rehe erspäht werden

Lokalaugenschein aus der Luft liefert Überblick

Außerdem wurde das Gebiet immer wieder beobachtet und wissenschaftlich untersucht, erklärt der Experte: „Man ist mit Leichtflugzeugen oder später Drohnen darüber geflogen und anhand der aktuellen Luftbilder konnte man Veränderungen in der Vegetationsstruktur und der Artenzusammensetzung auf der gesamten Fläche nachvollziehen.“

Nach 30 Jahren gibt es hier zwar keine Feuchtwiese, aber dafür um ein Drittel mehr Arten. Es siedelten sich nämlich nicht nur neue Pflanzen an, sondern auch Tiere, wie Bienen oder Vögel. Für Köstl ist es eines der spannendsten Naturschutzprojekte, das er begleiten durfte, sagt er: „Es war komplett unvorhersehbar, was dort passieren würde. Es haben sich dort Pflanzenarten angesiedelt, die man dort nicht erwartet hätte. Es wuchern zum Teil Brombeeeren und es gibt eine atemberaubende Vielfalt und Artengruppierungen, die sich auf den Wiesen entwickeln.“

Ziel: Datensammlung für Zukunft erhalten und erweitern

Den Daten des Projektes in Metschach weist Tobias Köstel einen unschätzbaren Wert zu. Es werde deutlich sichtbar, welche Auswirkungen die intensive Maiskultur auf die Natur habe. „Es gibt auch kaum Studien zu diesem Thema. Es ist wirklich Pionierarbeit auf diesem Gebiet. Wir hoffen, dass wir diesen langen und wertvollen Datenschatz gemeinsam mit dem Land Kärnten auch in Zukunft weiterführen und diese Fläche auch als Versuchsfläche nutzen können, um unterschiedliche Nutzungskonzepte und Maßnahmen auf solchen ehemaligen Moorstandorten umzusetzen“.

Schütt mit Dobratschwand
ORF/Petra Haas
Der Dobratsch

Auch das Projekt in der Schütt beim Dobratsch wurde erfolgreich abgeschlossen. Die Ergebnisse aller fünf Naturschutzprojekte werden Ende des Jahres an das Land Kärnten übergeben.