Klaus Pertl
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Ein Leben für Radio und Fernsehen

Klaus Pertl, seit 1979 Redakteur im ORF Landesstudio Kärnten, geht in Kürze in Pension. Bekannt ist Pertl als Gestalter zahlreicher Radio- und Fernsehsendungen, darunter aktuell die Rubrik „Neues von Gestern“ oder „Radio Kärnten Nostalgie“. Pertl ist auch Gründer des Klagenfurter Kinomuseums.

Pertl beschäftigte sich in seinen rund 40 Jahren beim ORF intensiv mit Film und Fernsehen, er begleitete die Entwicklung der regionalen Informationssendung „Kärnten Heute“ und gestaltete selbst unzählige Sendungsbeiträge. Der heute 65-Jährige erinnert sich an die Anfänge: „Ich hatte ein frühes Erlebnis mit dem Fernsehen 1964. Da gab es in Spittal, wo ich aufgewachsen bin, den ersten Umsetzer am Goldeck und man konnte Fernsehen. In der Auslage vom Elektrohändler Bärentatz stand ein Apparat. Da waren so Kreise zu sehen und das Ding hat gepfiffen. Da dachten wir, das Fernsehen ist nichts Tolles.“

„Spielwiese“ Fernsehstudio

Mit Beginn des Studiums an der Uni in den 70er Jahren änderte sich seine Sicht auf das neue Medium: „Wir hatten dort eine Spielwiese im Fernsehstudio. Dort waren auch ORF-Leute als Vortragende oder Studenten, so kam ich in das Reich der elektronischen Bilder.“

Klaus Pertl bei der Langen Nacht der Museen 2019 im ORF Landesstudio
ORF/Robert Schumann
Klaus Pertl bei der langen Nacht der Museen im Landesstudio Kärnten

„Die Entwicklung war sehr rasant, Fernsehen war fürchterlich schwer. Wir haben die ganze Zeit etwas herum getragen, schwere Scheinwerfer, Kameras und Aufnahmegeräte. Das ist viel leichter geworden. Eine Drohne mit einer Totale war einst exotisch, damals kostete das soviel wie Hubschrauberfliegen.“ Die Beiträge zu Anfang von „Kärnten heute“ seien viel länger gewesen, langsamer und behäbiger. „Die Zeit ist schneller geworden und die Gestaltung hat dem Rechnung getragen.“

„Sendung damals viel komplizierter“

Pertl wechselte mit dem Kärntner Fernsehen auf den Regieplatz und lernte Fernsehen aus einer anderen Perspektive kennen: „Mich hat Film immer fasziniert, das Gestalten mit Bildern, auch die Abwicklung habe ich seit den Anfängen mitgemacht. Die Sendungen abzuwickeln war damals viel komplizierter und sie haben mehr Personal erfordert. Manchmal hat es sehr geholpert und wir waren froh, wenn wir es für die Zuschauer doch recht elegant über die Bühne gebracht haben.“

Klaus Pertl und Bernd Sacherer bei der Langen Nacht der Museen 2019 im ORF Landesstudio
ORF/Robert Schumann
Klaus Pertl und sein Kollege Bernd Sacherer erklärten den Besuchern, wie Fernsehen und Radio anno dazumal funktionierte

Schmunzeln, ohne sich lustig zu machen

Die Serie „Neues von gestern“ wirft jede Woche einen Blick in das ORF-Archiv. Wenn er sich die alten Bilder ansehe, empfinde er zweierlei – einerseits die Skepsis für die Aussage „die gute alte Zeit“ und auch die Skepsis für die Meinung heute, mit einem Handy und der digitalen Welt sei alles perfekt. Er habe versucht, zwischen diesen Polen die Serie zu positionieren. Ein bisschen schmunzeln über die frühere Zeit sei dabei, aber ohne sich darüber lustig zu machen. „Ich meine, auch die Menschen früher waren am Puls der Zeit, ihrer Zeit halt.“

Pertls großes Hobby sind Filme aus den Anfängen der bewegten Bilder: „Das geht weit zurück bis zum Studium. Wir hatten einen ersten Videoclip geschnitten und sind dann damit zum Horst Dieter Sihler vom Alternativkino gegangen. Wir waren stolz, dass wir so schnell schneiden konnten. Er hat sich den Film wohlwollend angeschaut und hat zu uns gesagt, geht zum Schneidetisch, besorgt Euch den ‚Panzerkreuzer Potemkin‘ und und schaut Euch die Treppenszene von Odessa an, dann reden wir weiter. Das haben wir gemacht. Sergei Eisenstein schneidet 1923 schneller als wir in den 70er Jahren. Das war ein cineastisches Erweckungserlebnis.“

Uni-Fernsehstudie in „Neues von Gestern“

Für die Serie „Neues von Gestern“ suchte Klaus Pertl Material aus dem ORF-Archiv, das genau das Fernsehstudio in der Uni Klagenfurt zeigt, in dem auch er seine ersten TV-Produktionsschritte machte

Bildsprache ändert sich über die Jahre

Seit damals beschäftigt sich Pertl mit den frühen Stummfilmen und der Filmsprache, auch um die Technik. Diese sammle er in seinem Museum am Lendkanal. Die Filmsprache habe sich geändert: „Der Achsensprung, also wenn zwei Menschen nebeneinander stehen, darf man mit der Kamera nicht über die Achse springen, das wird heute in jedem Tatort mehrmals gemacht. Das tut mir etwas weh, aber die Filmsprache verändert sich wie die gesprochene Sprache auch.“ Das habe auch mit den Möglichkeiten zu tun. „Wenn ich nur einen harten Schnitt machen kann, ist das anders, als wenn ich hunderte Tricks machen kann.“

„Neues von vorgestern“

Derzeit habe er einige neue Projekt. In der Pension werde er einen Weg zwischen auf der Parkbank sitzen und viel Arbeiten suchen. Eines der Projekte ist quasi ein Weiterdreh von „Neues von gestern“, er suche derzeit nach „Neuem von vorgestern“. „1917 wurde in Kärnten der erste Spielfilm gedreht, das Drehbuch stammt von einem Kärntner. Der Film ist verschollen. Ein paar Spuren habe ich aber gefunden und bis zur Sonderausstellung im Sommer gehe ich denen nach. Ich werde im Landesarchiv viele Archivschachteln durchwühlen, dort soll das Drehbuch liegen.“

Ein Museum fordere an sich viel Arbeit, aber es werde in der Pension noch mehr Spaß machen, ist Pertl überzeugt. „Wir sind jetzt auch bei der Kärnten Card mit dabei, da werden noch mehr Besucher kommen, die wir betreuen.“ Besonders die lange Nacht der Museen sei im Kinomuseum immer ein Höhepunkt des Jahres mit vielen Besuchern, so Klaus Pertl, der hofft, dass sich sein kleines, aber feines Museum noch mehr herumspricht.