Anna Baar Porträt
Johannes Puch
Johannes Puch
Kultur

Anna Baar erhält Humbert-Fink-Preis

Die in Klagenfurt lebende Schriftstellerin Anna Baar erhält den mit 12.000 Euro dotierten Humbert-Fink-Preis. Er wird am 7. Juni im Robert-Musil-Literaturmuseum überreicht. Baar nahm 2015 auch am Ingeborg-Bachmann-Preis teil, ihr erster Schritt in die literarische Öffentlichkeit.

Die 1973 in Zagreb geborene Anna Baar schreibt Prosa, Lyrik und Essays und arbeitet nach ihrem vielbeachteten Romanerstling „Die Farbe des Granatapfels“ an ihrem dritten Roman. In der Literaturkritik zählt Baar zu den kühnsten Stimmen der neuen, österreichischen Literatur.

Anna Baar „freut sich“

„Der Humbert-Fink-Preis ermutigt mich, weiterzutun“, sagt die Autorin, sie freue sich sehr darüber. „Jede Ermöglichung bedeutet viel. Legt man seine Existenz ins Schreiben, läuft man ja immer auch Gefahr. Um zum Wort zu finden, muss man allein sein.“ Es bringe einen von Zeit zu Zeit an den Rand eines Wahnsinns, so einsam zu sein mit dem, was einmal in die Öffentlichkeit kommen solle, so Baar. Im Wissen, dass vor der Tür schon welche warten, die mit der Ausbeute Handel treiben, sie begutachten und auch beanstanden.

Horst Ebner gestaltete einen Beitrag über Anna Baar.

Lange für sich selbst geschrieben

Ihre Existenz nach Schule und Studium sicherte sie mit Schreiben, in diesem Fall mit Werbe- und Gebrauchstexten. Aber schon sehr früh schrieb sie im Verborgenen Lyrik und Prosa. Sie hatte Bedenken, sich damit der Öffentlichkeit zu stellen, weil man als Schriftstellerin bei der Veröffentlichung auch sehr viel von sich selbst preisgibt: „Das waren meine Bedenken und ich habe lange für mich geschrieben und lange gedacht, dass die eigentliche Vollendung des Schreibaktes darin steht, das ganze dann konsequent zu vernichten.“ Der viel beachtte Auftritt beim Bachmannpreis brachte die Wende – Baar wurde zwar nicht ausgezeichnet, machte aber den Schritt in die literarische Öffentlichkeit.

Juroren über „sprachmächtige“ Romane

Begründet wurde die Preisvergabe von den Juroren Cvetka Lipus und Josef Winkler: „Anna Baar schreibt in ihren sprachmächtigen Romanen über Kriege, Verlust, Migration und damit verbundene Identitätsfragen als spannende Erzählungen, die den/die Lesende/n inhaltlich und sprachlich in den Bann ziehen. In ihrem bisherigen Werk beweist Baar, dass in hervorragender Literatur das, worüber geschrieben wird, und wie darüber geschrieben wird, gleichrangig sind. Sie erzählt an der Grenze innerer und äußerer Wahrnehmungen die Geschichte eines Landes, über die Zerrissenheit zwischen zwei unterschiedlichen Kulturen, in einem unverwechselbaren Erzählton."

Anna Baar Bachmannlesung 2015
ORF/Johannes Puch
Anna Baar bei der Lesung um den Ingeborg-Bachmann-Preis 2015

Baar beleuchtet auch Vergangenheit

Baar erhebe ihre Stimme aber auch politisch in ihren Essays und Reden und stelle sich in den, wie sie es nennt ‚wahrhaftigen Heimatdienst‘. Dies indem sie etwa „den Umgang mit Minderheiten oder die dunklen Flecken der Vergangenheit beleuchtet und anprangert, gegen Scheinheiligkeit, Dummheit und kruden Nationalismus angeht oder korrupte und menschenverachtende Politiker beim Namen nennt“, heißt es weiter in der Begründung.

Humbert-Fink-Preis

Der Preist ist benannt nach dem Schriftsteller und Journalisten Humbert Fink und wird alle zwei Jahre von der Stadt Klagenfurt an Kärntner Autoren verliehen oder jene, die sich in der Kärntner Literaturlandschaft einen Namen gemacht haben. Bisherige Preisträger waren 2014 Antonia Fian, 2016 Engelbert Obernosterer und 2018 Gustav Januš.

Biografie

Anna Baar wurde 1973 in Zagreb als Tochter einer dalmatinischen Mutter und eines österreichischen Vaters geboren. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie in Wien, Klagenfurt und auf der dalmatinischen Insel Brač. Nach der Matura am Stiftsgymnasium Viktring studierte sie unter anderem Theaterwissenschaften und Öffentlichkeitsarbeit an den Universitäten Wien und Klagenfurt.

Seit 2012 sind von Baar zahlreiche Erzählungen, Kurzgeschichten, Essays und Gedichte in Zeitschriften und Anthologien erschienen. Ihre Texte wurden in mehrere Sprachen übersetzt und in zahlreichen österreichischen und ausländischen Sammelbänden und Literaturzeitschriften, vor allem in den Grazer manuskripten, sowie in Programmheften der Wiener Staatsoper veröffentlicht.

Anna Baar

Das Autorinnenporträt vom Bachmannpreis 2015

Der 2015 im Wallstein Verlag erschienene Debütroman „Die Farbe des Granatapfels“ – ein Auszug aus dem Manuskript kam 2015 bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur auf die Shortlist für den Ingeborg- Bachmann-Preis – stand drei Monate auf Platz 1 der ORF-Bestenliste. Die Arbeit am zweiten Roman „Als ob sie träumend gingen“ (Wallstein 2017) wurde mit dem Theodor-Körner-Preis ausgezeichnet.