Von Pollen bedecktes Auto
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Umwelt

Fichtenblüte so stark wie nie

Gelber Blütenstaub legt sich seit einiger Zeit auf alles. Es handelt sich um die Pollen der Fichte, die sonst nur alle paar Jahre blüht. Der Fortpflanzungszyklus verkürzt sich immer mehr. Forstwirte sind besorgt und sprechen von einer Stressreaktion des Baumes wegen des Klimawandels.

Ob Fahrzeuge, Möbel oder Gärten, alles war in den vergangenen Tagen von einer gelben Staubschicht überzogen. Die gelben Pollen der Fichte werden in den Mastjahren in riesigen Mengen ausgeschüttet und bleiben an allem haften, um auf weibliche Blütenstände zu treffen. Kommt es zur Befruchtung, werden Zapfen gebildet, die mit den Keimen zu Boden fallen und für Nachwuchs sorgen.

Junge Triebe einer Fichte
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Eine Verjüngung ist grundsätzlich für den Wald gut

Selten so stark wie diesmal

Der Nachwuchs dürfte für das kommende Jahr garantiert sein, denn selten war die Pollenproduktion so stark wie heuer, zeigen die Aufzeichnungen des Pollenwarndienstes. Helmut Zwander, Leiter des Pollenwarndienstes, sagte, der Wald blühe wie seit 1980 noch nie. „Wir sind am Ende der Pollenfreisetzung der Fichte, heuer war ein Rekordjahr.“

Für Allergiker sind die Fichtenpollen harmlos. Was dem Ökologen aber Sorge bereitet, sind die immer kürzer werdenden Abstände der Fichtenblüte, so Zwander. Ein Mastjahr sei für den Baum ein Energieaufwand für die Samen- und Pollenproduktion. Früher sei es nur alle zehn Jahre der Fall gewesen, derzeit schon alle zwei Jahre. Wie lange die Bäume durchhalten, sei offen.

Helmut Zwander vom Pollenwarndienst
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Helmut Zwander

Verschiedene Erklärungsversuche

Die Hintergründe für die Entwicklung sind noch unklar, die Wissenschaft hat nur Vermutungen, sagte Zwander. Es hänge mit dem Ernährungszustand des vergangenen Jahres zusammen. Das Mastjahr 2020 wurde also schon 2019 eingeleitet: „Ob es der Fichte 2019 besonders gut gegangen ist, wage ich zu bezweifeln. Es gibt einige Forstexperten, die das kritisch sehen und sagen, der Fichte geht es nicht so gut mit den warmen, trockenen Sommern. Und dass sie versucht, möglichst in viel Nachkommenschaft zu investieren.“ Wissenschaftliche Belege dafür gibt es noch nicht.

Blütenstaub in einem Bach
ORF/Petra Haas
Kein schmutzier Bach, nur Blütenstaub

Auch Kiefern werden blühen

Georg Frank vom Bundesforschungszentrum für Wald sagte, ein geschwächter Baum sei dann anfälliger für den Borkenkäfer. Es gehe auch zu Lasten der Holzproduktion im Baum. Grundsätzlich sei eine Verjüngung aber positiv für einen Wald. Auch wenn die Fichtenblüte bereits im Ausklingen ist, wird der gelbe Staub noch länger bleiben. Denn auch die Kieferbäume stehen heuer in der Mast und werden ihre Pollen dieser Tage vom Wind verbreiten lassen.