Mönchsgierkücken
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Tiere

Erfolgreiches Mönchsgeier-Zuchtprogramm

Bereits zum vierten Mal in zehn Jahren gibt es auf der Adlerarena auf der Burg Landskron Nachwuchs bei den Mönchsgeiern. Vor 150 Jahren wurden die Vögel fast ausgerottet, seither gibt es Zuchtprogramme, an denen die Adlerwarte erfolgreich teilnimmt.

Mönchsgeier sind die größten europäischen Greifvogel. Nach der Beinahe-Ausrottung lautet nun das Ziel, die Tiere vor allem im Balkangebiet wieder heimisch zu machen. An dem Zuchtprogramm teilnehmen zu dürfen, ist eine große Auszeichnung für jede Greifvogelwarte.

Adlerarena Landskron freut sich über Mönchsgeier-Nachwuchs

Seit 10 Jahren nimmt die Adlerarena Landskron bei Villach an einem europäischen Zuchtprogramm für Mönchsgeier teil. Bei dem Tier handelt es sich um den größten europäischen Greifvogel, der vor 150 Jahren nahezu ausgerottet wurde. Das Ziel lautet nun, ihn vor allem im Balkangebiet wieder heimisch zu machen. Zum vierten Mal innerhalb der letzten 10 Jahre ist es auf der Adlerarena Landskron nun gelungen, wieder einen Nachwuchs zu züchten.

Echtes Ei wird vorsichtshalber ausgetauscht

Jedes Jahr ist es für die Falkner ein Hoffen und Bangen, ob die beiden Mönchsgeier Walter und Ludmilla für Nachwuchs sorgen. Das Paar versteht sich gut, doch nicht immer wird die Zuneigung mit einem Ei gekrönt. Heuer klappte es wieder: 52 Tage wird gebrütet. Doch bevor das Kücken schlüpft, wird das echte Ei durch ein Kunststoffei ausgetauscht, damit dem seltenen Vogel in der kritischen Zeit nichts passiert, sagte Franz Schüttelkopf von der Adlerarena: „Da brütet sie so lange weiter, bis es vom Zeitpunkt her passt. Dann muss man das Kunstei vorsichtig austauschen, damit sie nicht merkt, dass jemand am Nest war.“

Kücken von Mönchsgeier Turmfalke und roter Milan
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Das Mönchsgeierkücken gemeinsam mit einem Turmfalken und rotem Milan

Prägephase dauert vier Monate

Die erste Mahlzeit des Kückens ist reichhaltig und besteht gleich aus rohem Wildfaschierten. Eine Woche lang wird das Junge per Hand aufgezogen. Es besteht keine Gefahr, dass es sich auf den Menschen prägt: „Bei einem Greifvogel als Nesthocker spielt die Prägung in den ersten Tagen keine große Rolle, denn die Prägephase erstreckt sich über die gesamte Wachstumsperiode, also über rund vier Monate. Ganz am Anfang sehen sie auch noch nicht so gut, eine Woche ist gar kein Problem.“ Wartet man allerdings zu lange, könne es schon passieren, dass sich das Kücken vor der eigenen Mutter fürchte, es also zu einer Fehlreaktion komme.

Franz Schüttelkopf
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Franz Schüttelkopf von der Adlerarena Landskron

Kücken sehr verletzlich

Man habe bessere Erfolge, wenn man es in den ersten Tagen, wenn es sehr verletzlich ist, aus dem Nest nehme. Nach einer Woche wird Mönchsgeiermutter Ludmilla abgelenkt, das robuste Kücken gegen das Ei ausgetauscht, ein paar Eierschalen verstreut und schon ist der Trick gelungen, sagte Schüttelkopf: „Der Vogel verlässt den Horst ja manchmal, da kann man hinauf steigen in die Voliere und kann alles herrichten. Das Kücken sitzt in der warmen Mulde und wartet auf die Mama.“

Franz Schüttelkopf tauscht das Ei gegen das Kücken aus
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Das Ei wird gegen das Kücken ausgetauscht und von der Mutter dann gehudert, also beschützt

Viel Unwissen über Geier

Seinen Namen hat der Mönchsgeier von der auffälligen Halskrause, die an einen Umhang von Mönchen erinnert. Dazu kommt der kahle Kopf, schon hatte der Geier seinen Namen weg. Dass die Geier fast ausgerottet wurden, liegt an vielen Vorurteilen. So wussten die Menschen früher nicht, dass der Geier keine lebenden Tiere reißt, sondern nur Aas frisst, daher wurden viele Tiere getötet. Dass Giftköder ausgelegt werden, kann immer noch vorkommen.

Das europäische Zuchtprogramm wird in Belgien koordiniert und folgt strengen Richtlinien, damit es nicht zu Inzucht kommt. Dass man hier mitarbeitet, sei ein Zeichen, dass man gut arbeite, so Schüttelkopf. Es sei schwierig, die großen Vögel in der Voliere nachzuzüchten. Heuer seien bisher nur zwei Kücken geschlüpft, eines davon in Landskron.

Partner für Tanja soll im Herbst kommen

Auf der Adlerarena Landskron gibt es noch eine zweite Mönchsgeierdame, Tanja, sie ist quasi verwitwet. Welcher Vogel zu welchem Zoo zu welchem Partner komme, werde in Belgien festgelegt. Durch die Coronavirus-Krise konnte das vorgesehene Männchen für Tanja nicht einreisen. Auf der Adlerarena sind alle zuversichtlich, dass es im Herbst klappen wird. Mit etwas Glück könnte es dann im nächsten Jahr den nächsten Zuchterfolg geben.