Ein Gehirnscan auf einem Computerbildschirm
ORF
ORF
Wissenschaft

Künstliche Intelligenz in der Medizin

Bereits zum 13. Mal veranstaltet die Ethikkommission des Landes den Kärntner Ethiktag. Er findet am Donnerstag statt und widmet sich dem Thema „Künstliche Intelligenz in der Medizin“.

Künstliche Intelligenz und Digitalisierung sind auch aus der modernen Medizin nicht mehr wegzudenken. So können etwa in der Radiologie eigene Programme die Interpretation von Bildern unterstützen. In der Neurochirurgie etwa unterstützen hochtechnologische Programme die genaue Ortung von Tumoren im Gehirn, um diese dann präzise zu entfernen.

Operationen durch Roboter möglich

Doch wie weit darf der Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Medizin gehen und welche Herausforderungen bringt er mit sich? Darüber diskutieren am Ethiktag des Landes Kärnten Mediziner und Experten. Martin Spendel, Neurochirurg am Klinikum Klagenfurt und Vorsitzender der Ethikkommission hält die Rolle des Arztes auch künftig für unverzichtbar, auch wenn vieles von Maschinen übernommen werden kann, so wäre etwa eine Operation durch einen Roboter möglich.

Neurochirurg Martin Spendel
ORF
Neurochirurg Martin Spendel

„Prinzipiell technisch ist es möglich, es gibt auch bereits Robotersysteme. Es ist nur eine Frage der Zeit bis das auch in der Neurochirurgie bei Gehirnoperationen durchgeführt werden kann. Ich glaube, wir dürfen nicht in den Wettstreit treten mit dieser Präzisions-Digitalmedizin. Computer können besser denken, präziser arbeiten, analysieren und schlussfolgern. Was wir Menschen besser können, wir sind soziale, empathische Wesen. Wenn wir immer bessere Computer haben, dann müssen wir auch immer bessere Menschen werden. Dazu soll auch der Ethiktag beitragen.“

Digitalisierung in Ausbildung einfließen lassen

Laut Spendel sollen die neuen Möglichkeiten und Herausforderungen der Digitalisierung auch in die Ausbildung Eingang finden. „Das ist eine Forderung, die wir seit Jahren erheben, wo wir auch nicht nachlassen, darauf hinzuweisen, dass wird ein Weckruf an alle sein, dass in die Ausbildung zu integrieren. Das Ziel muss sein, dass uns die Digitalisierung und die Künstliche Intelligenz unterstützen. Entscheidend ist immer, dass der Arzt und das Pflegepersonal, das dahintersteht, kritisch hinterfragt, was sinnvoll ist und was nicht“, so Spendel.

Symbiose zwischen Mensch und Maschine

Medizin ist immer auch mit hohen Kosten in Verbindung. Die Gefahr besteht, dass die Medizin sich künftig von Systemen, von Algorithmen empfehlen lässt, wann eine Therapie und eine Operation noch sinnvoll ist. „Die Gefahr besteht selbstverständlich, das haben wir auch im Bereich der Chemotherapien, wo es Empfehlungen gibt. Dem ökonomischen Prinzip steht das Prinzip der Gerechtigkeit und fairen Verteilung gegenüber. Da müssen wir immer kritisch bleiben“, so Spendel.

In den nächsten 20 Jahren wird sich die Medizin laut Martin Spendel stark verändern. „Allein bei den Arbeitsplätzen, wo große Ängste bestehen. Da müssen wir auch lernen, welche Tätigkeiten wir delegieren können. Ich stelle mir vor, dass es hier Parallelwelten geben wird. Die digitale Welt unterstützt den Arzt, aber das menschlich, empathische, soziale bleibt dem Arzt vorbehalten. Da müssen wir ständig dahinter sein und auch in die Qualifikation und die Ausbildung investieren“.