Statue des Jünglings im kunsthistorischen Museum
„Kennst Du Kärnten“

Geheimnisvoller Jüngling vom Magdalensberg

Es ist die schönste lebensgroße Bronzestatue, die jemals nördlich der Alpen gefunden worden ist: Der Jüngling vom Magdalensberg, 1502 zufällig beim Pflügen entdeckt. Seit damals beschäftigt die Figur die Forscher. Antworten darauf, wer sie fertigte und woher sie stammt, gibt es bis heute nicht. Erhalten sind nur Repliken.

Der Jüngling wird nicht nur den Römern und auch den Griechen zugeschrieben. Obwohl er einzigartig ist, findet man ihn an mehreren Orten wieder, so Fremdenführer Ernst Bauer: „Das Original ist ja leider schon lange verschwunden. Wir haben nur Repliken. Die bedeutendste steht im kunsthistorischen Museum im Wien, eine Kopie steht in der Residenz in Salzburg, eine auf dem Stauderplatz in Klagenfurt und eine an der Ausgrabungsstätte auf dem Magdalensberg.“

Statue des Jünglings vom Magdalensberg
Nachbildung im Archäologiepark Magdalensberg

Römische Kopie von griechischer Statue

Der Jüngling wird den Griechen zugeschrieben. Aber wer ist er und warum so bedeutend? Fremdenführer Bauer dazu: „Erstens ist er eine griechische Skulptur, die von den Römern kopiert wurde. Und da steckt man schon mittendrin in der hochinteressanten Kunstgeschichte, weil man dann schön die Unterschiede zwischen der römischen und griechischen Antike feststellen kann. Und das in einer römischen Ausgrabungsstätte.“

Beim Jüngling vom Magdalensberg handelt es sich um eine nackte Figur, 1,85 Meter groß. Ein deutliches Indiz dafür, dass er Grieche sei, so Bauer. Die Griechen hätten ihre Figuren gerne idealisiert. „Wenn man dem Jüngling auf der Straße begegnet, würde man ihn nicht erkennen, weil er keine individuellen Gesichtszüge hat, sondern weil er wie ein Gott verschönert wurde.“

Römer bildeten echte Menschen nach

Während die Römer detailverliebter waren: „Die Römer haben ihre Figuren aus einem Ahnenkult heraus produziert. Das geht auf die Etrusker zurück, die auf den Grabstätten ihrer Vorfahren Skulpturen anbrachten. Die Römer haben immer eine konkrete Figur gemeint, wenn sie so eine Skulptur geschaffen haben. Würdig im Gewand und nicht nackt.“

Auch die Haltung des Jünglings deutet auf einen Griechen hin, so Fremdenführer Bauer. Man sehe, er stehe auf einem Bein und das zweite Bein sei nur leicht mit den Zehenspitzen angelegt: „Womit der Künstler sagen wollte, das ist ein Autonomos, das ist ein Wesen, das sich aus sich selbst bewegen kann, als ob die Figur jeden Augenblick einen Schritt machen könnte.“

Inschrift weist auf befreite Sklaven hin

Geht man noch näher an die Figur, so entdeckt man auf dem rechten Oberschenkel eine Inschrift. Das führe noch weiter in die Geschichte, denn es weise auf zwei römisch-keltische Sklaven hin, die frei gelassen worden seien und aus Dankbarkeit oder weil sie zu Geld gekommen seien, diese Figur geschaffen haben, die „die schönste lebensgroße Bronzefigur gilt, die jemals nördlich der Alpen gefunden wurde“, so Bauer.

Erzbischof nahm Statue mit nach Salzburg

Aber selbst diese Inschrift gibt keine Antwort auf das Wirken und Sein des Jünglings, so Bauer. Man wisse ja nicht einmal genau, wer dargestellt sei. Es könnte ein Sportler oder ein Gott sein, man vermutet noch mehr solche Figuren in der Erde der Ausgrabungsstätte. „Er wurde bei Feldarbeiten auf dem Magdalensberg gefunden. Der Bauer rannte zum Pfarrer, dieser verständigte den Bischof Matthäus Land von Wellenburg.“

Er war damals Bischof von Gurk und wusste sofort, worum es sich bei dem Fund handelte: „Er wurde leider zum Erzbischof von Salzburg und hat den Jüngling mitgenommen. Seit damals ist er weg aus Kärnten.“

Original bleibt verschollen

Bis in die 1980er-Jahre nahm man an, dass die Statue 1806 von Salzburg nach Wien kam. 1986 führten Untersuchungen der Gusstechnik sowie naturwissenschaftliche Analysen des Metalls jedoch zu dem Ergebnis, dass die Wiener Statue ein Abguss aus der Mitte des 16. Jahrhunderts ist.

Laut Protokollen des Salzburger Domkapitels gelangte es 1551 in den Besitz von König Ferdinand I., nachdem ein Abguss angefertigt worden war, der zunächst in Salzburg verblieb und 1806 nach Wien kam. Das Original wurde nach Spanien gebracht, wo es 1662 und 1786 in den königlichen Gärten des Schlosses von Aranjuez nachzuweisen ist. Seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts ist das Original der Statue verschollen (Wikipedia).