Schild Besuchsverbot
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Gesundheit

Besuchsverbot führt oft zu Einsamkeit

Das Besuchsverbot für Krankenhäuser und Heime bleibt bis auf weiteres aufrecht. Besuche sind nur in Ausnahmefällen erlaubt. Die langfristigen Auswirkungen von Besuchseinschränkungen sind nach Einschätzung von Psychologen derzeit noch nicht absehbar.

Versperrte Türen, große Hinweisschilder mit der Aufschrift „Besuchsverbot“. In den Krankenhäusern und Altenheimen bleiben Patienten und Bewohner seit Wochen allein. Kein Besuch, kein Hände halten, keine körperliche Nähe. Gerade für ältere Menschen ist die Situation nur schwer zu ertragen.

Bewohner fürchten sich

Wobei nicht alle gleich betroffen sind. Im Mavida Park in Velden kommen die Bewohner bislang recht gut mit der Regelung zurecht, erzählt Demenzspezialistin Birgit Marolt. 113 demenzkranke Menschen werden hier betreut. „Nicht alle merken sich das, warum niemand kommt, aber der Großteil weiß sehr gut Bescheid. Corona sagen sie nicht, sie sagen einfach diese Grippewelle. Vor der fürchten sich die Bewohner teilweise so sehr, dass sie nicht einmal zum Fenster wollen, um den Angehörigen draußen zu zuwinken“.

Telefonate und Briefe helfen gegen Einsamkeit

Ganz anders geht es Menschen, die im Vollbesitz ihrer geistigen Fähigkeiten derzeit vergeblich auf Besuche warten müssen. So gut es geht Kontakt halten, rät Herwig Oberlerchner, Vorstand der psychiatrischen Abteilung im Klinikum Klagenfurt. „Es gibt Patientinnen und Patienten, die darunter leiden, die regelmäßige Besuche bzw. Kontakte gewohnt sind. Hier helfen wir mit dem Medium Telefon aus, d.h. Anrufe werden weitergeleitet, Patienten, die kein Handy haben, dürfen von der Station aus telefonieren und unsere Handys benutzen.“

Man könne aber auch ganz altmodisch Briefe schreiben, so Oberlerchner. „Vielleicht auch mit Zeichnungen der Enkel oder Urenkel versehen. So etwas freut alte Menschen natürlich sehr, weil sie sehen, dass der Kontakt zur Außenwelt nicht abgebrochen ist.“

Alltag genau strukturieren

Ob in einem Heim oder vielleicht zuhause: wer einsam ist sollte seinen Tag genau strukturieren, sich bestimmte Aufgaben vornehmen, möglichst aktiv sein. Besonders sensible Menschen sollten genau in sich hinein hören. „Ich habe zwei Sorgen. Die eine ist, dass Menschen, die kontinuierlich Psychopharmaka nehmen, diese nicht mehr nehmen, weil es vielleicht schwieriger ist, beim Hausarzt ein Rezept zu bekommen oder die nächste Apotheke zu erreichen. Das wäre ein wichtiger Appell, die Psychopharmaka nicht absetzen. Die zweite Sorge ist der Alkoholkonsum. In diesen Zeiten sollte Alkohol gemieden werden. Alkohol macht depressiv, führt zu Schlafstörungen und senkt unsere Schwelle was Aggressivität und Impulsivität betrifft“, so Oberlerchner.

Durch die Ausgangsbeschränkungen stelle sich aber auch eine gewisse Entschleunigung ein, sagt Oberlerchner. Positiv sei auch, dass der Egoismus eingeschränkt werde. Durch sein Verhalten und das Befolgen der Maßnahmen könne jeder von uns etwas zum Wohl anderer machen, so der Psychiater.