„Kennst Du Kärnten“

Berufe, die keiner mehr kennt

Heute gibt es unzählige Berufe, die man sich vor 100 Jahren nicht in den kühnsten Träumen vorstellen konnte. Dafür starben andere Berufe aus und wurden vergessen. Ende des 19. Jahrhunderts gab es noch Leichenbitter oder Alabasterer.

Der Alabasterer war ein Künstler, der mit natürlichen Materialien arbeitet. Der Leichenbitter hatte die schwierigste Aufgabe, er musste Todesnachrichten überbringen und zum Begräbnis einladen. Der Zurichter richtete verschiedene Materialien für die Herstellung von Produkten her. Und es gab den Goldgrübler, so der Villacher Chronist Gernot Rader: „Der Goldgrübler hat die Senkgruben unter den Häusern im Mittelalter geleert. Das war damals so ein gutes Geschäft, dass er den Spitznamen ‚Goldgrübler‘ bekam.“

Der unbekannte Pfaidler

Über einen Beruf musste Rader umfangreich recherchieren: „Von dem ich nirgends eine Erklärung gefunden habe, das war der Pfaidler. Aber wenn man weiß, dass der Kärntner zum Hemd ‚Pfoad‘ sagt, so war der Pfaidler vermutlich ein Hemdschneider.“ Der Pfaidler war nur einer von damals 96 verschiedenen Berufen in Villach.

Marco Ventre im Gespräch mit Gernot Rader
ORF/Marco Ventre
Marco Ventre mit Gernot Rader

Ein kleiner Auszug, welches Handwerk es 1888 in Villach goldenen Boden hatte: „Vier Zuckerbäcker, elf Bäcker, sieben Fleischer, 19 Viktualienhänder, das sind Lebensmittelhändler, 15 Spezereiwarenhänderl, die Gewürze verkauften, zwei Weinhändler, zwei Brauereien.“

In Villach gab es außerdem 23 Schneider, vier Hutmacher, 31 Schuhmacher, einen Handschuhmacher, drei Modistinnen und fünf Damenkleidermacher, so Rader. Zählt man die Hebammen auch zu den Handwerkern, so gab es damals in der Draustadt neun davon. Sechs Ärzte standen zur Verfügung und einige Berufe, die man nicht mehr kennt, wie der Feilhauer, der Feilen erzeugte.

Fotografen gab es damals schon

Weiters gab es noch den Gürtler: „Er hat Schnallen und Schließen für Gürtel erzeugt, dann gabs den Seifensieder, den Hadernhändler – das waren ausgediente Kleider, die man weiterverwenden hat. Trödler war ein ähnlicher Beruf.“

Damals wie heute gab es Fotografen, allerdings müsse man sich das anders vorstellen. „Auf einem Stativ stand die Plattenkamera, 13 mal 18 Zentimeter groß, das Objekt musste ruhig stehen bleiben. In der Hand hielt der Fotograf den Pulverblitz, wenn der gezündet hat, hat er geblitzt und das Gesicht war auf der Platte verewigt.“

Eitelkeit einst und heute

Heute funktioniert alles digital und mit etlichen Filtern und Funktionen kann man eine krumme Nase oder unschöne Falten retouchieren. Das ist keine Erfindung der heutigen Zeit, so Rader. Denn durch den Pulverblitz brannte sich das Gesicht des Fotografierten auf der Metallplatte ein. Der konnte sich dann aussuchen, was retouchiert werden sollte. Das sei schon damals so gewesen. Somit rettete sich aus der „guten alten Zeit“ eine menschliche Eigenheit in die heutige Zeit: Die Eitelkeit.