Bildung

Uni befasst sich mit „Mythos Kärnten“

Die Universität Klagenfurt widmet sich im 100. Jubiläumsjahr der Kärntner Volksabstimmung in öffentlichen Vorträgen dem „Mythos Kärnten“. Ist Kärnten wirklich korrupt und zurückgeblieben oder das Land, in dem es relevanten Widerstand gegen die Nazis gab und den höchsten Anteil international geachteter Künstler?

Spätestens sei dem Unfalltod von Jörg Haider im Oktober 2008 stellt man sich im Ausland die Frage, ob die Uhren in Kärnten anders gehen. Die Vorstellungen von einem Besonders- und Anders-Sein Kärntens sei laut Aussendung der Universität zu einem Klischee geworden. Im Laufe eines Jahrhunderts seien Fakten, Halbwahrheiten und pure Erfindungen zu etwas gefroren, das man als einen Mythos bezeichnen könne.

Vortrag jeden Mittwochabend

An 15 Terminen bietet die Alpen-Adria-Universität eine Ringvorlesung mit Beiträgen hiesiger und auswärtiger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die öffentlich zugänglich ist. Das Jubiläumsjahr 2020, in dem sich die Volksabstimmung über den Verbleib zweisprachiger Gebiete bei Österreich zum 100. Mal jährt, bietet den Anlass für diese ungewöhnliche Ringvorlesung. Jeden Mittwoch zwischen 17.30 und 19.00 Uhr gehen Vortragende der Frage nach dem Mythos Kärnten auf den Grund.

Von Xenophobie bis geachteter Kunst

Walter Fanta und Dominik Scrienc, die die Ringvorlesung leiten, beschreiben ihre These eines Mythos Kärnten wie folgt: „Der Mythos Kärnten speist sich aus Einzelaussagen wie: Kärnten ist das einzige Bundesland Österreichs mit FPÖ/BZÖ-Landeshauptleuten, das ökonomisch zurückgebliebenste, korrupteste Bundesland, das Bundesland mit den meisten Nazis und Xenophoben oder zumindest Deutschnationalen, die nicht an die österreichische nationale Identität glauben, das Bundesland mit dem höchsten Anteil an international geachteten Schriftstellerinnen und Schriftstellern und Künstlerinnen und Künstlern, das einzige Bundesland, auf dessen Territorium es im Zweiten Weltkrieg einen relevanten Widerstand gegen die Nazi-Diktatur gab, und das Bundesland, in dem man nach dem Ersten Weltkrieg ‚mit Blut die Grenzen schrieb‘.“

Eröffnung am 4. März

Die Vortragenden, die aus verschiedenen Disziplinen kommen, werden sich in ihren Vorträgen fragen: Stimmen diese Einzelaussagen? Hängen sie zusammen? Historiker und Soziologen kommen ebenso zu Wort wie Kultur-, Film- und Literaturwissenschaftler.

Die Reihe wird am 4. März 2020 um 17.30 Uhr im Hörsaal 4 mit einleitenden Worten durch Landeshauptmann und Kulturreferent Peter Kaiser (SPÖ), Rektor Oliver Vitouch, des Leiters der Kulturabteilung Igor Pucker und der Vorständin des Robert-Musil-Instituts/Kärntner Literaturarchivs Anke Bosse gestartet. Im Rahmen dieses Termins wird Valentin Inzko den Eröffnungsvortrag mit dem Titel „100 Jahre Mythos Kärnten / 100 let koroškega mita“ halten.

FPÖ: Provokation

FPÖ-Obmann Gernot Darmann reagierte in einer Aussendung auf die Univeranstaltungsreihe und sagte, man könne den Beitrag nur als einzige Provokation verstehen. Ein guter Teil der 15 Vorträge habe nichts mit der Volksabstimmung zu tun, sondern diene nur dazu, linken Kräften eine Bühne zur Beschimpfung Kärntens zu liefern, so Darmann. Er sieht darin einen Missbrauch von Steuergeld, weil die Honorare für Organisation und Referenten aus dem vom Bund gewährten Lehrbudget der Uni und aus Bundessubventionen für das Institut finanziert werden.