Frau vor Computerbildschirm Contact Tracing
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Chronik

Arbeitslose als Contact-Tracer

In Kärnten sind am Samstag sechs Neuinfektionen – drei im Bezirk Feldkirchen, je eine in den Bezirken Klagenfurt-Land, Spittal und Wolfsberg – gemeldet worden. Künftig werden 15 Langzeitarbeitslose die Gesundheitsbehörden beim „Contact-Tracing“ unterstützen. Sie werden gerade in den Gesundheitsämtern eingeschult.

Es gibt österreichweit immer mehr Fälle von Menschen, die mit Covid-19 infiziert sind. Aktuell sind in Kärnten – Stand Samstagmittag – 39 Personen mit dem Coronovirus infiziert. Die Gesamtzahl seit Ausbruch der Pandemie liegt bei 688. Die Nachverfolgung, wo sie sich angesteckt haben, bzw. mit wem sie bis zum Auftauchen der Infektion Kontakt hatten, wird immer wichtiger: Contact-Tracing ist das Schlagwort dafür.

Arbeitslose als Contact Tracer

In Kärnten sind am Samstag sechs Neuinfektionen – drei im Bezirk Feldkirchen, je eine in den Bezirken Klagenfurt-Land, Spittal und Wolfsberg – gemeldet worden. Künftig werden 15 Langzeitarbeitslose die Gesundheitsbehörden beim "Contact Tracing“ unterstützen. Sie werden gerade in den Gesundheitsämtern eingeschult.

Menschlichkeit und Einfühlungsvermögen gefragt

Die neuen Contact-Tracer sind fast so etwas wie „Coronavirus-Detektive“. Ihre Aufgabe lautet – bei möglicherweise oder tatsächlich mit Covid-19-Infizierten telefonisch herauszufinden, mit wem sie Kontakt hatten. Das erfordert viel Kleinarbeit und viel Menschlichkeit, erzählt Britta Botros-Güttersberger. Sie arbeitet nun im Gesundheitsamt in St. Veit an der Glan: „Es ist wichtig, mit den Personen immer sehr freundlich umzugehen und sich in sie hinein zu denken.“

Neue Chancen für Arbeitslose über 50

Die neuen Contact-Tracer haben fixe Verträge für ein Jahr. Für sie ist es die Chance, nach langer Arbeitslosigkeit sich wieder in einem Beruf zu beweisen, denn über 50-Jährige gelten als schwer vermittelbar. Britta Botros Güttersberger: „Für mich war es eine freudige Mitteilung, dass ich hier mitarbeiten kann. Das ist eine neue Chance für mich. Ich hoffe, dass ich hier bis zu meiner Pension tätig sein kann.“

Mit einem Fragebogen erheben die Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde, darunter nun auch die neuen Contact-Tracer genau, mit wem die Betroffenen Kontakt gehabt haben. Die Daten werden in eine Datenbank eingepflegt.

Frauenhände auf Computertastatur
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Mehr Sozialkontakte – mehr Kontaktpersonen

Alleine in St. Veit gibt es zehn Verdachtsfälle pro Tag, die nachzuverfolgen sind. Jeder Verdachtsfall hat im Durchschnitt bis zu 20 Kontaktpersonen, die auch informiert und befragt werden müssen. Bisher gab es im Bezirk St. Veit 60 Personen, die positiv auf Covid-19 getestet wurden. Die Arbeit dürfte im Herbst und Winter mehr werden, sagt die St. Veiter Amtsärztin Barbara Kohlweg: „Weil das soziale Leben wieder zunimmt merken wir, dass sich auch die Zahl der Kontaktpersonen deutlich erhöht.“

Besonders schwierig sei es an Wochenenden, wo Amtsärzte für ganz Kärnten Dienst hätten: „Da können bis zu sieben, acht Verdachtsfälle auftreten. Da sprechen wir von mehr als hundert Kontaktpersonen. Das ist eigentlich nicht mehr zu bewältigen.“

Rachenabstrich Coronavirus
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Rachenabstrich

Wie die St. Veiter Bezirkshauptfrau Claudia Egger sagte, sei das Contact-Tracing mit zahlreichen Anrufen verbunden: „Nachdem die Prognosen zeigen, dass im Herbst die Fälle steigen werden, werden wir mit dem derzeitigen Personal nicht auskommen.“

Blick auf Bezirksstadt St. Veit an der Glan Vogelperspektive
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St. Veit an der Glan

Prettner will weitere 30 Contact-Tracer einstellen

Die 13 neuen Contact-Tracer werden nicht die letzten sein. Es werden weitere eingestellt, sagt Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ): „Wir gehen davon aus, dass es nicht reichen wird. Ich bin in Vorbereitung eines zusätzlichen Regierungssitzungsaktes, um zusätzliche 30 Personen für die Verstärkung der Arbeit an den Gesundheitsbehörden sicherzustellen.“

Kritisiert wird von den Gesundheitsbehörden, dass die Auswertung der Tests noch immer viel zu lange dauert, nämlich etwa 48 Stunden. In Kärnten sind es weniger, sagt Prettner, im Regelfall seien es mittlerweile 24 Stunden.