Anders als etwa der Yellowstone Nationalpark in den USA oder der Triglav Nationalpark in Slowenien befindet sich der Nationalpark Hohe Tauern fast zur Gänze in Privatbesitz. Der Park selbst pachtet die Jagdreviere, die zusammen eine große Wildruhezone bilden. Die herkömmliche Jagd ist eingeschränkt.
Großwild von Schutz ausgenommen
Jetzt sorgt die neue Vereinbarung zwischen dem Land Kärnten und der Jägerschaft für Kritik, heißt es dort dich unter anderem, „Bär, Wolf, Luchs, Goldschakal und Fischotter werden ausdrücklich von erhaltenden und unterstützenden Maßnahmen in den Nationalparkrevieren ausgenommen“ – mehr dazu in Raubwild im Nationalpark nicht willkommen (kaernten.ORF.at; 21.2.2020).
Dies Einschränkung könnte sogar die internationale Anerkennung des Nationalparks gefährden, sagt der Wildbiologe Wolfang Schröder, der den Nationalpark wissenschaftlich berät. „Diese vorliegende Vereinbarung entspricht nicht dem Nationalparkgeist in Österreich. Die charakteristische biologische Vielfalt soll in diesem Nationalpark erhalten werden. Das spiegelt diese Vereinbarung nicht wider, weil sie ein paar Arten von dieser Erhaltung ausschließt.“
Regierung: Internationale Anerkennung nicht in Frage stellen
Nationalparkreferentin Sara Schaar (SPÖ), die den Vertrag für den Nationalparkfonds unterschrieben hat, will die Formulierung nicht zurücknehmen. Mit Nationalparkdirektor Peter Rupitsch habe man sich bereits darauf geeinigt, dass gemeinsam zusätzliche Erläuterungen zu dem Übereinkommen geschrieben werden, sagte Schaar.
„Diese Erläuterungen arbeiten wir gerade gemeinsam mit dem Nationalparkdirektor aus, um fachlich alles außer Streit stellen zu können.“ Die internationale Anerkennung dürfe auf gar keinen Fall in Frage gestellt werden, sagte Schaar.
Nationalpark: Momentan kein Großwild vorhanden
Nationalparkdirektor Peter Rupitsch geht davon aus, dass das Jagdmanagement wie bisher fortgeführt werden kann. Großraubtiere seien im Nationalpark Hohe Tauern kein Problem. Der Nationalpark habe sich schon vor Jahren dazu bekannt, keine proaktive Wiederansiedlung von großen Beutegreifern durchzuführen, sagte Rupitsch.
„Und zum anderen müssen wir davon ausgehen, wie der Rechtszustand ist, und der ist dergestalt, dass momentan die großen Beutegreifer Bär, Luchs und Wolf, gar nicht im Gebiet vorhanden sind und deshalb auch nicht für einen ‚günstigen Erhaltungszustand‘ gesorgt werden kann. Das heißt mit anderen Worten: Solange die Tiere nicht da sind, gibt es auch keinen Handlungsbedarf. wenn sie da sind, wird von Fall zu Fall zu entscheiden sein.“ Dass sich Bär oder Luchs hier ansiedeln, sei so gut wie ausgeschlossen, sagte Rupitsch.
Rupitsch: „Einzig mögliche Gefahr von Wolf“
Die einzige „Gefahr“ komme vom Wolf, wenn man das so betrachten wolle, und das sei aus Sicht der Landwirtschaft verständlich, sagte Rupitsch. Wenn der Wolf tatsächlich und nachweislich verstärkt auftauchen sollte, werde man sich mit den einzelnen Fällen zu befassen haben. Eine Bejagung von Wölfen im Nationalparkgebiet sei „in Ausnahmesituationen möglich“, sagte Rupitsch, „aber einfach wird das ganz sicher nicht“.
Regierung: Ergänzungen in nächsten Tagen fertig
Mit den Erläuterungen soll der Schutzstatus für solche Tiere festgeschrieben werden. Schon in den nächsten Tagen sollen die Ergänzungen im Jagdübereinkommen fertig gestellt sein, kündigte Umweltlandesrätin Schaar an. Die internationale Anerkennung des Nationalparks sei dem Land wichtig, diesen Status gelte es unbedingt zu erhalten.