Jedes Jahr findet die Europäische Woche der beruflichen Bildung statt. Schulen aus ganz Europa werden dafür ausgezeichnet, wie sie die Schülerinnen und Schüler auf den Berufsalltag vorbereiten. Heuer ging der „Award for VET Excellence“ an die HTL Wolfsberg. Sie wurde schon zuvor – im Rahmen der Preisverleihung der Entrepreneurial School – unter 39 innovativen Schulen aus 25 europäischen Ländern ausgezeichnet.
Arbeitsalltag spielerisch kennenlernen
Wie läuft die Arbeit in Unternehmen tatsächlich ab? Was müssen Firmenchefs alles bedenken, damit sich ihre Produkte oder Dienstleistungen am Markt behaupten?
Wie gewinnt man Kunden und was trägt langfristig zum wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens bei? Antworten auf Fragen wie diese werden den Schülerinnen und Schülern der HTL Wolfsberg unter anderem auf spielerische Art und Weise nähergebracht.
Die Theorie steht in den Schulbüchern – regelmäßig bekommen die Schülerinnen und Schüler dann auch Einblick in die Arbeit in Industrie- und Gewerbebetrieben. Einerseits in traditionellen Werkstätten der Schule, aber auch im Umgang mit neuen Technologien – in Theorie und Praxis.
Leonie Sattler: „Die Lehrer schauen auch, dass die Mädchen gut mitkommen, obwohl ich zur Zeit eine von jenen bin, die sehr viel weiterhelfen muss.“
Unternehmerisches Denken und Handeln im Fokus
Die Bereiche Maschinenbau – Automatisierungstechnik, Mechatronik, Wirtschaftsingenieurwesen – Maschinenbau und Betriebsinformatik zählen zu den Ausbildungsschwerpunkten. Die Schule ist als Kompetenzzentrum „Entrepreneurship Education in Engineering“ zertifiziert.
Das heißt, unternehmerisches Denken und Handeln steht im Mittelpunkt, sagt Direktor Jürgen Jantschgi: „Wir machen Junior Companies, wo Schüler auch ihr Unternehmen relativ früh gründen können – in der zweiten und dritten Klasse. Das führt dazu, dass sie ein weitaus besseres Verständnis bekommen. Ein weiterer Aspekt ist, dass all unsere Klassen einen Firmenpartner haben. Das heißt, sie sind laufend in Kontakt mit Unternehmen.“
Schüler schätzen Einblick in die Praxis
50 Partner hat die Schule – aus der Region, aber aus anderen europäischen Ländern. Die Jugendlichen schätzen die Möglichkeit, praxisnahe Erfahrungen sammeln zu können, sagt Schülersprecher Jakob Fellner: „Es ist echt super, weil wir können dorthin auch Exkursionen machen und kennenlernen, wie soetwas funktioniert.“
Austausch mit Partnerschulen nach CoV wieder in echt
Wegen der Coronavirus-Pandemie fand die Preisverleihung heuer nur virtuell statt. Sobald es wieder möglich ist, soll der Austausch mit Schulen und Partnern in ganz Europa auch wieder „in echt“ erfolgen, sagt Abteilungsvorstand Johann Millonig: „Bei den EU-Projekten gehen nicht nur wir zu den Partnerschulen, es kommen auch immer die Partnerschulen zu uns. Wir haben mit der HTL Wolfsberg schon über zehn Länder besucht.“ Die Schüler von auswärts würden aber auch in der Werkstätte und den Labors mitarbeiten. Ziel sind auch in Zukunft nachhaltige Kooperationen mit heimischen und international tätigen Wirtschaftsbetrieben.
Abschlussarbeiten im Technologiebereich und die Teilnahme an Innovationswettbewerben soll die Schülerinnen und Schüler für ein möglichst abwechslungsreiches Berufsleben vorbereiten – in Kärnten oder wo immer ihre Fähigkeiten in Zukunft gefragt sind.
Grenzenloser Austausch soll auch digital möglich bleiben
Das Projekt SCET-NET (Senza Confini Education and Training Network) bietet seit zwei Jahren Schülern und Lehrlingen die Möglichkeit, während eines mehrwöchigen Zeitraumes in den Arbeitsalltag eines italienischen Betriebes in den Regionen Friaul-Julisch-Venetien oder Venetien hineinzuschnuppern bzw. italienischen Jugendlichen, erste Arbeitserfahrungen in Kärnten zu sammeln. Während des Praktikums lernen die Teilnehmer die Unternehmenskultur, die Sprache und die Lebensweise in der jeweiligen Nachbarregion kennen.
Derzeit arbeiten die Projektpartner grenzübergreifend daran, das Projekt hinsichtlich der neuen Erfordernisse, die die Coronaviruspandemie mit sich gebracht hat, zu überarbeiten. Geprüft wird, ob das Distance-Learning auch in diesem Bereich eingesetzt werden kann, um – zumindest in nächster Zeit – weiterhin einen virtuellen Austausch zu ermöglichen.