Einsatzkräfte am Flughafen warten auf Rückkehrer aus Wuhan
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Chronik

Kärntner nach Landung in Quarantäne

Ein Kärntner Paar ist am Sonntag gemeinsam mit anderen Österreichern am Flughafen Wien gelandet. Sie alle kehrten aus der Corona-Krisenprovinz Hubei zurück. Die FPÖ forderte parallel die Prüfung eines „vorübergehenden Landeverbots für Flüge aus China“, für die SPÖ ist das derzeit noch kein Thema, wenn auch eine Überlegung wert.

Alle Österreicher sind gegen 14.30 Uhr mit einem Flugzeug der „Tyrol Air Ambulance“ am Flughafen Wien gelandet. Das Paar aus Kärnten und die Mutter mit drei Kindern zwischen drei und fünf Jahren wurden am Flughafen von der Wiener Berufsrettung übernommen und in das Wiener Hygienezentrum in Simmering gebracht. Dort werden sie unter isolierten Bedingungen versorgt und auf das Virus getestet.

Einsatzkräfte am Flughafen warten auf Rückkehrer aus Wuhan
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Die Ankunft der sechs Österreicher wurde von einem Großeinsatz der Einsatzkräfte von Polizei, Rettung und Feuerwehr begleitet

Die Passagiere zeigen derzeit keine Symptome, sagte die stellvertretende Landessanitätsdirektorin von Wien, Ursula Karnthaler. „Wir haben Nasen- und Rachen-Abstriche genommen, die jetzt getestet werden. Mit den Ergebnissen rechnen wir morgen Vormittag.“ Damit halten sich nach Informationen des Außenamts keine Österreicher mehr in dem Krisengebiet auf.

Rotes Kreuz überstellt Kärntner per Infektionstransport

Die Kärntner waren am Nachmittag bereits per Infektionstransport des Roten Kreuzes am Weg nach Kärnten. Hier werden sie sich gemäß Epidemiegesetz zwei Wochen lang zu Hause in Quarantäne begeben. Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ): „Sie werden mit Nahrungs- und Toiletteartikel versorgt, sollten aber keinen Kontakt zu anderen Personen haben.“

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Einsatz am Flughafen Wien bei der Ankunft der Österreicher

Eine Mutter und ihre drei Kinder bleiben in Wien. „Das Prozedere ist genau gleich wie am vergangenen Wochenende“, hieß es beim Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV). „Die Quarantäne wird – wie bei anderen Rückkehrern aus China – 14 Tage dauern“, so Karnthaler.

Die sechs Österreicherinnen und Österreicher wurden mit einem Flugzeug der britischen Regierung nach London geflogen. Von dort aus ging es über Berlin weiter nach Wien. Bereits letzten Sonntag wurden sieben Österreicherinnen und Österreicher aus der Corona-Hochrisikoregion Hubei nach Wien gebracht. Sie bleiben bis auf weiteres in Quarantäne und werden regelmäßig auf das Virus getestet. „Bisher waren alle Tests auf das Corona-Virus negativ“.

Gesundheitsminister plädiert für EU-Ratstreffen

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) kündigte am Sonntag für Donnerstag ein außerordentliches Ratstreffen der Gesundheitsminister der EU an. Dabei geht es um abgestimmte Maßnahmen auf EU-Ebene zum Schutz gegen das Coronavirus.

Laut Anschober sei Europa „bisher in einem relativ geringen Ausmaß“ von der Ausbreitung des Coronavirus betroffen: Aktuell seien in Europa 32 Krankheitsfälle bestätigt, zuletzt drei in Großbritannien. „Ich wiederhole daher: das ist kein Grund für Panik, aber für äußerste Vorsicht, Achtsamkeit und Wachsamkeit bei uns in Österreich und für intensive internationale Kooperation“, betonte der Gesundheitsminister.

Infotelefon

Für Fragen von Bürgerinnen und Bürgern steht die AGES-Infoline Corona-Virus unter der kostenlosen Telefonnummer 0800 555 621 zur Verfügung. Informationen gibt es auch auf der Homepage der AGES.

Ein Kärntner Verdachtsfall noch offen

In Österreich seien bisher 94 Tests an Verdachtsfällen durchgeführt worden, bisher waren Anschober zufolge alle negativ. Mit Stand Sonntag, 10.00 Uhr, waren laut Gesundheitsministerium vier Verdachtsfälle in Österreich in Abklärung: Zwei in Wien und je einer in Niederösterreich und Kärnten. Hier wird das Testergebnis laut der Landessanitätsdirektion für Montag erwartet.

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Flughafen Wien

FPÖ: Landeverbot für Flüge aus China prüfen

Unterdessen hieß es von FPÖ-Obmann Gernot Darmann, die Bundesregierung solle sich nicht mit „Alibiaktionen“ wie Fieberkontrollen am Flughafen zufrieden geben. Zur sicheren Erkennung des Coronavirus seien verpflichtende Labortests notwendig, weil „laut Medienberichten viele der betroffenen Patienten andere Symptome als Fieber aufweisen“. Entscheidend sei aber auch, dass beim Coronavirus viele Patienten aufgrund der Inkubationszeit von bis zu 14 Tagen noch symptomfrei, aber bereits infektiös wären. "Diese Tatsachen müssten auch im Gesundheitsministerium bekannt sein. Dort hat man den Ernst der Lage aber offenbar nicht erkannt“.

Für Darmann ist klar, dass zum Schutz der österreichischen Bevölkerung ein vorübergehendes Landeverbot für Direktflüge aus China in Österreich notwendig wäre. „Wir müssen jedes Risiko eines Imports des Coronavirus nach Österreich soweit wie nur möglich ausschließen und die Bevölkerung schützen“, so Darmann.

Gesundheitsreferentin: Haben Pflicht Kärntner heimzuholen

Gesundheitsreferentin Beate Prettner sagte dazu im ORF Kärnten-Interview: „Wir müssen hier auch sehr vorsichtig sein – wenn es Kärntner in dieser Region gibt, die besorgt sind und gerne nach Hause kommen möchten, haben wir auch die Pflicht, uns um unsere Bürger zu kümmern. Aber wir haben auch die Aufgabe, unsere Bevölkerung zu schützen. Deshalb gehen wir auch sehr vorsichtig damit um und agieren nach den Vorgaben des Epidemiegesetzes mit einer Quarantäneverordnung.“

Ein Verbot von Chinaflügen sei „nach derzeitigem Wissenstand“ zu beraten und müsse „vielleicht in Zukunft“, wenn sich diese Epidemie noch weiter ausbreite, „zu überlegen“. Derzeit sei das aber noch nicht der Fall. Auf die Frage, ob sie im Moment selbst nach China reisen würde, sagte Prettner: „Also wenn ich nicht unbedingt muss, würde ich es verschieben.“