Freitagabend haben viele Westösterreicher mysteriöse Flugobjekte über den Alpen beobachtet. Bis zu 70 Lichtpunkte zogen in Formationsflug eher gemächlich über den Nachthimmel. Die Rede war schnell von UFOs oder einer militärischen Macht, die geheim ihre Luftflotte verlege. Des Rätsels Lösung ist weniger gefährlich: Nagelneuer Satelliten-Schwärme von Elon Musk.
Marco Langbroek
Marco Langbroek
Chronik

Himmelsschauspiel durch Satellitenkarawane

Ein faszinierendes und etwas schauriges Himmelsschauspiel zeigte sich am Freitagabend, kurz nach 21.00 Uhr, in vielen Teilen Kärntens. Eine Lichterkette zog – wie Sterne in Reih und Glied – von West nach Ost. Es waren aber weder Sterne noch UFOs, sondern Satelliten, die derzeit ihren Platz im Weltall suchen.

Es handelt sich dabei um den sogenannten Starlink-Train, einen Zug von Satelliten des amerikanischen Raumfahrtunternehmens SpaceX von Elon Musk, der als Hersteller des Elektroautos Tesla wohl besser bekannt ist. Mit diesen Satelliten will Musk ein globales, umspannendes Netzwerk aufbauen, um Breitbandinternet anzubieten.

Kleinsatelliten spiegeln Sonnenlicht

Christian Zechner von der Sternwarte Klagenfurt bekam am Freitag gleich mehrere Anrufe. „Es hieß immer, es ziehen Sterne über den Himmel. Mittlerweile gibt es auch sehr gute Videos im Internet.“ Musk schickt da monatlich etwa 60 Kleinsatelliten in einen Erdorbit, sagte Zechner „in eine Höhe von etwa 440 Kilometer. Das ist etwa der Abstand, den auch die internationale Raumstation hat.“

Diese Kleinsatelliten haben zur Stromversorgung Solarzellen, sagte Zechner, „und die reflektieren aus dieser Höhe auch nach Sonnenuntergang noch das Sonnenlicht, wie ein Spiegel.“ Nachdem die Satelliten mit einer Masse von etwa 200 Kilogramm relativ klein sind, und die rund 60 Stück mit einer Rakete in den Orbit geschickt werden, verteilen sie sich erst nach und nach am Himmel. „Deswegen sieht es so aus, als würden diese Kleinsatelliten auf einer Perlenkette aufgefädelt, wie eine Karawane – meist von West nach Ost – ziehen.“

Freitagabend haben viele Westösterreicher mysteriöse Flugobjekte über den Alpen beobachtet. Bis zu 70 Lichtpunkte zogen in Formationsflug eher gemächlich über den Nachthimmel. Die Rede war schnell von UFOs oder einer militärischen Macht, die geheim ihre Luftflotte verlege. Des Rätsels Lösung ist weniger gefährlich: Nagelneuer Satelliten-Schwärme von Elon Musk.
Walter Hager

12.000 Satelliten sollen in die Umlaufbahn

Das Breitbandinternet werde zuerst nur für Amerika angeboten, später dann weltweit, sagte Gernot Grömer, der Direktor des Österreichischen Weltraumforums. „Aktuell sind 358 Satelliten im Einsatz. Das hat auch zu etwas Kritik geführt, weil für die Astronomie damit sehr viel mehr Lichtverschmutzung am Himmel zu sehen ist. Als Antwort darauf hat Elon Musk beschlossen, einen dieser Satelliten mit einer ganz neuen, lichtabsorbierenden Beschichtung zu bemalen, um die Reflexionsfähigkeit deutlich herunter zu setzen.“

In der Endausbaustufe werden es mindestens 12.000 Satelliten sein. Solche Perlenketten werden also noch öfter zu sehen sein, wenn auch nicht jeden Tag und abhängig von der geografischen Position, sagte Grömer. Die nächste Gelegenheit gibt es übrigens am Samstagabend um 21.49 Uhr.