Chronik

Missbrauch: Kinderdorfleiter wehrt sich

Ein leitender Mitarbeiter eines Kinderdorfes in Kärnten wehrt sich gerichtlich gegen Vorwürfe eines früheren Bewohners. Dieser soll im Kinderdorf erzählt haben, dass es vor neun Jahren, während eines Ferienlagers in Italien, zu einem Übergriff durch den leitenden Mitarbeiter gekommen sei.

Der frühere Bewohner ist heute 27 Jahre alt. Er wuchs im Kinderdorf auf, seit Jahren lebt er selbständig in einer Wohnung. Weil der 27-Jährige kognitiv beeinträchtigt ist, regelt der jetzt beschuldigte Leiter des Kinderdorfes, als Sachwalter seine Finanzen. Auch als Erwachsener besuchte der 27-Jährige das Kinderdorf immer wieder. Nun beschuldigte er den 45 Jahre alten Leiter, einen Übergriff begangen zu haben.

Beschuldigter vom Dienst freigestellt

Der 45-Jährige wurde noch am selben Tag freigestellt. Das Kinderdorf wendete sich an das Gewaltschutzzentrum, gemäß den Richtlinien der Organisation, wie eine Pressesprecherin betonte. Man habe nicht anders agieren können und habe größtes Interesse an der Aufklärung. Für den Beschuldigten gelte und gilt natürlich die Unschuldsvermutung.

Gemeinsam mit der Jugendhilfe des Landes wurde eine neue interimistische Leitung für das Kinderdorf bestellt. Das mutmaßliche Opfer, der beeinträchtigte Mann, bekam einen neuen Erwachsenenvertreter zugeteilt.

Bis heute keine Anzeige gegen ehemaligen Leiter

Bis heute gibt es allerdings keine Anzeige. Polizei und Staatsanwaltschaft kennen den Fall nur aus den Medien. Der Anwalt des 45-Jährigen, Hannes Gradischnig, sprach von „Rufmord“ und von „stiller Post“. Der Beschuldigte sei für ihn ein Paradepädagoge, sagte Gradischnig im Gespräch mit dem ORF Kärnten.

Er habe nun eine Klage auf Widerruf und Unterlassung eingebracht, sagte Gradischnig. Sollten die Beschuldigungen und die Maßnahmen nicht zurückgenommen werden, dann sei der nächste Schritt eine Anzeige wegen Verleumdung. Auf ORF-Anfrage beim beim Gewaltschutzzentrum, warum der seit Mitte März bekannte Vorwurf nicht angezeigt wurde, hieß es, das heiße nicht, dass es keine Anzeige geben werde.