Pflaster gegen Tumor
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Gesundheit

Strompflaster im Kampf gegen Krebs

„Strompflaster“ bringen neue Hoffnung für Krebspatienten und neue Jobs nach Kärnten. Produziert werden diese Pflaster gegen Krebstumore von der Mikro-Elektronikfirma Flex in Althofen, die sich von diesem medizinischem Produkt weiteres Wachstum verspricht. Die Anwendungsmöglichkeiten sollen künftig ausgeweitet werden.

Ein großes Pflaster, auf dem mehrere Elektroden miteinander verbunden sind, dazu ein kleines Gerät, das den Strom liefert: So sehen die Strompflaster aus. Sie werden derzeit gegen aggressive Hirntumore eingesetzt. Der Krebspatient muss jeweils ein Pflaster auf der linken und der rechten Schädelhälfte aufkleben und ständig tragen.

Pflaster gegen Tumor
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Tumorpflaster

Wechselstrom stört Zellteilung

Die Wirkung basiert auf Wechselstrom, erklärt Christian Marth von der Uniklinik Innsbruck: „Zwischen den Pflastern wird ein elektrisches Feld aufgebaut, das immer wieder wechselt. Durch diese Ströme wird eine ganz wichtige Funktion in der Zelle, nämlich die Zellteilung, gestört. Wir kombinieren diese Therapieform mit einer Chemotherapie, die auch in diesen Prozess eingreift. Dadurch werden wachsende, sich teilende Krebszellen angegriffen und an der Zellteilung gehemmt. Sie lösen sich durch diese Therapieform auf.“

Werkshalle Flextronix Althofen
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Flex-Werkshalle in Althofen

Lebenserwartung kann steigen

Die Uniklinik begleitet die Entwicklung dieses Strompflasters wissenschaftlich. Produziert werden diese Pflaster gegen Krebs beim Mikroelektronikhersteller Flex in Althofen. Geschäftsführer Erich Dörflinger sagt, es sei gemeinsam mit einem medizinischen Starup entwickelt worden: „Wir sind sehr stolz, dass wir von Anfang an bei solchen Produkten dabei sind. Das Tolle ist, dass wir damit Leben retten und verlängern können." Erfahrungswerte würden zeigen, dass Patienten, die – laut Prognosen – nur mehr drei Monate zu leben gehabt hätten mittlerweile schon mehr als fünf Jahre am Leben seien.“

Nachdem das Pflaster nun mehrere Jahre erfolgreich gegen Hirntumore eingesetzt wurde sollen demnächst weitere Anwendungen folgen, zum Beispiel bei Eierstock-Krebs. Dazu läuft eine Zulassungs-Studie an der Uniklinik Innsbruck, sagt Gynäkologe Christian Marth: „Zwei Patientinnen sind positiv. Es ist etwas lästig, diese Pflaster bzw. dieses Gerät mit sich zu tragen, aber die Nebenwirkungen sind außerordentlich gering.“

Flextronix Mitarbeiter arbeitet an Tumorpflaster
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Die Forscher arbeiten intensiv daran, mit dem Gerät bald auch anderen Krebspatienten helfen zu können

Zusätzliche Mitarbeiter in Althofen gefragt

Flex in Althofen sieht in der Medizin-Technik einen stark wachsenden Markt. Geschäftsführer Dörflinger sagt, es handle sich um ein wichtiges Produkt, weil es auch für aggressive Lungentumore und Tumore an der Bauchspeicheldrüse eingesetzt werden könne: „Das wird ein starkes Wachstum hier in Althofen werden.“ So will Flex bereits in diesem Jahr hundert zusätzliche Mitarbeiter aufnehmen.