Drau in Villach
ORF/Petra Haas
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„Kennst Du Kärnten“

Als das Kaiserpaar Villach beehrte

Wenn heute ein hochrangiger Politiker wie der Bundespräsident Kärnten einen Besuch abstattet, ist es ein besonderer Tag und man wird ihn mit allen Ehren begrüßen. Schulfrei gibt es deswegen aber nicht mehr, auch die Geschäfte bleiben geöffnet. Zu Kaisers Zeiten wurde das Leben während des hohen Besuches quasi angehalten.

1856 kam Kaiser Franz Joseph I. mit seiner jungen, hübschen Gemahlin Elisabeth, auch Sisi genannt, vom Gailtal kommend in die Draustadt. Der damalige Bürgermeister, Paul Hauser, hatte die k.u.k apostolischen Majestäten zu einem ausgiebigen Frühstück eingeladen, mit wohlformulierten Worten so der Villacher Chronist Gernot Rader: „Ich erlaube mir, seine Majestät um die hohe Gnade zu bitten, ob es nicht der Stadtgemeinde vergönnt wäre, das Dejeuner servieren zu dürfen.“

Das Dejeuner war das für damalige Zeiten übliche Spätfrühstück. Heute vergleichbar mit dem Brunch, Frühstück und Mittagessen in einem. Dieses Spätfrühstück gehörte zu den Leidenschaften des Kaisers. So musste man in Villach nicht lange auf eine Zusage warten. „Der Kaiser geruhte huldvollst die Einladung anzunehmen. Die Gemeinderäte verfielen in freudigen Jubel, besagt das Protokoll.“

Kanonenschüsse und Kirchengeläut zur Begrüßung

Am 7. September 1856 um exakt 12.15 Uhr kam der Kaiser mit seiner Sisi in Villach an. „Es war ein offizieller Besuch. Entsprechend waren die Aufwendungen“, so Rader. Die Stadt bereitete ihnen einen würdigen Empfang mit Kanonenschüssen und sämtliche Kirchenglocken verkündeten die Ankunft der Majestäten. „Von der eigens errichteten Ehrenpforte in der unteren Vorstadt bis zum Kaiseramtsgebäude am Hauptplatz, wo früher die Bezirkshauptmannschaft war, standen die Leute dicht im Spalier und brachen in Hochrufe aus.“

Villacher konnten Kaiserpaar hautnah begrüßen

Auf dem Villacher Hauptplatz wurde sogar eine eigene Eisensäule errichtet. „Alle Häuser, bis zur kleinsten Hütte, waren geschmückt“, so Rader. Das Kaiserpaar nahm – nach dem offiziellen Teil – auch noch ein Bad in der Menschenmenge. Um 16.30 Uhr bestiegen ihre Majestäten dann wieder ihren Reisewagen und verließen – laut Protokoll – Villach wieder in Richtung Wien.

„Geleitet von den heißesten Segenswünschen der hoch beglückten Stadtbewohner das Weichbild von Villach“ hieß es. Eine solch blumige Ausdrucksweise würde der Bundespräsident heute wohl nicht mehr zu hören bekommen, so Rader: „Man sieht den Kontrast, wie devot man den Obrigkeiten gegenüberstand, wo heute demokratische Selbstverständlichkeit herrscht. Der Bundespräsident würde zwar mit aller Achtung, aber ohne diese verschnörkelte Sprache empfangen werden.“ Der Bundespräsident würde sich wohl auch nicht mit den legendären kaiserlichen Worten „Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut“ verabschieden.