Mitarbeiterin fährt mit dem Paternoster
ORF/Peter Matha
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Chronik

Der letzte Paternoster Kärntens

Früher gehörten sie zum Alltag in Bürogebäuden, heute sind sie technische Raritäten – die Paternoster. Lifte ohne Türen, die ständig in Bewegung sind. Der Paternoster im KELAG-Gebäude in Klagenfurt ist 50 Jahre alt und noch in Betrieb.

Der Personenlift mit 18 Kabinen ohne Türen ist einer der letzten in Österreich, in Kärnten heutzutage der einzige. Ein seltenes Stück Technikgeschichte, die läuft und läuft und läuft. Auf der einen Seite fahren die Kabinen hinauf, auf der anderen hinunter.

Was aber passiert, wenn man im neunten Stock vergisst, auszusteigen? Martin Krendlesberger ist Teamleiter bei der KELAG und für die Haustechnik zuständig: „Man kann normal rundherumfahren, man steht nicht Kopf. Man wird quer verschoben und fährt weiter. Im ersten Moment ist man kurz überrascht, weil es dunkler wird, aber die Weiterfahrt ist problemlos.“ Leuchtschilder weisen Benutzer auch darauf hin, dass die Weiterfahrt über das letzte Stockwerk hinaus ungefährlich ist.

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Viele benutzen den Paternoster noch gerne
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Moderne Lifte und Paternoster
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Technik des Paternosters
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Antriebsrad des Paternosters
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Wartungsarbeiten beim Paternoster
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Die Ketten des Paternosters
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Keine Wartezeiten

Der Paternoster hat sich gehalten, obwohl es auch zwei moderne Aufzüge beim Haupteingang gibt, so Krendlesberger. Auf kürzere Distanzen sei man schneller und es gebe keine Wartezeiten. Der Name Paternoster kommt vom Rosenkranzbeten. Etwas flott muss man sein, wenn man in eine der Kabinen einsteigt oder wieder aussteigt. 30 Zentimeter pro Sekunde ist er schnell, oder langsam, je nachdem. Was Ende der 1960er Jahre Stand der Technik war, ähnlich wie bei Skifahren ein Schlepplift, wirkt heute etwas fremd, so Krendlesberger: „Das würde aus sicherheitstechnischen Argumenten nicht mehr genehmigt werden.“

Kaum Unfälle in vielen Jahren

Es ist ein Stück Entschleunigung, passend zur Coronavirus-Zeit, in der auch viele KELAG-Mitarbeiter im Homeoffice sind ist das gemeinsam Fahren tabu, so Krendlesberger. Aufgrund der Abstandsregeln haben wir es auf eine Person reduziert. Der Paternoster läuft zwölf Stunden pro Tag. Er werde gewartet und manche Teile ausgestauscht, sonst sei er original, so Krendlesberger. Man mache Sichtkontrollen, einmal im Jahr komme auch ein Fachunternehmen für die externe Kontrolle. Aufhängungen der Kabinen, Gleitschienen und Tragketten werden nach Bedarf erneuert.

Ein Museumsstück also, bei dessen Betrieb es fast keine Unfälle gab: „Wenn man versucht, mit dem Kinderwagen einzusteigen und nicht mehr selbst nachsteigen kann, dann wird es schwierig. Das ist einmal passiert, der Paternoster ist stecken geblieben, das Wagerl konnte geborgen werden.“ Vielleicht kommt das Denkmalamt auf die Idee, diesen Paternoster als einen von etwa acht in Österreich unter Schutz zu stellen. Krendlesberger lacht und meinte, das sei zwar nicht zu erwarten, es sei aber ein schöner Gedanke.

Ölen und warten

In den beiden Kelleretagen und im 10. Stock, wo die Paternosterkabinen umgelenkt werden, müssen Wartungsarbeiten erfolgen. Haustechniker Michael Michenthaler kennt das Gerät genau. Die große Kette führt bis in den Keller, sie muss geölt und auf Schäden geprüft werden. Es gebe Fettpunkte, die man nachdrehen müsse und mit Fett füllen. Pflege brauche der Paternoster dennoch relativ wenig, man warte zwei halbe Tag pro Jahr.

KELAG-Vorstand Manfred Freitag fährt selbst gerne mit dem Paternoster, das sei so etwas wie Entschleunigung, sagt er. Er verwende beide Lifte, man merke aber, wie wertvoll der Paternoster sei. Vor allem dann, wenn er stehe, denn er sei in der Lage auf neun Stockwerken viel zu bewegen. „Er ist auf dem technischen Stand, den sich die Behörden vorstellen. Der Brandschutz war die größte Herausforderung, weil der Paternoster zwei getrennte horizontale Brandabschnitte durchfährt.“

„Simple alte Technik“

Gibt es die Gefahr, beim Ein- und Aussteigen eingeklemmt zu werden? Haustechniker Michael Michenthaler sagte, es gebe eine Klappe, die ausgelöst werde und einen Kurzschluss und damit einen Stopp verursache, wenn man zum Beispiel versuchen würde, mit einer Leiter einzusteigen. Es gebe keine Elektronik, sondern nur simple, alte Technik. Daher könne fast nichts kaputt gehen.

Teamleiter Martin Krendlesberger sagte, ein weiterer moderner Lift würde zwar die Kapazität steigern, aber es sei auch ein Zeichen der Nachhaltigkeit. Denn der Paternoster wurde mit dem Gebäude vor 50 Jahren gebaut und aus historischen Gründe hält man daran fest.