Heute umfasst das Gemeindegebiet von Villach 58 Ortschaften. St. Magdalen, Landskron und Seebach gehörten damals zu den reichsten Gemeinden des Landes. Sowohl in St. Magdalen als auch in Seebach und Landskron gab es große Unternehmen, die für reichlich Steuereinnahmen sorgten, so Rader: "Wenn man einen älteren Landskroner fragt, was die ‚Geschirrbude‘ ist, dann weiß er, was gemeint ist. Das ist die ehemalige Fabrik von Emil Neher, gegründet 1879, eine Email-Geschirrfabrik.
Häuser für Arbeiter gebaut
Es war ein jahrelang florierendes Unternehmen. Rund 370 Menschen fanden in der „Gschirrbude“ Arbeit. Schon damals war der Chef sehr sozial denkend und ließ für viele seine Mitarbeiter Wohnungen und Häuser in Landskron errichten, wie man es von den Fuggern im Augsburg des 17. Jahrhunderts kannte. Rader sagte, die Landskroner hätten den Betrieb sehr geschätzt.
Heute erinnert nur noch der Name Emailwerkstraße an das Unternehmen: „Das Werk wurde verkauft, dann wurden Duschkabinen erzeugt. Aber die Blütezeit war vorbei.“ Auch von der einstigen Pomona-Marmeladefabrik in Landskron ist heute nicht mehr viel übrig. 350 Menschen fanden hier Arbeit und kochten in drei Schichten Marmelade.
Auch in der Gemeinde St. Magdalen gab es Wohlstand, allerdings auch einige Skandale. Mit einem solchen endete die Blütezeit St. Magdalens nicht nur, sie begann auch damit. So wurde 1901 die erste Zellulosefabrik gegründet, die 1903 schon wieder Pleite gewesen sei, so Rader. Ein andere Firma übernahm das Werk und produzierte Sulfitzellulose.
Skandal um Zellulosefabrik
Im Jahr 1912 arbeiteten in diesem Werk 350 Menschen, so Rader: „In den 50er und 60er Jahren waren es fast 500, dann kam der Abstieg. Die fallenden Weltmarktpreise waren einer der Gründe, auch Managementfehler, dann wechselte das Unternehmen mehrmals den Eigentümer. Es endete im Magdalenskandal, der das Budget Kärntens einige hundert Millionen Schilling gekostet hat.“ Über diese Affäre schrieb eine der zentralen Figuren, der erfolglose Sanierer Wilhelm Papst, ein Buch mit dem Titel „Der Kärntner Sumpf“. Heute befindet sich am Standort der ehemaligen Papierfabrik der Villacher Technologiepark.
In Seebach gab es mit den Treibacher Chemischen Werken ebenfalls ein großes Unternehmen mit vielen Arbeitsplätzen: „1927 wurden sie gegründet und sind als Nachfolgeunternehmen immer noch ein sehr wichtiger industrieller Standort.“
Verlockende Gemeinden für Stadt Villach
Diese drei Gemeinden mit ihren vier großen Unternehmen, die Arbeitsplätze und Steuereinnahmen sicherten, waren für die Stadt Villach sehr verlockend für eine Eingemeindung. Landskron, St. Magdalen und auch Seebach wehrten sich aber heftig. Bis man dann 1973 den Widerstand aufgab: „Die Blütezeit des reichen Ostens von Villach war schon vorbei.“
Geld durch diese Unternehmen gab es für Villach also nicht mehr viel. Aber trotzdem gab es noch genug gute Gründe, eins zu werden, so Rader. Der Stadt sei es nicht nur um die Steuereinnahmen gegangen, die Vergrößerung der Stadt durch die Eingemeindungen habe ja auch andere Vorteile, auch für die Gemeinden.
20 Jahre später, als man den Zusammenschluss feierte, seien die Bürgermeister der drei Gemeinden dabei gewesen und hätten bekundet, dass die Eingemeindungen doch eine gute Idee gewesen gewesen seien, so Chronist Rader. Heute kann man es sich gar nicht mehr anders vorstellen.