Räucherschale
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Lifestyle

Räuchern kommt nicht aus der Mode

Das Räuchern von Haus und Ställen ist ein uralter Brauch. Ursprünglich sollte es dem Vertreiben böser Geister in den Raunächten dienen, in Kirchen und Ställen auch der Desinfektion. Heute geht es auch um eine reinigende Wirkung auf die Atmosphäre.

Die Zeit um Weihnachten und bis zu den Heiligen Drei Königen ist besonders. Dem Glauben der Menschen vergangener Zeiten zufolge sollen in den sogenannten Raunächten die Tore zur Anderswelt besonders durchlässig sein – auch für finstere Mächte. Um sich dagegen zu schützen, wurden Haus und Hof geräuchert. Noch vor hundert Jahren war das ganz normal.

Räuchern von Haus und Hof
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Ulrike Gräfling hält die Räuchertradition aufrecht

Tradition seit Generationen am Gräflinghof

Am Gräflinghof in Pogöriach bei Villach beginnt man in der längsten und dunkelsten Nacht des Jahres, der Thomasnacht am 21. Dezember, zu räuchern, und das schon seit Generationen, so Bäuerin Ulrike Gräfling: „Ich habe das schon als kleines Kind mit der Oma und den Eltern betend durchgeführt, es ist eine schöne Tradition.“

Beim Sammeln von Waldräucherwerk
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Christine Spazier sammelt Räucherwerk im Wald

Kräuterexpertin sucht alljährlich „Kärntner Weihrauch“

Für die Kräuterexpertin Christine Spazier ist das Räuchern Teil der Menschheitsgeschichte und nach wie vor zeitgemäß. Sie ist besonders im Spätherbst und im beginnendem Winter in den Wäldern des Naturparks Dobratsch unterwegs, um das Räucherwerk zu sammeln. Der sogenannte Kärntner Weihrauch wurde schon in alten Zeiten verwendet und besteht aus trockenen Blüten, Flechten und Harzen: „Alles, was Wald ist, wird zu Waldweihrauch verarbeitet. Für den Kärntner Waldweihrauch nehmen wir die Nadeln der Bäume, die Harze und Wacholder.“ Auch Beifuß gehöre dazu.

Zusammenstellen der Räuchermischung
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Aus den Zutaten stellt Spazier Mischungen zusammen

„Raum verändert sich atmosphärisch“

Waldweihrauch sei das keltische Erbe, so Spazier, und früher schon in den Raunächten verwendet worden. Die Kräuter sollen reinigen, kräftigen und schützen. Das Räuchern gilt auch als die älteste Form der Aromatherapie. Eine kleine Portion der Kräuter genüge, um eine optimale Wirkung zu erreichen. Es reiche aber nicht, das Räucherschälchen auf einen Tisch zu stellen, so Spazier: „Ich gehe mit der Räucherschale durch das Haus. Schlechte Energien sammeln sich an den Fenstern und in den Ecken, da muss man mit dem Räucherstöfchen hin und ausräuchern. Dann bleibt ein feiner Geruch zurück, im Raum verändert sich atmosphärisch etwas, und man fühlt sich wieder wohl.“

Räucherstöfchen auf einem Tisch
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Der Duft soll die Atmosphäre verbessern

Auf Verträglichkeit achten

Es gibt allerdings Menschen, die das Räuchern nicht vertragen, besonders kleine Kinder, Asthmatiker und Schwangere sind empfindlich, ebenso wie Haustiere in kleinen Räumen. Denn wie bei allen Verbrennungsprozessen entsteht beim Räuchern auch Feinstaub.