Hand hindert bunte Domino Steine am Fallen
Andrey Popov – stock.adobe.com
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Wirtschaft

Kreditschützer warnen vor Pleitewelle

Seit Beginn der Coronakrise ist die Zahl der Unternehmenspleiten in Kärnten um 40 Prozent gesunken. Was im ersten Moment klingt, wie eine gute Nachricht, sei aber ein Alarmsignal, sagen die Kreditschützer. Pleiten würden derzeit nur verzögert. Gläubiger könnten später noch mehr durch die Finger schauen als sonst.

Seien die Hilfen der Bundesregierung in der Pandemie ursprünglich dazu gedacht gewesen, Unternehmen zu unterstützen die durch den Lockdown in Schieflage geraten sind, gehe jetzt der Schuss nach hinten los. Viele Firmen würden künstlich am Leben erhalten, sagte Barbara Wiesler-Hofer vom Kreditschutzverband von 1870. „Es ist an der Zeit, dass wir wieder zu einer wettbewerbsorientierten Volkswirtschaft zurück kehren sollten. Durch die Stundungen werden vor allem schwache Unternehmen begünstigt und die Insolvenzanträge verschleppt.“ Das führe zu einem Rückstau von Insolvenzen, die sonst bereits erfolgt wären.

Gestundete Beträge müssen nachgezahlt werden

Stundungen gibt es bei den Sozialversicherungsbeiträgen und den Abgaben an das Finanzamt. Doch das sei kein Erlass der Beiträge, diese müssten auf jeden Fall in Zukunft von den Unternehmern in voller Höhe nachgezahlt werden, betonte Wiesler-Hofer. Der Rückgang der Insolvenzen sei vor allem auf nicht erfolgte Anträge der Sozialversicherungen und der Finanzbehörden zurückzuführen, die sonst die meisten Insolvenzanträge stellen. Das müsse bald wieder so sein, forderte Wiesler-Hofer.

„Es ist Mut nötig, einen Insolvenzantrag zu stellen. So kann das Unternehmen einen Neubeginn starten. Wenn kein Vermögen da ist, kann sich das Unternehmen möglicherweise nicht sanieren, dann müsste ein Verwertungsverfahren eingeleitet werden und dann gehen auch noch die Arbeitsplätze verloren.“ Werden nämlich kränkelnde Unternehmen weiter am Leben erhalten, steigen die Schulden und die Gläubiger würden selbst Richtung finanziellen Ruin gedrängt. Dann könnten auch eigentlich gesunde Unternehmen als Gläubiger in Schwierigkeiten geraten, sagte Wiesler-Hofer.