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Eishockey-Profibetrieb in Gefahr

Das Schicksal der heimischen Eishockey-Liga liegt in den Händen der Politik. Aufgrund der aktuellen Coronavirus-Vorgaben scheint der Profibetrieb ernsthaft gefährdet. Die Zahl der zugelassenen Fans lässt keine Finanzsaisonplanung zu. KAC und VSV brauchen eine schnelle Entscheidung.

Der KAC hatte in der abgelaufenen Saison einen Zuschauerschnitt von 3.600 Fans. „Wenn es stattdessen 2.000 sind, muss ich das Budget dahingehend anpassen", so KAC General Manager Oliver Pilloni an.“ Es mache natürlich einen Unterschied, ob der KAC mit 2.000 Fans auskommen müsse oder ein Club, der sowieso weniger Fan-Zuspruch habe. Eine Reduzierung auf wie in Innsbruck vorgesehen knapp 400 gehe aber keinesfalls, bestätigte Pilloni seine Kollegen aus Dornbirn und Tirol.

Mit 400 Fans Spiele unmöglich

So hat etwa der HC Innsbruck bei der Hallenbegehung durch die zuständige Behörde erfahren, dass nur knapp 400 Fans bei Heimspielen zugelassen wären. „Da kann keine Mannschaft überleben“, betonte Dornbirn-Manager Alexander Kutzer.

Der Vorarlberger erklärte im APA-Gespräch, dass die „vielen dehnbaren Begriffe im Verordnungstext es unmöglich machen, ein realistisches Budget für die neue Saison zu erstellen. Wir wollen ja und werden am 28. September Eishockey spielen, das ist unser Ziel und Anliegen. Aber es muss uns jemand auch die Möglichkeit geben, dass wir wirtschaftlich überleben können“, appellierte Kutzer an die Regierung. „Eine solche wirtschaftliche Basis gibt es derzeit nicht“, bestätigte auch HC-Innsbruck-Obmann Günther Hanschitz.

Möglichkeit Spieler in Kurzarbeit zu schicken

„Ich weiß nicht worauf gewartet wird. Wenn nicht nächste Woche seitens der Bundesregierung eine Entscheidung fällt, wie es für unseren Sport weitergeht, sehe ich den 25. September als Starttermin für die Liga nicht zu halten“, so EC VSV Vorstand Gerald Rauchenwald.

Der Villacher denkt auch weiter. Im Falle eines Ligaabbruchs, müsste man die Möglichkeit haben, die Spieler in Kurzarbeit schicken zu können. Dafür müssten Klauseln in den Vertrag geschrieben werden. Ob die Spieler das unterschreiben, stehe aber auf einem anderen Blatt Papier. Der Villacher sieht nun die Liga und da auch Liga Geschäftsführer Christian Feichtinger gefordert, Lobbying zu betreiben, damit es schnell ein Ergebnis gebe.

„Man wird nackig hängen gelassen“

Theoretisch wären ab September bei Indoor-Veranstaltungen – also auch im Eishockey – wieder maximal 5.000 Fans möglich, sofern es die Verhältnisse in der jeweiligen Austragungsstätte erlauben. Doch schon allein aufgrund der Abstandsregeln sei diese Zahl utopisch. „Man hört von der Regierung immer, wir dürfen 5.000 Zuschauer reinlassen. Was aber nicht dazu gesagt wird, unter welchen Rahmenbedingungen und zu welchen Kosten diese möglich sind“, stellte Kutzer dazu klar.

„Wir sind von Anfang an für eine rein österreichische Liga gewesen. Das hätte sicher einiges vereinfacht, als eine Liga mit Teams aus mehreren Nationen. Man habe der Liga auch ein Siebenpunkte-Konzept übergeben, wie man sich den Spielbetrieb vorstelle.

Mit Masken keine finazielle Zuwendung nötig

„Wir können uns vorstellen, die Stehplätze auf Sitzer umzubauen. Mit Maskenpflicht könnten wir dann alle Sitzplätze belegen. Der Umbau ist kein Problem. Das kann mit ein paar Handgriffen erledigt werden. Jeder Zuschauer soll dann eine Maske tragen. Dadurch verlieren wir zwar 1000 – 1500 Plätze, aber mit der Differenz aus Sitzer und Stehern könne man das wieder hereinholen“, so Rauchenwald. Man brauche jedoch mindestens 3000 Zuschauer im Schnitt um eine Saison ausgeglichen budgetieren zu können.

Wenn der Vorschlag mit Maskenpflicht und den Sitzplätzen umgesetzt werden darf, dann brauche es auch keine finanzielle Unterstützung. „Wir wollen nicht dem Steuerzahler am Taschl hängen, wir wollen spielen“, so der Vorstand des EC VSV. Sollte aus irgendwelchen Gründen nicht gespielt werden können, lässt Rauchenwald den Ausgang des Szenarios offen. Positiv sei es jedoch nicht, so viel steht fest.

TV Gelder mit Fußball nicht vergleichbar

„Der wichtigste Faktor sind die Zuschauer“, versicherte ebenso Pilloni, dass aufgrund der Unklarheit über die Anzahl der zugelassenen Fans derzeit keine seriöse Finanzsaisonplanung möglich sei. „Du kannst kein Budget machen, wenn man nicht weiß, wie viele Zuschauereinnahmen wir haben werden“, erläuterte Pilloni und verwies auch auf die im Vergleich zum Fußball fehlenden Fernsehgeld-Millionen und Ablösesummen.

„Wir haben nicht 30 Millionen TV-Gelder wie in der Schweiz“, sagte Franz Kalla, der Manager der Vienna Capitals. Der Club war vergangene Saison mit Zuschauerzahlen von weit über 5.000 laut Kalla auf Rekordkurs. „Die Zuschauereinnahmen sind essenziell wichtig“, betonte der Caps-Manager. Ein Ausfall täte „wahnsinnig weh“. Kalla meinte jedoch, Jammern helfe nicht. „Wir müssen una adaptieren, umdenken und lernen.“

Hilfsgelder für Clubs nötig

Pilloni wünscht sich eine möglichst rasche Entscheidung über die erlaubten Zuschauerkapazitäten. „Jetzt wird es langsam Zeit. Ich muss wissen, ob 1.000 oder 2.000 kommen dürfen, damit ich kalkulieren kann. Aber ich nehme an, dass alle die gleichen Probleme haben“, meinte der Manager des Rekordmeisters.

Kritik an der langen Dauer der Entscheidungsfindung der Verantwortungsträger übte der Klagenfurter jedoch nicht. „Ich habe Verständnis für die Politik, da gibt es so viele Dinge zu beachten.“ Hilfsgelder für die Clubs seien aber sehr wohl nötig, bekräftigte Pilloni ebenso wie Kutzer. „Und da reden wir nicht von Unsummen“, sagte der Dornbirn-Manager, der wie Hanschitz für einen Ausfallhaftungsbetrag plädierte, um das Überleben der Clubs zu sichern.

KAC Kader durch Nachwuchs breit aufgestellt

Im Gegensatz zu Mitkonkurrenten hat der KAC, der von Gönnerin Heidi Horten unterstützt wird, aktuell keine entfallenen Sponsorengelder zu verzeichnen. Allerdings gebe es kleinere Partner, die angekündigt haben, dass es nächste Saison wegen der Wirtschaftskrise schlechter ausschaue, so Pilloni. Aufgrund der offenen Budgetsituation sei die aktuelle Liga-Transfersperre für ihn nicht relevant. „Wie soll ich Spieler verpflichten?“, fragte Pilloni, der diesbezüglich aber ruhig bleibt. Der aktuelle Kader des Rekordmeisters sei breit aufgestellt, und man könne auch auf Leute aus dem Farmteam zurückgreifen.

Was den Kader des EC VSV angehe, so fehle noch mindestens die Hälfte der Mannschaft. Man habe ein paar Legionäre und ein paar Einheimische unter Vertrag, könne aber unmöglich etwas planen, weil die Vorlaufzeit zur Fixierung des Kaders bis zum Spielbeginn mindestens zwei Monate brauchen würde. Eile sei daher geboten, weil man für die Spieler unter anderem sehr viele Genehmigungen bis hin zu Aufenthaltsbewilligungen benötige.