Es ist zwar erst Ende Februar, aber auf Grund der milden Temperaturen machen sich schon Frühlingsgefühle breit. Das empfinden auch die Pflanzen, viele blühen sehr viel früher. „Es hängt natürlich auch davon ab, um welche Pflanzen es geht. Pflanzen, die bereits im Herbst ihre Knospen angelegt haben, und nur auf die ersten warmen Tage warten, sind bereits in voller Blüte und damit zwei bis drei Wochen zu früh“, sagte Roland Eberwein, Leiter des Botanischen Gartens in Klagenfurt.
Gelbe Flecken im braunen Laub
Es gibt klassische Winterblüher, die nur darauf warten, ihre im Herbst gebildeten Knospen aufzumachen, wie die Zaubernuss oder der Winterjasmin. Warme Tage und geschützte Hausmauern sorgen dafür, dass der Winterjasmin zum Beispiel schon im Dezember blühen kann. Klassische heimische Frühblüher sind auch die stängellose Primel oder das Gänseblümchen.
Eine Pflanze ist schon so gut wie verblüht, der Winterling, eine beliebte Zierpflanze in unseren Gärten, sagt Eberwein. „Der Winterling ist ein leicht giftiges Hahnenfußgewächs, welches sehr, sehr früh blüht und durchaus schon bei der Schneeschmelze durch die Schneedecke durchtreiben kann und eine hübsche gelbe Blüte hat.“
Zwei Wochen zu früh: die Kornelkirsche
Die Kornelkirsche blüht normalerweise Ende Februar, ist aber heuer auch einige Wochen früher dran. Gelbe Kügelchen, die eigentlich Staubblätter sind, brechen aus den Knospen hervor. Die Kornelkirsche wird im Volksmund auch Dirndlstrauch genannt: „Es sind sehr schmackhafte, säuerliche, rote Früchte, die auch häufig zu Dirndlmarmelade verarbeitet werden. Die Kornelkirsche ist heuer auch gut zwei Wochen zu Früh dran.“
Schneearmer Winter bringt Trockenstress
Einige Pflanzen sind im Botanischen Garten noch abgedeckt, interessanterweise sind es aber nicht nur exotische Pflanzen, sondern auch heimische Pflanzen, die im Winter besonders den Schutz des Schnees bräuchten. „Der Schneeschutz ist ganz wichtig für Pflanzen. Er verhindert, dass der Boden tief durchfriert. Wenn die Sonne scheint, strahlt der helle, weiße Schnee auch Licht und Wärme ab, wenn die Sonne scheint. Wenn jetzt der dunkle, braune Boden frei liegt, und tagsüber die Sonne drauf scheint, erwärmt er sich besonders gut und taut auf und die Pflanzen kommen in die Gänge.“
Wenn aber der Boden wegen des fehlenden Schnees tief durchgefroren war, gebe es Wassermangel, die Pflanzen haben massiven Trockenstress. Deswegen decken man empfindliche Pflanzen ab, so Eberwein.
Alpine Pflanzen leiden besonders
Besonders empfindlich sind diesbezüglich alpine Pflanzen, die bei einem solchen Klima, wie es nun etwa in Klagenfurt herrscht, viel weniger Chancen als früher haben, sagte Eberwein. „Man muss sich vorstellen, dass im Gebirge der Schnee erst im Mai oder Juni, manchmal erst im Juli beginnt abzuschmelzen, im September schneit es schon wieder. Wenn wir unsere Schneeschmelze jetzt in Klagenfurt im Jänner haben, oder überhaupt keinen Schnee haben, dann haben diese Pflanzen eine Vegetationsperiode, die von Februar bis November, Dezember reicht. Das ist viel zu lange, das überleben die nicht, diese Pflanzen können wir hier gar nicht mehr kultivieren.“
Auch Nadelbäume leiden
Kritisch ist die Trockenheit auch für Pflanzen, die nicht besonders tief wurzeln, aber im Winter Blätter haben und grün bleiben, wie etwa Rhododendren, sagt Eberwein. „Diese Pflanzen leiden auch unter Trockenstress, nicht nur unter Kälte. Auch Nadelbäume machen bei Sonnenschein im Wald ihre Spaltöffnungen auf und verdunsten Wasser. Wenn es dann nicht regnet, vertrocknen sie.“
„Sollte man in die Situation kommen, Kindern die Sache mit den Pflanzen und der grünen Farbe im Frühling erklären zu dürfen – Pflanzen haben eine besondere Form der Ernährung“, sagt Eberwein. „Sie bekommen ihre Energie von der Sonne. In Verbindung mit Stoffen aus der Erde, mit Wasser, Luft, Kohlendioxid erzeugen die Pflanzen verschiedene Zucker, die sie als Baustoff benutzen. Diese Umwandlung geschieht durch Chlorophyll und dieser Stoff ist grün. Die grüne Farbe ist also lebensnotwendig für die Pflanzen.“