„Kennst Du Kärnten“

„Türkenglocke“ läutet seit 500 Jahren

Die „Türkenglocke“ im Kirchturm von Maria Gail bei Villach ertönt seit 446 Jahren zu festlichen, aber auch traurigen Anlässen. In dem halben Jahrtausend überstand die Glocke Erdbeben, Kriege und sogar einen Turmeinsturz 1580.

Für die Maria Gailer war die Glocke seit 1473 immer ein verlässlicher Beschützer, war sie doch das damals einzige Warnsignal, wenn Gefahr drohte. So auch 1478, als die Türken mordend und alles vernichtend durch die Gegend zogen, so der Villacher Chronist Gernot Rader: „Die Kirchenglocken hatten damals ja eine andere Funktion, die haben sie heute nicht mehr. Es gab keine Uhren, keinen ORF, keine Zeitungen. So war das Läuten ein Zeitmaß, aber auch eine Erinnerung, in die Kirche zu gehen oder Feste wurden eingeläutet. In schlimmen Zeiten waren sie die einzige Alarmanlage.“

Kirche in Maria Gail
Kirche Maria Gail

19 Millionen Glockenschläge in 500 Jahren

Sie schlug unentwegt und verlässlich im Viertelstundentakt. In fast 500 Jahren eine beachtliche Leistung, so Rader. Sie habe in dieser Zeit rund 19 Millionen Mal angeschlagen. Das alles zeuge von der Qualität der Glocke, die anno dazumal in Völkermarkt aus Bronze gegossen wurde, so Rader. Sie hat ein Gewicht von rund 1,5 Tonnen.

Dennoch nagte der Zahn der Zeit an der Glocke und so musste sie vor zwölf Jahren generalsaniert werden. „Die Reparatur so einer Glocke, die einen unermesslichen Wert hat, ist nicht so einfach. Da musste man in ganz Europa eine Firma finden, die das versteht. Es war in diesem Fall die Firma Lachenmeyer aus Nördlingen.“

Wallfahrtskirche Maria Gail von innen
Der barocke Hochaltar

Klangexperten bei Restaurierung dabei

Damit die Glocke auch noch weitere 500 Jahre sämtliche Einflüsse von außen übersteht, waren auch Spezialisten für Klangdenkmale aus dem Bundesdenkmalamt bei der Reparatur dabei. Einer von ihnen war Gerd Pichler, der empfahl, die Glocke wieder auf ihr altes, barockes Joch zu hängen, um sie so zu schonen. Rader sagte, es sei auch ein weicherer Klöppel verwendet worden, damit das Metall geschont werde. Die Reparatur kostete rund 15.000 Euro.

Durch diese Sanierung blieb der Maria Gailer Glocke das Schicksal der ältesten Glocke Kärntens erspart, so Rader: „Sie stammt aus dem 11. Jahrhundert und hat bis vor Kurzem in der Kirche Maria Schmerzen am Freudenberg ihren Dienst geleistet. Jetzt ist sie im Diözesanmuseum Klagenfurt ausgestellt.“ Die Türkenglocke von Maria Gail läutet hingegen auch heute noch bei festlichen Anlässen.

Wallfahrtskirche Maria Gail

Die Kirche Maria Gail ist ‚Zu Unserer Lieben Frau an der Gail‘ geweiht und gehört zu den prominentesten Wallfahrstorten Kärntens. Ihre Gründung geht vermutlich auf die Langobarden zurück, sie wurde 1136 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. 1580 stürzte der Kirchtum, vermutlich wegen mangelnder Wartung, ein, und wurde 1606 neu gebaut. Bei der Innenrestaurierung 1950 wurden spätromanische Fresken an der Nord- und Südwand des Kirchenschiffes freigelegt.