Installation von Armin Guerino mit dem Namen 20 spiegel 20 zcral
Gerhard Maurer
Gerhard Maurer
Kultur

„Horizontal20“ eröffnet neue Perspektiven

„Horizontal20“ ist der Titel eines Festivals für neue Perspektiven, das der Verein „Schule der Wahrnehmung“ ins Leben gerufen hat. An sieben Orten werden den ganzen Sommer über auf einer Horizontalen – vernetzt durch Wort, Bild, Klang und Installation – Projekte zum Nachdenken geboten.

Laut Ferdinand Hafner braucht es für Horizonte auch Standpunkte: „Wenn man Standpunkte hat, dann hat man Perspektiven. Die Kunst und Kultur ist ein besonderes Transportmittel. Wenn man in der Lage ist, selbst zu reflektieren, ergeben sich vielleicht neue Perspektiven und damit auch neue Horizonte.“ Aus diesem Ansatz habe sich das Kunst- und Kulturprogramm entwickelt.

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Installation von Armin Guerino mit dem Namen 20 spiegel 20 zcral
Gerhard Maurer
20 Spiegel von Armin Guerino am Drauradweg bei Unterkrajach in Feistritz
Installation von Armin Guerino mit dem Namen 20 spiegel 20 zcral
Gerhard Maurer
20 Spiegel von Armin Guerino am Drauradweg bei Unterkrajach in Feistritz
Matthias Peyker  und Phillip Hohenwarter Projekt Layer null
Gerhard Maurer
Matthias Peyker und Phillip Hohenwarter: „layer null“
Wolfgang Puschnig
Gerhard Maurer
Wolfgang Puschnig im Veranstaltungsort Spiralgarten Kirschentheuer
Spiralgarten Hans Köllich
Gerhard Maurer
Spiralgarten von Hans Köllich in Kirschentheuer bei Ferlach Babniakbach/Kleine Drau
Into the concrete von Reinhard Hohenwarter
Gerhard Maurer
Into the concrete von Reinhard Hohenwarter

Es soll dazu beitragen, dass Besucher ihren eigenen Horizont erweitern. Dass dieser gegebenenfalls auch verschwimme, bzw. neue Formen annehme sei ausdrücklich erwünscht, so Hafner.

Spiegelinstallation am Feistritzer Stausee

Armin Guerino gestaltete in der Gemeinde Feistritz im Rosental über zehn Paneele und 20 Spiegel am Stausee auf künstlerische Weise und setzte diese in die Landschaft. Die Idee dahinter sei, den Horizont, der auch eine fiktive Grenze, eine Grenze im Kopf darstelle, aufzulösen: „Mit den vielen Spiegeln wird eine Situation erzeugt, bei der nicht mehr ganz klar ist, was Wirklichkeit und was Fiktion ist.“

Spiegel von Armin Guerino
Maurer Gerhard
Der Betrachter wird in Armin Guerinos Installation Teil des Kunstwerks

Blicke man zum Beispiel in Richtung der Karawanken, sehe der Betrachter die Berge, aber auch sich selbst. „Ich sehe aber auch seitliche Spiegelungen und anderes. Ich kann nicht sagen, ob ich wirklich die Natur sehe oder die Spiegelung dieser. Mit diesen vielen Perspektiven und deren Wechsel spiele ich, um zu zeigen, welcher Reichtum in unserer Landschaft und unserem Land vorhanden ist“, so Guerino. In Bezug auf das Jubiläumsjahr 2020 liege der Fokus auf der zweisprachigen Gegend, die eine vielseitige Kultur zu bieten habe.

Betrachter wird Teil der Installation

Der Betrachter selbst rücke in den Mittelpunkt des Geschehens und werde laut Guerino Teil der Installation: „Er sieht ja nicht nur sich selbst frontal. Durch die vielen Spiegel sieht man sich auch von der Seite und von allen Richtungen. Das ist sehr irritierend. Man sieht sich auch selbst anders, als man es gewohnt ist.“ Die Installation am Ufer des Feistritzer Stausees ist jederzeit frei zugänglich zu besichtigen. „Man fährt am Radweg von Unterkrajach entlang und kann auch mit dem Auto sehr nahe heranfahren oder zu Fuß gehen. Es gibt keine Barriere“, so der Künstler.

Auch Lesungen und Musik geplant

Neben Armin Guerino sind auch andere Kärntner Künstler aus verschiedenen Bereichen beteiligt. So gibt es musikalische Darbietungen von Wolfgang Puschnig, ein Projekt von Gabriel Lipus und Jani Oswald. Es findet eine Lesung von Maximilian Achatz und Magda Kropiunik in memoriam Fabian Hafner statt. „Begleitet wird das Ganze vom Duo Masis. Dahinter verbergen sich Karen Asatrian und seine Frau Anna Hakobyan“, sagt Ferdinand Hafner.

Das Programm des Vereins „Schule der Wahrnehmung“, das im Kärntner Jubiläumsjahr 2020 präsentiert wird, sei bereits im Laufe der vergangenen zwei Jahre entstanden: „Über die Phase der Kopfgeburt kamen wir zunächst noch nicht hinaus. Dann kam plötzlich die Landesausstellung Carinthija2020 als Initialzündung, gleich etwas Großes zu machen.“

„Into the concrete“ Reinhard Hohenwarter
Maurer Gerhard
„Into the concrete“ von Reinhard Hohenwarter

So viele Realitäten wie es Wahrnehmungen gibt

An sieben Orten werden den ganzen Sommer über auf einer Horizontalen – vernetzt durch Wort, Bild, Klang und räumliche Installation – Projekte zum Nachdenken geboten. Es gehe, so Reinhard Hohenwarter, um eine andere Wahrnehmung: „Eigentlich hat man ja nur eine Wahrnehmung. Um die sollte man sich ein bisschen kümmern. Man ist den verschiedensten Einflüssen ausgeliefert und es gilt, abzuschätzen, abzuwägen und sich damit auseinanderzusetzen. Es gibt so viele Realitäten, weil es so viele Wahrnehmungen gibt.“

Es gehe darum, die eigene Wahrnehmung zu schulen und sich nicht zu sehr auf die Wahrnehmung anderer zu verlassen: „Man ist auf sich selbst gestellt. Es ist ganz wichtig, dass man versucht, bei bestimmten Dingen ‚dahinter‘ zu kommen.“

Es gelinge, in einem einzigen Kulturraum neue Perspektiven aufzuzeigen, indem man sich diesen öffne: „Wenn man einen Standpunkt hat, sieht man den Horizont in einer waagrechten Linie. Wenn man sich mit dem Horizont beschäftigt, fängt er an, sich aufzulösen. Die Grenzen lösen sich auf und dafür ist man selbst verantwortlich. Diese Perspektive wollen wir durch die Selbstschulung propagieren“, sagt Hohenwarter.

Alle Sinne sollen angesprochen werden

In seinem Brotberuf als Architekt gehe es in erster Linie um die visuelle Wahrnehmung. Es müsse aber auch das Wort, die Musik und das Hören angesprochen werden, ist Hohenwarter überzeugt: „Es gibt ja an die 20 verschiedene Sinne. Es gibt die Selbstwahrnehmung. Alle Bereiche sind hier offen und deswegen sind auch vom Bauphysiker bis zum HNO-Primarius alle im Verein, die sich gerne mit diesem Thema auseinandersetzen.“

Sich der Vergangenheit in den Köpfen stellen

Letztendlich brauche es im Jubiläumsjahr 2020 auch die Wahrnehmung der Vergangenheit, um für die Zukunft sensibilisieren zu können, so Hohenwarter: „Das ist etwas Wichtiges. Jeder hat sein eigenes Geschichtsbild und das muss er unter Diskussion stellen. Es gibt die reale Vergangenheit, die man in den Museen sieht, aber es gibt auch die Vergangenheit in den Köpfen. Sie sollte man der Gegenwart aussetzen und in Diskussionen dazu revidieren, weil keine Wahrnehmung ist im Moment so, wie sie im nächsten sein wird.“