Der Kunstbetrieb nimmt langsam aber sicher wieder Fahrt auf. Am Mittwoch wurde im Klagenfurter Künstlerhaus der Bank Austria Kunstpreis 2020 vergeben. Sechs junge Kärntner Künstler unter 35 Jahren waren vorab aus zahlreichen Bewerbungen ausgewählt worden, sich in diesem besonderen Corona-Jahr mit dem Thema „Wurzeln“ auseinanderzusetzen. Die Wahl der Jury für den mit 5.000 Euro dotierten BA-Kunstpreis 2020 fiel schließlich ziemlich einhellig auf Paul Spendiers Arbeit „Entangled System“.
Es besteht aus diversen Seggen und Gräsern, lauter rhizombildenden Pflanzen also, die in Keramiktöpfen stecken und mittels Kabelgewirr und Microcomputer miteinander verbunden sind und wie in einer Art Pflanzenballett gemeinsam tanzen.
Paul Spendier: „Es war eben spannend, organische Materialien wie Erde, oder Pflanzen mit mechanischen Teilen aus Metall in ein harmonisches Zusammenspiel zu bringen. Dabei kommen ganz oft unvorhersehbare Ergebnisse raus und das finde ich auch ganz spannend in meiner künstlerischen Arbeit.“
Was sind Rhizome?
Rhizome sind dicht unter der Oberfläche wachsende, quer sprießende Wurzelsysteme, die von gewissen Pflanzen ausgebildet werden. Bei Gattungen, die sich mit dieser Art von Wurzeln ausbreiten fällt es schwer von einzelnen Individuen zu sprechen, da sie riesige, unterirdische Netzwerke entwickeln […]
Paul Spendier, Entangled System
Keine „Wohnzimmer-Kunst“
Na gut: Paul Spendiers „Verwobenes System“, sein „Entangled System“ ist zwar nichts, was man sich so ohne weiteres ins Wohnzimmer stellen kann. Und auch bei den anderen Arbeiten sucht man die klassische Malerei vergebens. Aber darum geht es bei der Förderung junger Kunst auch gar nicht. Lisa Ortner-Kreil vom Bank Austria Kunstforum Wien: „Die Künstlerinnen und Künstler bekommen im Rahmen des Bank Austria Kunstpreises die Möglichkeit, sich auch in den Raum zu bewegen, installativ zu arbeiten und das ist, unter anderen, vielleicht einer der vielen Gründe, warum es in diesem Jahr mit der klassischen Malerei, die man als Gemälde an die Wand hängt, weniger zu tun hat.“
Kunstpreisverleihung inklusive Contact Tracing
Coronabedingt ist der Bank Austria Kunstpreis in diesem Jahr von der Galerie 3 ins größere Künstlerhaus umgezogen – inklusive Sicherheitsabstand, Contact tracing und Mundschutz. Eingereicht und bewertet werden die Arbeiten allerdings anonym, „das ermöglicht oft auch Künstlerinnen und Künstlern, die nicht so viele Preise, Ausstellungen und eine lange Karriere haben, hier wirklich zu reüssieren“, so Organisatorin Lena Freimüller von der Galerie 3.
Hinzu kommt die regionale Kunstförderung. Sie ist dieser Tage bekanntlich wichtiger denn je. Jürgen Münzer konnte mit „Windschiefe Wahrscheinlichkeiten“ den zweiten Preis für sich gewinnen.
Natürlich ebenfalls sehenswert sind die Arbeiten der Mit-Nominierten: Dana Rausch, Leonie Matthis, Mima Schwahn und Martin Egger – und das noch bis 29. August im Klagenfurter Künstlerhaus.