Die Infektionsabteilung am Kaiser-Franz-Josef-Spital
APA/HELMUT FOHRINGER
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Gesundheit

Erstes Covid-19-Todesopfer in Kärnten

Kärnten hat seinen ersten Coronavirus-Toten zu beklagen. Ein 65 Jahre alter Mann ist im Klinikum Klagenfurt gestorben. Insgesamt ist die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Menschen mit Stand Montag 15.00 Uhr auf 130 Fälle gestiegen, österreichweit gibt es 3.967 Fälle.

Landeshauptmann Peter Kaiser, Gesundheitsreferentin Beate Prettner (beide SPÖ) und Günther Wurzer (Gesundheits-Abteilung des Landes Kärnten) informierten nach dem Experten-Koordinationsgremium über den aktuellen Stand in Sachen Coronavirus. Die Bevölkerung müsse dringend alle Sicherheitsmaßnahmen einhalten, andernfalls drohten weitere Verschärfungen. Immerhin würden 80 Prozent der Menschen eine Corona-Infizierung gar nicht bemerken, das Virus aber verbreiten und andere anstecken, die ernstlich erkranken können.

Pressekonferenz Erstes Kärntner Toedesopfer Sonntag 22.März
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Gesundheitsreferentin Beate Prettner, Landeshauptmann Peter Kaiser (beide SPÖ) und Günther Wurzer (Landesabteilung 5). Die Pressekonferenz wurde via Livestream auf kaernten.ORF.at übertragen.

Todesopfer hatte schwere Vorerkrankungen

Der tote Kärntner hatte laut Kaiser schwere Vorerkrankungen und ist an einer Lungenfibrose gestorben. Er war vier Tage in stationärer Betreuung am Klinikum Klagenfurt auf der Intensivstation. „Wir werden in dieser Woche entscheidende Entwicklungen haben“, so der Landeshauptmann. Er danke allen, die sich an die Vorgaben der Bundesregierung halten würden, warnte aber auch all jene, die nach wie vor sogenannte „Corona-Partys“ abhalten würden. In Richtung Italien sagte Kaiser: „Ich möchte, dass Österreich und Kärnten nicht diese Entwicklung nimmt und dass Schlimmeres verhindert wird. Ich zähle auf sie.“

Gesundheitsreferentin: „Verhalten als hätte man Corona“

Gesundheitsreferentin Prettner appellierte an die Bevölkerung, sich so zu verhalten, als wäre man mit dem Coronvirus infiziert. „Verhalten sie sich so, als hätten sie Corona, begeben sie sich in eine Selbstisolation, umgeben sie sich nur mit ihrem persönlichen Kreis denn sie könnten jemand anderen gefährden. Wir müssen intelligenter sein als dieses Virus.“

Pressekonferenz Erstes Kärntner Todesopfer Sonntag 22.März Beate Prettner
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Beate Prettner (Gesundheitsreferentin)

Zweites Labor akkreditiert: 200 Tests am Tag zu schaffen

Prettner zufolge wurde nun auch das Kärntner Institut für Lebensmitteluntersuchung, Veterinärmedizin und Umwelt des Landes Kärnten (ILV-Labor) vom Bund akkreditiert, das bedeutet, dass die Testungen auf das Coronavirus ab sofort neben dem Labor des Klinikum Klagenfurt auch in diesem zweiten Labor ausgewertet werden können. Seit Samstag seien auch stationäre Teams in Spittal und Klagenfurt stationiert. „Wir können die Zahl der Testungen steigern“, so Prettner. Ungefähr 200 Tests pro Tag seien nun zu schaffen.

Gebäude Labor ILV
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Das Labor der ILV in Klagenfurt

Auf die Frage, warum es in Kärnten weniger Fälle als in anderen Bundesländern gebe sagte Prettner, man halte sich bei den Testungen an die internationalen Vorgaben. Es gebe immer wieder Personen, die sich testen lassen wollten. Vorgabe sei aber die Rückkehr aus einem Risikogebiet, bzw. der Kontakt mit einer infizierten Person und das Auftauchen von Symptomen. In Kärnten setze man stark auf das Contact tracing – also die Rückverfolgung, wer mit wem Kontakt hatte. „Das ist der entscheidende Punkt, um weitere Infektionen zu unterbinden. Jeder sollte zu Hause bleiben“, so Prettner.

Landespolitiker rufen zum zu Hause bleiben auf

In Kärnten gab es den ersten Todesfall in Zusammenhang mit dem Coronavirus. Ein 65-jähriger Mann mit Vorerkrankungen ist an den Folgen des Virus gestorben. Die Landespolitiker riefen unterdessen erneut zum zu Hause bleiben auf.

Visitendienst für Corona-Kranke in Heimquarantäne

Günther Wurzer kündigte einen Visitendienst für häusliche Corona-Patienten an, „nachdem 80 Prozent der Erkrankten milde Symptome zeigen ist es wichtig, dass diese Patienten zu Hause versorgt werden können, um Kapazitäten in den Krankenhäusern freizuhalten“. Für die niedergelassenen Ärzte in Kärnten werden 40.000, für Zahnärzte weitere 10.000 Schutzmasken verteilt.

Pressekonferenz Erstes Kärntner Todesopfer Sonntag 22.März Günther Wurzer
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Günther Wurzer (Landes-Abteilung 5)

Keine Quarantäne für Bezirk Völkermarkt

Kärntenweit gibt es – nach Bezirken gereiht und mit Stand Montag – die meisten Infizierten (28) in Völkermarkt. In der Stadt Klagenfurt, die mehr als doppelt so viele Einwohner hat wie der Bezirk Völkermarkt, sind es 22 Fälle. Laut dem Landeshauptmann ist dieser erhöhte Anstieg darauf zurückzuführen, dass dort vor Inkrafttreten der Ausgangsbeschränkungen – genau am 6. März – ein Begräbnis mit 86 Personen samt Leichenschmaus stattgefunden habe.

Völkermarkter Hauptplatz mit Straße
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Vermehrte Anfragen: Testung nur bei Symptomen

Beim sogenannten Contact Tracing wurden 75 Personen ermittelt, die bei diesem Begräbnis Kontakt hatten. An die Behörden gingen deshalb am Montag vermehrt Anfragen aus dem Bezirk ein. Die Bezirkshauptmannschaft Völkermarkt weist deshalb darauf hin, dass laut den derzeit bundesweit geltenden Vorgaben nur Personen auf das Coronavirus getestet werden, die entsprechende Symptome aufweisen.

Auch eine Quarantäne, wie sie etwa der Bad Eisenkappler Bürgermeister Franz-Josef Smrtnik für seine Gemeinde angedacht hat, sei derzeit noch kein Thema. Die Richtlinien des Bundes dafür seien nicht erfüllt. Kaiser: „Wir haben das mit dem Contact tracing festgestellt und haben das, was aufgetaucht ist, zumindest unter einer gewissen Kontrolle“, so Kaiser. Aber gerade aus dem Bezirk Völkermarkt gebe es Meldungen, dass sich Menschen nicht an die Vorgaben halten würden. Eine Quarantäne des ganzen Bezirks sei derzeit nicht angedacht. „Ich glaube, dass wir in einer Gesamtheit abzuwägen haben“, so Kaiser.

Pressekonferenz Erstes Kärntner Todesopfer Sonntag 22.März Landeshauptmann Peter Kaiser
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Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ)

Österreich: 3.967 Menschen erkrankt

Aktuell sind in Österreich 3.967 Menschen am Coronavirus erkrankt – davon werden 130 im Krankenhaus betreut. Bei 3.837 Personen nimmt die Krankheit laut Gesundheitsministerium einen milden Verlauf. 14 Personen müssen intensivmedizinisch betreut werden.

Bisher galten neun Todesfälle in Zusammenhang mit SARS-CoV-2 laut Ministerium als bestätigt: Vier in der Steiermark, drei in Wien und je einer in Oberösterreich und Niederösterreich, mit Kärnten sind es nun zehn Corona-Tote in Österreich.

Hotlines zum Coronavirus

  • Gesundheitsnummer 1450 ohne Vorwahl aus allen Netzen
  • Hotline Land Kärnten: 050 536 53003 (Montag bis Freitag 8.00 bis 16.00 Uhr)
  • Wirtschaftskammer nur für Unternehmer: 05 90 904 808
  • AGES: 0800 555 621
  • Internationale Notrufnummer 112
  • Alle Infos zum neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 gibt es unter ORF.at/corona und auf der Teletext-Seite 660.
  • Hotlines, Tipps und Unterstützung