Blitze Nachthimmel
Sonja Maria Safron-Fillafer
Sonja Maria Safron-Fillafer
Chronik

Kärnten ist Österreichs Blitzhochburg

Kärnten gehört zu den blitzreichsten Regionen Europas, das zeigt eine Statistik der Blitzforschungsstelle ALDIS. Dort werden seit vielen Jahren Blitze in ganz Europa gezählt.

Ein tiefroter Fleck prangt auf der Europa-Landkarte, die von der Blitzforschungsstelle ALDIS veröffentlicht wurde. Er zeigt Kärnten, die Steiermark und die angrenzenden Nachbarregionen in Italien und Slowenien. Großflächig gesehen werden nirgendwo sonst in Europa so viele Blitze registriert wie im Dreiländereck, sagte ALDIS-Sprecher Gerhard Diendorfer.

Fünfmal höheres Blitzrisiko in Kärnten

Er bezieht sich auf die Blitzdichte, also die Zahl der Blitzeinschläge pro Quadratkilometer und Jahr: „Im Großraum Wien ist das ein Blitz pro Quadratkilometer, der im Boden einschlägt. Viel mehr Blitze gibt es ja in den Wolken ohne Bodenkontakt.“ In Kärnten liege es bei fünf Blitzen pro Quadratkilometer und Jahr, das Fünffache von Wien, so Diendorfer.

Blick über Strand mit Liegen und Sonnenschirmen ohne Menschen
ORF
Das Meer beschert dem südlichen Alpenraum Gewitter und Blitze

Feuchte Luft kommt von der Adria

Die Blitze schlagen nicht zufällig in der Alpen-Adria-Region ein. ORF-Chefmeteorologe Marcus Wadsak hat dafür eine einfache Erklärung: „Für die Entstehung von Gewittern brauchen wir feuchte, warme, energiereiche Luft. Die liegt prinzipiell über der Adria, dort saugt sie sich an, mit oft vorhandenem Südwind zieht diese feuchte, energiereiche Luft nach Oberitalien, Slowenien, Kärnten und die Steiermark.“ Dort treffe die Luft auf die beginnende Hügel- und Berglandschaft und wird zum Aufsteigen gezwungen. Dadurch entstehen die mächtigen Gewitterwolken, die sich entladen, so Wadsak.

„Nicht im Freien sein“

Am häufigsten schlagen Blitze in Kärnten laut ALDIS-Aufzeichnungen im Bezirk Feldkirchen ein. Dennoch sei Angst nicht angebracht, sagte Blitzforscher Diendorfer: „Die Chance, dass man zu diesem Zeitpunkt an diesem Ort steht ist gering, das ist der Hauptgrund, warum relativ wenig passiert. Aber es ist absolut nicht zu empfehlen, der sicherste Ort ist nicht das Freie während eines Gewitters.“

Die Ergebnisse aus der ALDIS-Blitz-Datenbank fließen auch in die Risikobewertung einzelner Regionen ein, beispielsweise ob und welche Blitzschutzanlage bei einem Haus gebraucht werde.

Hauptsaison im Sommer

Hauptsaison für Gewitter bzw. Blitze sind Juni, Juli und August. Die Zahl der Toten durch Blitzschlag ging in den letzten Jahrzehnten deutlich zurück. In den 1960er-Jahren starben pro Jahr 20 bis 40 Menschen in Österreich durch Blitzschlag. Mittlerweile sind es durchschnittlich zwei bis drei Blitztote pro Jahr. Betroffen waren vor allem Menschen in der Landwirtschaft, heute sind sie durch Traktoren mit Dach besser geschützt, auch die Wetterprognosen wurden besser. Ein Großteil der Unfälle ereignet sich mittlerweile bei Freizeitaktivitäten, etwa auf Klettersteigen in den Alpen.

Tipps für Touren

Diendorfer rät, sich vor Beginn einer Tour über das Wetter zu informieren. Man sollte Touren so planen, dass man im Notfall einen Unterschlupf finden könne. Beim den ersten Anzeichen eines Gewitters sollte man sich überlegen, wo man sich in Sicherheit bringen könne. Denn manchmal schlagen Blitze in einiger Entfernung der Gewitterwolke ein, noch bevor es dort regnet. Die 30/30 Regel besagt, wenn zwischen Blitz und Donner weniger als 30 Sekunden liegen, ist das Gewitter nur noch zehn Kilometer entfernt und man sollte schnell Schutz suchen. Nach dem letzten Blitz sollte man eine halbe Stunde warten, bevor man den Schutz verlässt.

Sich klein machen

Recht sicher sind Hütten, man sollte sich hier in der Mitte des Raumes aufhalten. Sehr sicher ist man in einem Autor, die Blitze werden über die Reifen in den Boden abgeleitet. Auch ein Wald bietet Schutz, denn Blitze schlagen vor allem am Waldrand ein. Man sollte sich von einzelnen Bäumen mindestens zehn Meter Abstand halten und sich hinhocken. Auch im freien Gelände sollte man sich klein machen, am besten in eine Mulde hocken. Gewässer sollte man sofort verlassen, denn Wasser leitet Strom.