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Chronik

Altersheime: Besuchsregelung kompliziert

Viele Menschen haben ihre Angehörigen wegen der Coronakrise schon zwei Monate lang in Heimen und Pflegeeinrichtungen nicht besuchen können. Jetzt ist das wieder möglich, aber nur sehr eingeschränkt. Weil die Organisation aufwändig ist, wird mehr Personal benötigt.

Dass Menschen ihre Angehörigen in Pflegeheimen wieder besuchen dürfen sei enorm wichtig, betonte Kärntens Pflegeanwältin Bettina Irrasch. Die Verordnung des Gesundheitsministeriums enthält allerdings nur Empfehlungen. So sollten Besuche bestmöglich in Aufenthaltsräumen oder im Freien stattfinden. Es solle auf die Gewohnheiten der Menschen eingegangen werden. Im Endeffekt sei aber jede Einrichtung auf sich selbst gestellt.

Unterschiedliche Regelungen

Es bestehen zudem ganz unterschiedliche Regelungen. Manche Einrichtungen erlauben längere Besuchszeiten, manche nur ganz kurze, manche lassen Besuche nur einmal in der Woche zu, andere dreimal pro Woche und das hinter Plexiglasscheiben. Es darf maximal ein Angehöriger zu Besuch kommen. Für viele Angehörige ist das nicht zufriedenstellend, wie einzelne Anfragen schon zeigen würden, sagte die Pflegeanwältin.

„In einem Fall handelte es sich um nur zehn Minuten Besuchszeit, obwohl die Angehörigen eine weitere Anreise hatten. In einem anderen Fall wurden 30 Minuten, drei Mal in der Woche angeboten, da waren die Angehörigen verzweifelt.“

Appell: Auf Bedürfnisse eingehen

Irrasch appellierte an die Pflegeeinrichtungen auf die Bedürfnisse der Angehörigen und der Heimbewohner einzugehen. „Da sind die Heime schon gefordert, damit sich die Angehörigen vergewissern können, dass es ihrem Verwandten im Heim gut geht.“

Angehörige müssen sich vor dem Besucht telefonisch anmelden. Das bedeute noch mehr Arbeit für das Pflegepersonal, obwohl nicht erst seit der Coronakrise Personalknappheit herrsche, sagte Irrasch. Anrufern, die Termine ausmachen, könne man auch nicht nur gewisse Stunden für die Terminvereinbarung anbieten.

Pflegeanwältin: Personal entlasten

Die Pflegeanwältin fordert, dass den Heimen Pädagogen, Sozialarbeiter oder Psychologen zur Verfügung gestellt werden, die das Pflegepersonal entlasten, aber auch Beratungen anbieten könnten.

Und auch beim Besuch selbst kommen zusätzliche Aufgabe auf die Pflegerinnen und Pfleger zu. Ohne Beschränkungen suchen die Besucher selbst ihren Angehörigen im Heim auf. Das fall nun weg, „die Besucher müssen hin geführt werden, sie müssen über Hygienerichtlinien aufgeklärt werden. Es sind auch Dokumentationspflichten einzuhalten, es muss notiert werden, wann der Besuch erfolgt und wer den Angehörigen besucht.“