Visualisierung von Coronaviren
Land Salzburg/Pixabay
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Gesundheit

Experte: Coronavirus-Spitze nicht erreicht

Amtsarzt Heimo Wallenko von der Landessanitätsdirektion Kärnten hat am Donnerstag in Radio Kärnten Fragen zum Coronavirus beantwortet. Es ging um die Themen der Gefahr, Hygiene, Ausbreitung und was man im Alltag machen kann um sich bestmöglich zu schützen. Wann die Spitze überwunden sei, stehe noch nicht fest.

„Es ist nicht so bösartig, dass es sofort alle Menschen killt, aber es hat das Potenzial, sich auszubreiten. Mittlerweile ist es eine Pandemie. Wir müssen uns damit auseinandersetzen, dass die ganze Menschheit für dieses Virus empfänglich ist und derzeit noch keine Abwehrkräfte hat, die weitere epidemische Wellen bremsen kann“, so Wallenko, der für übertragbare Krankheiten und Infektionsschutz in der Landessanitätsdirektion zuständig ist.

Corona Heimo Walenko Landessanitätsdirektion
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Distanz halten und Hände waschen

„Corona kennen wir alle, haben es immer schon in harmlosen Schnupfenvarianten im Körper gehabt. Diese neue Variante hat das Potenzial, zwischen einem bis drei Prozent der Fälle fatale Verläufe zu erzeugen“, so der Experte. Alle Verschwörungstheorien weise er zurück – beispielsweise, dass das Virus irgendwo in einem Labor außer Kontrolle geraten sei. „Noch hat der Mensch keine Immunzellen gegen dieses Virus und es wird auch noch dauern, bis diese entwickelt sind."

Richtiges Händedesinfizieren
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In einem Mehrgenerationenhaus heiße das Zauberwort „Abstand halten“ und durch viele kleine Verhaltens- und Vorsichtsmaßregeln vorsorgen. Es sollten Kontakte zwischen Menschen weniger werden und die Menschen sollten sich häufiger die Hände waschen.

„Wenn man jemandem die Hand gegeben hat, sollte man gleich wieder die Hände waschen. Wenn im Haushalt der Verdacht besteht, dass jemand ein Träger ist, sollte man einfach auch Distanz halten und anderes Besteck oder Handtücher benützen“, so Wallenko.

Taktung der Maßnahmen ein wichtiger Faktor

Kinder seien ein Motor der Ausbreitung, würden aber Infektionen meist recht gut wegstecken: „Oft haben sie etwas, aber man merkt es gar nicht, weil die Verläufe mild sind. Wenn die Kinder dann die Großeltern treffen, sind diese gefährdet, weil es unter ihnen gröbere Verläufe gibt." Kinder seien Hauptträger von Erkrankungen, „weil sie einfach viel herumkugeln und Kontakte mit anderen Kindern haben“, sagte Wallenko.

Für die kommenden Wochen sei laut Bundesregierung ein starker Anstieg der Infizierten zu erwarten. Es sei auch möglich, dass es in Österreich zu solchen Fällen wie in Italien kommen könnte, so Wallenko. Daher sei es notwendig, diese drastischen Maßnahmen der Bundesregierung umzusetzen.

„Wir beobachten die Situation schon seit Anfang des Jahres mit Konzentration. Gerade wir in Kärnten sind in engem Kontakt mit Italien und lernen derzeit sehr viel von ihnen. Die Zusammenarbeit ermöglicht uns auch, zu prüfen, wie wir etwas machen sollen. Die Taktung der Maßnahmen – zum Beispiel der Verkehrsbeschränkungen oder Schulschließungen – ist sehr wichtig." Eine Verminderung der Kontakte zwischen den Menschen sei zum Beispiel ein wichtiger Faktor, um Infektionen abzufedern.

Corona Heimo Walenko Landessanitätsdirektion
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Übertragung über Lebensmittel oder Tiere nicht bekannt

Testungen seien kein Allheilmittel. „Vielleicht haben wir in Kärnten einfach weniger Infektionsketten bekommen und haben deshalb erst drei Infizierte. Da wissen wir auch genau, mit wem sie Kontakte hatten. Es gibt also keine Unbekannte bei uns. Grippe- oder ähnliche Impfungen helfen gegen das Coronavirus nicht, sonst wären wir sehr glücklich“, so der Mediziner der Landessanitätsdirektion.

Er rät davon ab, in eine große Waschhysterie zu verfallen. Man könne den Einkaufswagen normal angreifen. Eine Übertragung über Lebensmittel sei Wallenko nicht bekannt. Das normale Waschen von Obst aus Italien reiche aus, auch im Haushalt sind die üblichen Reinigungsmittel ausreichend. Die Übertragung von Tier zu Tier bzw. zurück zum Menschen sei derzeit nicht bekannt.

Kuren verschieben

Sporttrainings müsse man gesondert betrachten. Tennis sei ein kleineres Problem als Hallenfußball, so Wallenko. Das würde er langsam einstellen. Es gelte grundsätzlich auch in diesem Bereich auf Eigenverantwortlichkeit zu achten. Sauna-, Schwimmbad- oder Kurbesuche solle man eher auf die Zeit nach der Epidemie verschieben. „Achten wir auf unser tägliches Verhalten, dann muss der Staat nicht noch mehr in unser Leben eingreifen".

Wenn eine Kur verschiebbar ist, sollte man diese verschieben. Es sei nicht garantiert, dass man dort nicht in eine Absonderung gerate. Das sei laut Wallenko ein Unsicherheitsfaktor. Bei Operationen hänge es davon ab, was operiert werden soll. „Sind sie akut , dann ja, wenn aufschiebbar, wird sie sowieso aufgeschoben. Wenn man zum Arzt muss, sollte man ihn für die Grundversorgung auch aufsuchen. Man sollte aber nicht ins Wartezimmer husten, sonst gibt es kein Problem. Besuche in den Pflegeheimen solle man am besten mit den Heimbetreibern vor Ort klären“, so der Experte.

Urlaube absagen, frische Luft schnappen ratsam

Bei größeren Geburtstagsfeiern in einem Gasthaus rät Wallenko auf jeden Fall zu einer Absage. Auch von Urlauben in Italien rät der Experte ganz klar ab. Große Menschenansammlungen seien zwar zu vermeiden, beim Aufenthalt im Freien sieht das ganz anders aus: „Ich würde sogar dazu raten, frische Luft zu schnappen und ins Grüne zu gehen.

Ob der Mundschutz, wie man ihn bei vielen Menschen in China sieht, hilft, sei wissenschaftlich nicht evident: „Wenn man sich an der Maske oder Nase herumzupft, fährt man sich noch öfters in Gesicht und das sollte man vermeiden“.

Kirchgang zu Ostern mit Fragezeichen

Bei leichten Erkrankungsformen sei ein kompletter sozialer Rückzug ausreichend. Bei schweren Erkrankungsformen kann es bis zur intensivmedizinischen Betreuung gehen. Bei Quaratäne sollte man sich in der Wohnung in einem Raum wirklich abgetrennt zurückziehen und sich auch im Alltag deutlich von Menschen trennen.

Das Coronavirus kann im Blut festgestellt werden. „Aber schneller und sicherer ist es mit dem Abstrich aus dem Nasen- oder Rachenraum“, so Wallenko. Das Küssen in einer Paarbeziehung sei kein Problem. Wallenko könne nicht sagen, wie lange es noch dauern werde, dass das Coronavirus grassiere, „aber bestimmt über Ostern hinaus und der Kirchgang zu Ostern ist mit einem großen Fragezeichen versehen“.

Infektiös ab erstem Halskratzen

„Wir gehen davon aus, dass man immun wird, wenn man das Virus einmal überstanden hat, aber man muss bedenken, dass die Krankheit neu ist. Die Übertragungsmöglichkeit des Virus beginnt beim allerersten Halskratzen, ab da wird man infektiös, also sobald man sich kränklich fühlt. Um das Immunsystem zu stärken, hilft ein normaler, gesunder Lebenswandel mit einem gesunden Schlaf- und Essrhythmus.“

Arbeitsexperte und Bildungsdirektor im Studio zu Gast

Christoph Lorber von der Arbeiterkammer, Experte für Arbeitsrecht, ist zum Thema Coronavirus am Freitag live von 14.00 bis 15.00 Uhr im Studio von „Radio Kärnten“ zu Gast und beantwortet auch Hörerfragen. Ebenfalls wird Bildungsdirektor Robert Klinglmair als Gesprächspartner im Studio sein. Ihre Fragen können Sie vorab auf den Anrufbeantworter unter 0463/504 888 sprechen.