Widmanneum in Villach
Wikipedia/Raul de Chissota
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„Kennst Du Kärnten“

Johann Widmann – Gönner von Villach

Einer der einflussreichsten und wohlhabendsten Männer Villachs war Johann (Hans) Widmann. Er kam in Venedig mit dem Handel von Quecksilber und Zinnober zu großem Reichtum. Diesen erbte viele Jahre später die Stadt Villach, als es keinen männlichen Nachkommen mehr gab.

Das Geschlecht der Widmann arbeitete für die Fugger. 1492 kam Martin Widmann von Augsburg nach Kärnten, nahm Maria Hofer zur Frau, mit der er 1570 Stammhalter Hans bekam. Ein Jahr darauf starb Martin Widmann. Nach seiner Ausbildung in Deutschland kam Hans 1586 zu seinem Onkel mütterlicherseits in die Lehre, der in Venedig ein bedeutendes Handelsgeschäft führte. Nach dem Tod des Kaufmanns und seines Geschäftspartners übernahm der Villacher mit 37 Jahren die Firma und trug in fast drei Jahrzehnten ein Millionenvermögen zusammen.

Sechsmal Konsul in Venedig

Sechsmal bekleidete er die Würde eines Konsuls der Deutschen Nation in Venedig. Um die Jahrhundertwende heiratete der die deutsche Kaufmannstochter Maria Ott. Die Ehe soll glücklich gewesen sein und brachte 16 Kinder hervor. Widmann vermied jede verschwenderische Lebensweise. Sein Sinnen galt nur dem Wunsch, das Vermögen nachkommenden Generationen zu vererben und ihnen das Wohlergehen für alle Zeiten zu sichern. Er starb 1634 in Venedig. (Quelle: Wikipedia).

Kein männlicher Erbe

Das Drama für die Familie begann im Jahr 1878. In diesem Jahr starb der letzte männliche Nachkomme der Familie Widmann, Johann Abundius Graf Widmann Rezzonico, im Alter von 77 Jahren in Venedig. Er hinterließ damals eine knapp einjährige Tochter. Somit musste das Testament von Johann Widmann geöffnet werden, in dem laut dem Chronisten Gernot Rader zu lesen war: „Falls es keine männlichen Nachfolge in der Familie mehr geben sollte, müsste eine Reihe von Stiftungen in Villach damit beschenkt werden.“

Einspruch der Familie scheiterte

Die Familie versuchte, dies vor Gericht zu beeinspruchen, konnte aber nichts erreichen. Das Testament behielt seine Gültigkeit, auch wenn es heute undenkbar erscheint, dass weibliche Nachkommen nichts erben sollten.

Widmann Denkmal in Villach
Wikipedia / Mefusbren69
Denkmal in der Widmanngasse in Villach

Das bedeutete für die Stadt Villach, in der Widmann seine Karriere gestartet hatte, einen regelrechten Geldregen. Dieser musste nach Widmanns Wunsch verteilt werden: 7.400 Gulden für die Armen, 22.000 Gulden für die ärmsten Personen, 7.000 Gulden für das Krankenhaus und 182.000 für das Schulinternat.

Rechnet man das in die heutige Währung um, waren es rund 20 Millionen Euro. Der Verstorbene wollte das Geld in die Zukunft der Menschen, insbesondere der Kinder, investiert wissen, so Rader: „Er war einer, der wusste, dass viele intelligente Kinder aufgrund ihrer Armut keine Ausbildung erhalten. Das wollte er verbessern und schuf ein Internat.“

Zwölf Schüler konnten kostenlos Matura absolvieren

Mit Hilfe der 22.000 Gulden wurden zwölf Schüler ab der zweiten Klasse des Gymnasiums für sechs Jahre vollkommen – mit Verpflegung und Bekleidung – versorgt: „Sie lebten im Gymnasium. Im zweiten Stock wurde ein Internat eingerichtet. Später wurde ein eigenes Internat gebaut, das sogenannte Widmanneum, das heute noch in der Widmanngasse steht“, erklärt der Historiker. Die Schüler konnten dort ohne eigene Kosten die Matura abschließen.

Inflation dezimierte Vermögen

20 Millionen Euro für die Zukunft einer Stadt wie Villach. Der Traum dauerte allerdings nur kurz, so Gernot Rader: „Nach dem Ersten Weltkrieg kam es zu einer gigantischen Inflation. Das Geld verlor binnen kürzester Zeit seinen Wert. Ein Laib Brot wurde mit zigtausenden Gulden bezahlt.“ So „fraß“ die Inflation letztendlich auch Widmanns Vermögen auf. Es blieb die Erinnerung an einen großen Gönner Villachs, der in seinem Testament vermerkte: „Ich habe mit Gottes Gnade aus nichts Vieles gemacht.“