Man erzählt sich noch heute in der Draustadt, dass der Villacher Kaufmann Johann Feldner ein großzügiger Mann war. Er häufte mit seinen Geschäften ein beachtliches Vermögen an und brachte es in verschiedene soziale Stiftungen ein. Eine Stiftung trugt den Namen „Arme brave Mädchen aus dem deutschen Handwerkerstand“.
Hochzeit ermöglichte sozialen Aufstieg
Chronist Gernot Rader erklärt, was es mit dieser Stiftung auf sich hatte: "Die Mädchen und jungen Frauen aus dem gewöhnlichen Armenstand, also aus sozial nicht gehobenen Verhältnissen, hatten keine Möglichkeit eines Aufstiegs. Die einzige Möglichkeit, als Frau Karriere zu machen, war damals, einen Mann zu heiraten, der ihnen einen gewissen Status bieten konnte.
Diesen Mann aber für sich zu begeistern, vor allem, wenn man aus nicht wohlhabendem Hause stammte, war nahezu unmöglich, weil – so Rader – die Männer darauf aus waren, dass ihre zukünftige Frau eine Mitgift mitbringt. Diese hatten die armen Mädchen aber nicht. Genau da setzte Johann Feldner mit seinem Vermögen an. Er verfügte in seinem Testament vom 3. Februar 1881, dass pro Jahr eine junge heiratswillige Frau 606 Kronen und 80 Heller als Mitgift bekommt. Für damalige Verhältnisse war das viel Geld (Kaufkraft von grob geschätzt 6.000 Euro).
Ausschreibung mit strengen Kriterien
Die jungen Frauen mussten sich um diese „Förderung“ bewerben. Die Stadt Villach – so stand es im Testament – veranstaltete dafür ein „Casting“. Der Titel: „Heirats-Ausstattungs-Prämien-Ausschreibung.“ Die Teilnahmebedingungen sahen vor, dass die Mädchen von deutscher Nationalität seien und eine deutsche Erziehung erhalten haben müssten.
„Außerdem Zuständigkeit und längerer Aufenthalt in Villach, moralisches Vorleben und vollkommene Gesundheit. Sie darf nicht unter 20 und nicht über 30 Jahre alt sein. Sie soll schon mehrere Jahre in einer achtbaren Bürgerfamilie als Hausmagd gedient haben und über erworbene Kenntnisse in Nähen und Kochen verfügen, damit sie als tüchtige, arbeitssame und sparsame Hausfrau einen bürgerlichen Haushalt führen kann“, so Rader.
Prämie nach Trauung ausbezahlt
Die Frau von damals hatte sich unterzuordnen, aber laut Rader war im Endeffekt eine tüchtige Hausfrau die Chefin im Haus. Wenn sich der werbende Bräutigam für die Frau aus dem Unterstand entschieden hatte, ging es zum Traualtar. Rader: „Die Prämie wurde nach der Trauung ausbezahlt." So schaffte es eine Frau aus ärmlichen Verhältnissen in ein besseres Leben. Laut Rader war die Grundlage dafür die soziale Idee eines Kaufmanns, der gesehen hatte, wie es den armen, jungen Frauen geht und der in seinem Testament die Verfügung hinein gab.“
Brüder unterstüzten auch Studenten, Boten und Kranke
Johann Feldner gab aber damit nicht nur diesen jungen Frauen ohne wirkliche Zukunftschancen die Aussicht auf ein gutes Leben. Er war auch noch mit seinem Bruder Vinzenz in anderen Bereich sozial sehr aktiv. Sie förderten in ihren Nachlässen zum Beispiel auch arme Studenten, Dienstboten und Kranke. Vielen Jungen Menschen wurde so eine bessere Zukunft ermöglicht. Das wurde auch von Seiten der Stadt Villach gewürdigt, indem ihnen ein Straßenname gewidmet wurde.