1191 wurde Spittal erstmals im heute noch wichtigsten Schriftstück der Stadt als Zemspittl urkundlich erwähnt. Das ist den Ortenburgern zu verdanken, sagte Kärnten Guide Sigrid Gauster: „Die Grafen Ortenburg errichteten auf dem alten Handelsweg zwischen Venedig und Augsburg ein Armenspital und eine Kapelle.“
Gesundheit und Kulinarik
Man wollte die Handelsleute und Pilger auf ihrer Durchreise medizinisch aber auch spirituell versorgen können. Auch die Kulinarik sollte an diesem Rastplatz eine große Rolle spielen, so Gauster: „Umgeben waren Kapelle und Armenspital von einem Markt, der hieß Markt beim Hospital und so entstand der Ortsname Spittal.“ In den Ortsnamen setzte man ein zweites t. Das gehe auf eine barocke Gepflogenheit zurück, um sich von anderen Ortsbezeichnungen zu unterscheiden. Spital am Pyhrn und Spital am Semmering schreibe man mit einem t.
Neuer Herrscher baute Spital neu auf
Das Spital, das der Stadt ihren Namen gab, fiel einem Großbrand zum Opfer, wie so viele Gebäude in der damaligen Zeit: „Gabriel von Salamnca, der 1524 die Grafschaft Ortenburg erwarb, ließ nicht nur ein Schloss von beeindruckender Größe und Schönheit errichten – Schloss Porcia – sondern er hatte auch ein großes soziales Engagement. So veranlasste er den Neubau eines Hospizgebäudes.“
Diesmal stand das Gebäude aber außerhalb des Marktes, aufgrund der latenten Seuchengefahr. Das neue Hospital entstand auf der anderen Seite der Lieser, kurz nach dem heute noch vorhandenen Stadttorbogen. „Ein vierflügeliger Gebäudekomplex in schlichtem Renaissancestil mit zweigeschossigem Arkadenhof. Die Armen und Kranken wohnten sozusagen in einem Palast.“ Sein Schloss Porcia bewohnte der Graf aber nie selbst, dauerte der Bau doch 70 Jahre.
Aufseherin und Krankenschwester
Die Betreuung im Spittl sah damals so aus: „Um 10.00 Uhr Mittagessen, Frühstück gab es keines, am Nachmittag eine Scheibe Brot. Zweimal am Tag musste die Aufseherin, die zugleich auch Krankenschwester war, alle Krankenräume mit Wacholderbeeren ausräuchern. Einmal in der Woche bekamen die Insassen ein frisches Hemd, eine Halskrause. Alle 14 Tage wurde die Badstube geheizt.“
1797 kam der nächste Rückschlag, es gab einen schweren Brand beim Abzug der französischen Truppen. Das Spittl wurde teilweise zerstört. Erst 1843, 50 Jahre später, sei es wieder aufgebaut worden. Die Südfassade im Stil des Klassizismus. Die durch den Brand ebenfalls zerstörte Spittlkirche wurde allerdings nicht mehr aufgebaut.
Vom Krankenhaus zur Fachhochschule
Das Spittl veränderte sich im Laufe der Jahre vom Krankenhaus zum Amtsgebäude, so Gauster: „Die Bezirkshauptmannschaft zog ein, eine Volksschule, eine Bürgerschule und 1935 wurde es eine Kaserne. Erst 1990 kaufte die Stadt das Gebäude, es erfolgte die Umgestaltung zur Fachhochschule.“ Schwerpunkt sind Architektur und Bauingenieurswesen.
Das Spittl in Spittal ist ein Baudenkmal, ein Juwel und ein besonderer Zeitzeuge seit fast 500 Jahren. Heute wird es auch noch gerne für Veranstaltungen genutzt.