Familie Oberlojer ist in der kleinen Ortschaft Radlach bei Steinfeld zu Hause. Hier ist Jenny aufgewachsen und hier gehört die fröhliche junge Frau auch während der Krise wegen des Coronavirus zum Alltag der Dorfgemeinschaft.
Nachbarin: Jenny ist der Chef
Trotz ihrer Mehrfachbehinderung ist Jenny sehr mobil und bemüht um Selbständigkeit, zum Beispiel, wenn sie die Nachbarin – mit Sicherheitsabstand – zum Einkaufen einteilt. Nachbarin Kordula Dürnegger schildert mit einem Lachen: „Die Jenny ist der Chef. Und wenn Jenny etwas braucht, dann kommt sie zu mir. Sie will nicht, dass die Mama da involviert ist, deshalb kommt sie zu mir.“
Impfschaden führte zu Lähmung
Seit April hat Jenny ihre erste eigene Wohnung im Elternhaus. Sie ist 37 und seit einem Impfschaden im Babyalter halbseitig gelähmt und geistig beeinträchtigt. Die Küche ist barrierefrei. Nach der durch das Coronavirus bedingten Pause kommt jetzt auch die persönliche Assistentin Christin wieder. So kann Jenny eigenständig bleiben.
Jenny erzählte uns mit ihrem Sprachcomputer, dass es ihr gut geht, dass sie gerne bastelt und näht sowie strickt und kocht. Tatsächlich ist Jenny eine Frohnatur mit sehr starker Persönlichkeit und sie weiß, was sie will. Sie lud das ORF-Team gleich zum Essen ein.
Vater: Mit der Zeit wurde es leichter
Natürlich klappt die Selbständigkeit nur, weil Jennys Eltern ihre Tochter kräftig unterstützen, auch finanziell. Zum Beispiel bei der neuen Küche, die Jenny selbst ausgesucht hat.
„Die ersten fünf, sechs Lebensjahre von Jenny war es so, dass wie uns nicht abfinden konnten oder wollten, und irgendwann haben wir gemerkt, dass es für uns leichter wurde, damit um zu gehen, je mehr Zeit wir mit Jenny verbracht haben“, erzählte Vater Roman, er ist Busunternehmer.
2. Buch: Jenny will anderen Mut machen
Als Corona-Risikopatientin kann Jenny derzeit nicht viel unterwegs sein. Deshalb arbeitet sie mit ihrer Assistentin Christin an ihrem 2. Kinderbuch. Sie erzählt darin ihre eigene Geschichte und will Mut für einen offeneren Umgang mit Menschen mit Behinderung machen.
„Inklusion bedeutet, dass Menschen mit Behinderung die gleichen Rechte und Möglichkeiten und Chancen haben, wie sogenannte nicht behinderte Menschen. Und am Beispiel von Jennifer Oberlojer sieht man ganz gut, wie das Entwickeln, das Vertrauen und das Zutrauen und das Ernstnehmen eines Menschen mit Behinderung auch gut funktionieren kann“, sagte Isabella Scheiflinger, die Kärntner Anwältin für Menschen mit Behinderung.
Echtes miteinander Wachsen ist in der Familie Oberlojer selbstverständlich geworden. Vater und Tochter teilen die Leidenschaft für die alte Beiwagen-BMW, ein Motorrad Baujahr 1952. Bei den gemeinsamen Ausflügen bleiben Corona und andere Sorgen einfach zu Hause.