Symbolbild für Pflege: Frau hält Hände einer Seniorin fest
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Politik

FPÖ: Mehr Unterstützung für Pflege zuhause

Die FPÖ will weniger Pflege im Heim und mehr Unterstützung für die Pflege zuhause. Derzeit würden teure Heimplätze bezahlt, die Pflege zu Hause werde aber nicht gefördert. Die FPÖ fordert auch die Einführung eines Pflegelehrberufs.

In ihrer Kritik sehen sich die Freiheitlichen laut FPÖ Klubobmann Gernot Darmann durch einen Rechnungshofbericht bestätigt. Die Kärntner würden vor allem bei der Pflege zuhause vom Land kaum finanziell unterstützt werden. Nur wenige könnten sich etwa eine 24 Stunden Pflege leisten.

„Nur knapp 2000 Kärntner Senioren, das sind 5,6 Prozent der Pflegegeldbezieher, können dank dieser Betreuung zuhause bleiben. Es ist aber davon auszugehen, dass noch einmal so viele Kärntner diese Betreuung wünschen würden, aber sich diese nicht leisten können. Da sind wir beim Punkt der Differenz zwischen Pflegheimplatz und auch der Unterstützung durch den Bund und durch das Land, was an finanziellen Mitteln noch möglich wäre, an Förderung um im Endeffekt nicht die teuren Kosten eines Pflegeheimplatzes zu haben, aber jemanden zuhause zu helfen, dass er es sich auch zuhause leisten kann“, so Darmann.

Darmann möchte win-win Situation

Die Finanzierung der Pflege müsste laut Darmann so umgestaltet werden, dass Menschen so lange wie möglich zu Hause bleiben können. „Ich glaube, dass das ganz wesentlich ist um einerseits Lebensqualität sicherzustellen, auf der anderen Seite aber genauso die finanzielle Verantwortung in der Politik wahrzunehmen, dass nicht alle, die es tatsächlich gar nicht brauchen, in ein Heim gedrängt werden, und der Heimplatz an sich das Teuerste in der ganzen Systemumsetzung im Pflegewesen ist, das anzubieten ist. Man könnte ja eine win-win Situation für alle Beteiligten schaffen, das die, die tatsächlich zuhause weiter betreut oder auch gepflegt werden könnten, zuhause auch diese Betreuung erfahren und nicht in dieses teure System eines Pflegeheims gedrängt werden“.

Kritisiert wird von der FPÖ auch der Pflegeschlüssel in Kärntens Heimen. Ob Pflegestufe drei oder sieben, auf 2,4 zu Pflegende kommt ein Pfleger. Vor allem in der höchsten Pflegestufe betrage das Verhältnis in Wien zum Beispiel aber eins zu eins.

Trettenbrein für Jugendliche als Altenheimarbeiter

Der Rechnungshof empfiehlt eine Anpassung des Pflegeschlüssels an die Pflegestufe. Auch, um das Pflegepersonal zu entlasten. Die Freiheitlichen sprechen sich daher auch für eine Pflegelehre aus. Eine Pflege-HTL als Schulversuch sei zwar durchaus sinnvoll, man benötige aber in erster Linie in der Praxis gut ausgebildete Pfleger. Die FPÖ fordert zudem eine Absenkung der Tarife und somit des Selbstbehaltes für die mobile Pflege.

„Die Pflegelehre, die es ja schon seit 2004 in der Schweiz gibt, ist ein Ding, das wir unbedingt einführen müssen. Ich habe erst vor zwei Tagen mit einer Pflegeleiterin eines Heimes in Wolfsberg gesprochen, die mir gesagt hat, dass das der richtige Weg wäre. Wir müssen aufpassen, dass wir die Jugendlichen nicht verlieren in andere Richtungen, in andere Ausbildungen, weil wenn sie einmal weg sind, dann sind sie weg, dann kriegst du sie nicht zurück. Und die Frage, an der es bei Frau Prettner (Gesundheitslandesrätin Beate Prettner SPÖ, Anm.) immer ideologisch scheitert, weil sie sagt, man könne ja keinen 15- oder 16-Jährigen in ein Altenheim schicken und dort arbeiten lassen. Ja, warum denn nicht?“, sagte FPÖ-Sozialsprecher Harald Trettenbrein.

SPÖ sieht unmoralische Selbstinszenierung

Die SPÖ reagiert auf die Kritik der Freiheitlichen scharf. Es sei enttäuschend, wenn politische Mitbewerber dieses Thema zu unverantwortlicher und unmoralischer parteipolitischer Selbstinszenierung missbrauchen – und die Bevölkerung zu verunsichern. Laut Sozialreferentin Beate Prettner (SPÖ) habe man in Kärnten vor allen anderen Bundesländern die Weichen für Verbesserungen im Bereich der Pflege gestellt.

„Das Recht auf einen pflegefreien Tag im Monat“: Hat Kärnten seit Jahren realisiert. Mehr noch: Mit 28 kostenlosen Kurzzeitpflegetagen haben pflegende Angehörige in Kärnten – würden wir es monatlich aufrechnen – 2,3 pflegefreie Tage pro Monat. In diesem Zusammenhang muss auch auf die mehrstündigen mobilen Dienste hingewiesen werden, die pflegende Angehörige in Anspruch nehmen können: Ist möglich für vier bis zehn Stunden am Stück – in dieser Zeit kann sich der pflegende Angehörige frei nehmen. Der Selbstbehalt dafür wurde massiv reduziert, das Land zahlt 84,25 Prozent, der Klient nur noch 15,75 Prozent. Damit beträgt der Selbstbehalt beispielsweise für vier Stunden im Schnitt (je nach Pflegestufe und Einkommen) 22 Euro.

Team Kärnten begrüßt FPÖ Vorschlag

Zudem gebe es noch eine Reihe weiterer Maßnahmen, die umgesetzt wurden. Urlaub für pflegende Angehörige, kostenlose und wohnortnahe Beratung zu Pflege, rechtlichen Fragen und Angeboten, eine Community Nurse für die Pflege-Nahversorgung, Pflege-daheim-Bonus, Pflegedatenbank, Pflegeatlas mit relevanten Zahlen, Daten, Fakten, Pflegestammtische in den „Gesunden Gemeinden“ Kärntens und das erste Demenzzentrum Österreichs, heißt es aus dem Büro der Sozialreferentin. Im Übrigen zeuge es nicht von seriöser Politik, aus einem Bundesrechnungshofbericht derart unreflektiert zu zitieren.

Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer begrüßt, „dass die FPÖ endlich unseren nachweislich bereits 2014 im Landtag eingebrachten Vorschlag für eine Pflegelehre nunmehr für sich entdeckt hat.“ Köfer tritt in Bezug auf die Pflegelehre weiter vehement dafür ein, diese zumindest einmal in einem Modellprojekt zu erproben und daraus weitere Schlüsse zu ziehen. In Kärnten und Österreich liegen laut Köfer im Pflegesektor große Berufs- und Zukunftschancen für junge Menschen.

Platz im Pflegeheim kostet acht Mal so viel

„Die Bevölkerungsentwicklung in Kärnten zeigt klar auf: der Ausbau der flexiblen, mobilen Pflegebetreuung ist ein absolutes Muss. Wir wissen heute schon, dass ein Platz im Pflegeheim rund acht mal so viel kostet, wie die mobile Betreuung. Hier gibt es schnell nutzbares Optimierungspotenzial, denn ein Fünftel der Pfleglinge in Heimen könnte auch zu Hause betreut werden, es fehlt jedoch an den Angeboten“, so ÖVP Klubobmann Markus Malle.