Kühe auf Alm
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Wirtschaft

Regierung: Lösung für Almbauern

Nach der Regierungsitzung am Dienstag zeichnet sich eine Lösung für hundert Kärntner Almbauern ab. Es geht um sogenannte Überlandflächen auf sechs Gailtaler Almen an der Grenze zu Friaul-Julisch Venetien, deren Bewirtschaftung sich nicht mehr lohnte. Friaul verzichtet nun auf Forderungen, das Land Kärnten will die Almen pachten.

Seit die Almflächen öffentlich zur Verpachtung ausgeschrieben wurden, rentierte sich die Bewirtschaftung für hundert Kärntner Albauern fast nicht mehr. Viele hatten schon überlegt, die Almbewirtschaftung aufzugeben. Nun unterzeichnete das Land Kärnten gemeinsam mit Italien eine Absichtserklärung für eine Lösung. Bis zum Start der Almsaison soll Rechtssicherheit herrschen, hieß es am Dienstag nach der Sitzung der Kärntner Landesregierung.

Wirtschaftsgebiete der Agrargemeinschaften zerschnitten

Es handelt sich bei den Überlandflächen um einen historischen Konflikt, der bis zum Friedensvertrag von Saint Germain zurückreicht. 1919 – als der Vertrag von Saint Germain unterzeichnet worden ist – befanden sich die grenznahen Almflächen noch in Kärntner Eigentum.

Anfänglich wurde die Bewirtschaftung der Almen durch zwischenstaatliche Abkommen geschützt. 1939 wurden jedoch die auf italienischem Staatsgebiet liegenden Flächen durch königliche Dekrete enteignet, die Wirtschaftsgebiete der Gailtaler Agrargemeinschaften wurden durch die neue Festsetzung der Staatsgrenze im Bereich des karnischen Hauptkammes zerschnitten und kamen in Italien zu liegen.

Verhandlungen zogen sich bis 1973

Die Verhandlung über die Entschädigung bzw. Rückgabe der enteigneten Flächen zog sich über mehrere Jahrzehnte, bis 1973 die enteigneten Agrargemeinschaften durch einen Staatsvertrag Geld erhielten.

Die Bewirtschaftung der enteigneten Gebiete wurde seit 1918 aber nie ausgesetzt, seit 1949 regelten Pachtverträge die Nutzungen der Überlandgrundstücke.

Pachtpreise seit 2016 enorm gestiegen

Die Abstimmung zwischen Kärnten und Friaul Julisch Venetien funktioniert bis zum Jahr 2016 gut, sagte Landesrat Martin Gruber (ÖVP). Vor vier Jahren aber schrieb die Region als Eigentümerin die Verpachtung der Almflächen öffentlich aus. In der Folge stiegen die Pachtpreise „enorm“.

„Es war die große Herausforderung, dass bis zum Jahr 2016 nur ein kleiner Obolus zu leisten war, also ein symbolischer Pachteuro zu zahlen. Aufgrund der öffentlichen Ausschreibung sind die Pachtpreise in exorbitante Höhen hinaufgeschnellt, die aus der Bewirtschaftung nicht mehr zu verdienen waren“, sagte Gruber.

Feistritzer Alm: Pacht stieg von 1.000 auf 16.000 Euro

Konkret geht es um sechs Almen, nämlich die Treßdorfer Alpe/Tröpolach-Hermagor (mit ca. 30 Hektar in Italien), die Eggeralpe-Zinia/Egg-Hermagor (mit ca. sieben Hektar in Italien), die Poludniger Alpe/Egg-Hermagor (mit etwa fünf Hektar in Italien), die Feistritzer Alpe/Feistritz/Gail (mit ca. 92 Hektar in Italien), die Achomitzer Alpe/Feistritz/Gail (mit ca. 30 Hektar in Italien) und die Göriacher Alpe/Feistritz/Gail (mit ca. 20 Hektar in Italien).

Hauptbetroffen sei aber die Feistritzer Alm, sagte Gruber. Nicht weniger als 92 Hektar befinden sich auf italienischem Staatsgebiet, so Gruber: „Da ist der Pachtpreis – nur als Beispiel – von tausend auf 16.000 Euro hinauf gegangen. Das ist schon extrem gewesen.“

Friaul verzichtete auf Forderungen

Wegen der Corona-Krise hätten sich sich die Verhandlungen mit Rom zuletzt verzögert, sagte Gruber. Nun habe Friaul-Julisch Venetien aber eingewilligt, auf alle noch offenen finanziellen Forderungen gegenüber den Gailtaler Almgemeinschaften zu verzichten. Das Land Kärnten werde die betroffenen Almen von Friaul pachten und diese den Gailtaler Almgemeinschaften kostenlos zur Bewirtschaftung zur Verfügung stellen.