Bild aus Ausstellung „Bilder einer Landschaft“ im MMKK
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Kultur

MMKK zeigt „Bilder einer Landschaft“

Bei der Ausstellung „Bilder einer Landschaft“ im Museum Moderner Kunst zeigen zwölf Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland, Österreich und Slowenien ihre unterschiedliche Art, sich mit dem Thema Landschaft auseinanderzusetzen. Ein Schwergewicht liegt auf der deutschen Lausitz, wo die Sorben eine lebendige Volksgruppe bilden.

Landschaft ist nicht immer schön im herkömmlichen Sinn, schon gar nicht, wenn der Mensch sie gewaltsam verändert, wie in der deutschen Lausitz, wo durch den Braunkohle Tagbau eine wüstenhafte Umgebung entstanden ist. Der deutsche Maler Michael Kruscha, der auf seinen Weltreisen der Faszination Wüste erlegen war, stellte vor einigen Jahren fest, dass seine Herkunftsgegend auch diese Ödnis zu bieten hat.

Für ihn erzeuge das „technoide Zeug“ eine gewisse Spannung, sagt Michael Kruscha: „Die großen Masten, die Förderbrücken, alles, was da eigentlich gar nicht reingehört. Das ist ein spannungsvoller Gehalt, um das mit malerischen Mitteln umzusetzen.“

Bild aus Ausstellung „Bilder einer Landschaft“ im MMKK
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Bild Lausitz von Michael Kruscha

Unterschiedliche Zugänge zu Landschaftsthematik

Wie wirkt sich das Handeln des Menschen auf die Natur aus und beeinflusst auch deren Gedanken und Gefühle? Die Ausstellung im Museum Moderner Kunst Kärnten zeigt unterschiedliche künstlerische Auseinandersetzungen mit dem Thema Landschaft. Die Slowenische Gruppe Irwin ist darin genauso vertreten, wie beispielsweise die Kärntnerin Zorka L. Weiss.

Bilder aus Ausstellung „Bilder einer Landschaft“ im MMKK
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Bilder von Zorka L. Weiss

Melitta Moschik beschäftigt sich laut Christiane Wetzlinger-Grundnig vom MMKK in einer konzeptuellen Arbeit vor allem mit den neuen medialen Möglichkeiten der Betrachtung von Landschaft: „Da fließen natürlich politische und wirtschaftliche Aspekte ein.“ Marko Lipuš geht von der Geschichte seiner eigenen Familie aus. „Er hebt diese Geschichte auf eine weit höhere, auf eine allgemein gültige Ebene hebt und in einer sehr schönen Fotoarbeit umsetzt“, so Wetzlinger-Grundnig.

Ausstellung Slovenj Gradec
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Sorben kämpfen um Erhalt der Identität

In gewisser Weise dominiert die Lausitz die Ausstellung. Sie ist das Siedlungsgebiet der Sorben, einer rund 60.000 Menschen umfassenden slawischen Volksgruppe, die wie viele Minderheiten weltweit um den Erhalt ihrer Identität bemüht ist.

Künstlerin Iris Brankatschk sagt, die durch den Tagebau verursachten Brüche in der Lausitz seien gravierend – auch für die Kultur der Sorben: „Da ist ein großer Verlust entstanden. Jeder weiß, wenn er in unsicheren Verhältnissen lebt, macht das den Menschen fertig, psychisch krank.“

Ausstellung Slovenj Gradec
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Kunst für Vouk als Vermittler

Karl Vouk ist seit seiner Kindheit mit der Kultur Lausitzer Sorben in Berührung. Er setzte sich in den vergangenen Jahren intensiv mit dem sorbischen Volk und der Lausitz auseinander. Als Macher des großen Ausstellungsprojektes inszenierte er sozusagen eine Solidarisierung der Volksgruppen.

In einem Kurzfilm geht er auf ökologische Missstände ein: „Der Kurzfilm entstand nach einem Ausflug mit dem Fahrrad.“ Dabei kam er an einem Kunstteich vorbei, in dem Rotbauchunken leben. „Ich habe gesehen, dass diese Rotbauchunken viel mehr Rechte haben als eigentlich die Lausitzer Sorben. Ihnen werden die Dörfer abgebaggert – trotz aller Bestimmungen, die zum Schutz dieses Volkes in der Verfassung verankert sind.“

„Gewohntes Gefüge überdenken“

Karl Vouk sieht auch viele Parallelen zwischen dieser westslawischen Ethnie, die vorwiegend in Ostdeutschland beheimatet ist, und den Kärntner Slowenen: Ihr Dialekt, das Ober- bzw. Niedersorbisch, zum Beispiel ist eine von weltweit 6.500 Sprachen. Die Hälfte davon sei gefährdet. Karl Vouk sieht in der Kunst ein probates Mittel, um Anstöße dafür zu liefern, das gewohnte politische und soziale Gefüge zu überdenken. Neue, offenere Wege sollen entstehen, hofft der Künstler.

Ausstellung „Bilder einer Landschaft“ im MMKK
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„Wiedererkennen der eigenen Position“

Für ihn sei damit auch das Wiedererkennen der eigenen Position im Spiegelbild des kleinen Volkes der Sorben verbunden: „Brücken dahin sind Karl-Markus Gauß und Peter Handke, die auch in ihren Werken über die Sorben schreiben. Das sind Erinnerungen an das, was ich in meiner Kindheit erlebt habe und das 2014 dazu geführt hat, erstmals die bildende Kunst der Lausitzer Sorben in Kärnten zu präsentieren und jetzt nach fünf Jahren wieder.“

Bild aus Ausstellung „Bilder einer Landschaft“ im MMKK
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Die Lausitz ist überall

Sorbisch-Sein ist für die Menschen in der Lausitz eine Privatangelegenheit, aber dass Sorbische dränge über die Wahrnehmungsgrenze, sagt Jan Budar von der Stiftung des sorbischen Volkes: „Die Touristen wundern sich, dass es hier zweisprachige Ortsschilder gibt und dass wir eine eigene Sprache sprechen, obwohl wir in Deutschland sind. Jetzt können wir sogar dagegen halten und sagen, wir haben sogar Kunstausstellungen, die im Ausland gezeigt werden und die auf internationale Beachtung stoßen." Volksgruppen und Minderheiten gibt es viele auf der Welt und oft sind sie in Bedrängnis. Man könnte sagen: Die Lausitz ist überall.“ Die Ausstellung im MMKK ist bis 12. April zu sehen.