Krankenhaus Spittal
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Chronik

KH Spittal: Prozess um Entlassung fortgesetzt

Im Arbeitsgerichtsprozess um den vom Krankenhaus in Spittal entlassenen Betriebsratsobmann scheint nach dem zweiten Verhandlungstag ein Vergleich nicht möglich. Der Mann hatte vor dem Coronavirus-bedingten Lockdown schwangere Kolleginnen auf ihre besondere Schutzwürdigkeit hingewiesen und die Spitalsleitung um frühzeitige Karenzierung ersucht.

Die Geschäftsführerin des Krankenhauses Andrea Samonigg-Mahrer ging laut ihrer Aussage davon aus, dass der Betriebsratsobmann das Krankenhaus schädigen wollte. Er hingegen sagte, er habe seiner Aufgabe entsprechend, die Mitarbeiter vor einer Covid-19 Infektion schützen wollen. Am Dienstag nannte er vor Gericht einige Beispiele für den seiner Einschätzung nach inadäquaten Umgang des Krankenhauses mit der Infektionsgefahr.

Prozess um Entlassung fortgesetzt Samonigg-Mahrer Betriebsrat
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Trotz Fieber in den OP gegangen

Ein Chirurg, der zuvor bei einer Bergrettungsübung in Italien war, habe den medizinischen Direktor informiert, dass er sich krank fühle, Husten habe und in Tarvis im Einsatz gewesen sei. Er solle arbeiten, sei die Antwort gewesen. Das habe der Chirurg vor der geplanten Schulter Operation seinem Team mitgeteilt. Der Mann hatte zu diesem Zeitpunkt aber 38,5 Grad Fieber. Das stellte der Anästhesist im Operationssaal fest. Daraufhin seien alle Operationssäle im Krankenhaus Spittal gesperrt worden.

Prozess um Entlassung fortgesetzt Samonigg-Mahrer
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Geschäftsführerin Samonigg-Mahrer sagte auf Befragen des Richters, die Vorgangsweise des medizinischen Direktors sei richtig gewesen. Damals seien nur einige Regionen in Italien und nicht das gesamte Staatsgebiet als Risikoregion ausgewiesen gewesen.

„Virus springt ja niemanden vom Boden an“

Der Entlassene bringt ein zweites Beispiel. Bei einem hoch fiebernden Patienten mit Lungenentzündung wurde laut Aussagen des Betriebsrates tagelang der von den Ärzten verlangte Corona Test verweigert, weil der Patient zuvor in keinem Krisengebiet war. Die Mitarbeiter seien dadurch einem Risiko ausgesetzt gewesen. Die Geschäftsführerin sagte, die Mitarbeiter hätten Masken gehabt und die Vorgangsweise habe den Richtlinien des Bundes entsprochen.

Prozess um Entlassung fortgesetzt Samonigg-Mahrer
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Ein Gang im Krankenhaus sei von Covid-19 positiven und Covid-19 negativen Patienten benützt worden, brachte der Betriebsrat ein drittes Beispiel. Kein Problem für die Krankenhausleitung, denn das Virus springe ja niemanden vom Boden oder den Wänden an, so Andrea Samonigg-Mahrer wörtlich. Angesprochen vom Richter auf Aerosole, sagtebSamonigg-Mahrer, dass sie das fachlich nicht beurteilen könne, der Gang aber sehr viel Luftraum biete, vier Meter hoch und zwei Meter breit sei.

Schwangere entweder im Urlaub oder bereits freigestellt

Auch das Zusammentreffen von Mitarbeitern mit Schutzkleidung mit jenen, die bereits ohne Schutzkleidung den Dienst verlassen, sei für Samonigg-Mahrer wörtlich keine Gefahrensituation. Den vom Betriebsrat kritisierten Mangel an Schutzkleidung und Masken bestritt sie. Sie bestätigte jedoch, dass Mitarbeiter gefragt wurden, ob sie helfen würden, Schutzmasken aus Stoff zu fertigen. „Warum?“, fragte sie Richter Hellfried Kandutsch. Als Beschäftigungstherapie antwortete die Krankenhausverantwortliche.

Am Dienstag belegte der Anwalt des Krankenhauses, dass zum Zeitpunkt der vom Betriebsrat vorgebrachten Kritikpunkte, keine der schwangeren Mitarbeiterinnen im Dienst war. Die Frauen waren entweder krank, im Urlaub oder bereits freigestellt. Ob das Krankenhaus ab einem bestimmten Zeitpunkt beschlossen habe, wie schwangere Mitarbeiterinnen zu schützen seien, verneint Samonigg-Mahrer. Der Prozess wurde am Dienstag vertagt. Mitte Oktober soll weiterverhandelt werden. Dann wird der Betriebsrat, der gegen seine Entlassung kämpft, eingehend befragt.