Arbeiter in einem Magna-Werk
ORF.at/Sonja Ryzienski
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Wirtschaft

IHS rechnet mit Abflauen der Konjunktur

Für das heurige Jahr erwarten die Wirtschaftsforscher weltweit ein Abflauen der Konjunktur. Grund dafür seien die schwächelnde Industrie und große Unsicherheiten in Europa, unter anderem wegen des Brexits. Das Kärntner Institut für höhere Studien (KIHS) erwartet auch für Kärnten sinkende Kennzahlen.

Beim Konjunkturgespräch des KIHS am Freitagvormittag hieß es, die Konjunktur habe sich in Kärnten bereits Ende des vergangenen Jahres abgekühlt. So habe sich das Produktionswachstum der Industrie eingebremst und auch bei der Arbeitslosigkeit habe es – erstmals seit mehreren Jahren – wieder einen leichten Anstieg gegeben.

Dynamik in Kärnten geringer

Die Arbeitslosenquote, also das Verhältnis zwischen Erwerbstätigen und Arbeitslosen, liegt bei 8,8 Prozent und dürfte auch heuer im diesem Bereich bleiben, sagen die Experten des Kärntner Institutes für höhere Studien. Während die Industrie weniger produzieren werde, werde die Nachfrage nach Dienstleistungen steigen, sagte Klaus Weyerstraß, Konjunkturexperte am IHS in Wien. Und auch die Auftragslage in der Bauwirtschaft werde weiterhin gut sein.

In Kärnten sei das Wirtschaftswachstum zwar gleich hoch wie in den anderen Bundesländern, aber die Dynamik sei geringer, sagt Norbert Wohlgemuth, Geschäftsführer des Kärntner Instituts für höhere Studien. Auch wenn Kärnten eine hohe Forschungsquote habe, sei das noch kein Maßstab für eine gute Wettbewerbsfähigkeit.

Reformen im Gesundheits- und Schulwesen

Außerdem seien die Kaufkraft und die Exporte deutlich niedriger als in anderen Bundesländern, hieß es. Die Landesregierung müsse Strukturschwächen erkennen und diese durch Reformen beheben, sagte Wohlgemuth und verwies auf das Gesundheitswesen oder das Schulwesen.

Als konkrete Empfehlung schlägt Wohlgemut vor, „dass der Wirtschaftspolitische Beirat aufgelöst wird, weil er seiner Aufgabe eigentlich überhaupt nicht nachkommt. Eine andere Empfehlung wäre, die Einkommensgrenzen für die Wohnbauförderung weiter anzuheben und vor allem bei der Förderung auf Eigentum und weniger auf Miete zu setzen.“

"Entlegene Regionen „endgültig aufgeben“

Außerdem empfehle er dem Land, die Transparenzdatenbank zu befüllen, sagte Wohlgemut. Kärnten solle darüber hinaus nachdenken, entlegene ländliche Regionen, also kleine Ortschaften, endgültig aufzugeben. Angesichts der Überalterung der Bevölkerung solle überlegt werden, wie man Kärnten für Senioren attraktiv machen könnte.

ÖVP Parteichef Martin Gruber
reagiert mit scharfer Kritik auf die Empfehlung, ländliche Gemeinden aufzugeben. „Ich habe völliges Unverständnis für diese Empfehlung des KIHS. Wir kämpfen um jede einzelne Ortschaft in Kärnten und werden keine einzige Talschaft oder Gemeinde einfach schließen.“

Opposition: Kritik und Vorschläge ernst nehmen

Als Reaktion auf die Forderungen des Kärntner Instituts für höhere Studien, sagte die Kärntner FPÖ, die Landesregierung müsse Strukturreformen in Kärnten endlich angehen. „Die Kritik sowie die Vorschläge der Wirtschaftsexperten sollten von der Regierung ernst genommen werden“, sagte FPÖ-Landespartei- und Klubobmann Gernot Darmann.

Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer sagte, das KIHS habe eine Vielzahl an wichtigen Feststellungen getroffen und Forderungen erhoben, „die zwingend in die politische Arbeit in unserem Bundesland einfließen müssen“. Von der Forderung des KIHS, entlegene ländliche Regionen aufzugeben, distanzierten sich FPÖ und Team Kärnten.