Bär, Reh und weitere Tier im Depot
ORF
ORF
Wissenschaft

Tierisches Sammelsurium im Landesmuseum

Im Depot des Kärntner Landesmuseums in Klagenfurt werden alle möglichen präparierten Tiere für die Nachwelt aufbewahrt. Das älteste Objekt stammt aus dem Jahr 1828 und ist ein Wiesenpieper, ein unscheinbares Vögelchen.

So klein er ist, der Wiesenpieper ist ein historisches Stück, erklärte Museumsdirektor und Zoologe Christian Wieser. Der Wiesenpieper lebe zwar nach wie vor in Kärnten, sei hier aber nicht mehr sehr häufig anzutreffen. Bereits in Kärnten ausgestorben ist die in vielen Blautönen gehaltene Blauracke. Sie lebte bis vor knapp 50 Jahren in Unterkärnten und das Landesmuseum hat die letzten Exemplare davon, sagte Wieser.

Dieser Vogel habe durch die Intensivierung der Landwirtschaft und den dadurch hervorgerufenen Rückgang der Großinsekten den Lebensraum in Kärnten verloren. Auch beinahe alle mitteleuropäischen Populationen seien nicht mehr vorhanden, so Wieser.

Weltrekord-Fisch im Depot

Neben den Vögeln werden auch Säugetiere und Fische im selben Raum aufbewahrt. Besonders auffallend ist ein präparierter Kopf eines sehr großen Huchens. „Die Länge dieses Huchens war 144 Zentimeter und er hat 32,1 Kilogramm gewogen“, sagt Wieser. Das ist sogar Weltrekord.

Kopf der Weltrekord Huchen
ORF
Kopf der Weltrekord Huchen

Huchen sind nach wie vor Bewohner der Kärntner Fließgewässer. Ihr Lebensraum ist vor allem die Drau, wobei die Kraftwerksbauten die natürliche Reproduktion der Huchen sehr einschränken und nur mehr in der oberen Drau möglich machen, sagt Wieser. Es werden aber nicht nur besonders große und seltene Fischexemplare aufbewahrt, sondern Fische quer durch den Fischbestand Kärntens.

Braunbär als Paradestück

Bei den Säugetieren fällt vor allem ein großer Braunbär auf. Er sei das Paradestück des Museums, sagt der Direktor. Der Bär wurde Ende des 19. Jahrhunderts in Kärnten erlegt. Er wurde dementsprechend mächtig präpariert, damit der Erleger möglichst stark und toll da stehe. Der alte Bär hat aber schon einige Fraßstellen von Motten und sei nicht mehr ausstellungsfähig, sagt Wieser.

Es sei erstaunlich, dass sich ein ausgestopfter Bär mehr als hundert Jahre hält. „Heute ist das professionell, da wird der Körper Innen durch Kunststoff nachgebildet und so wie gewünscht zugeschnitten“, sagt Wieser. Nur noch das Fell sei original.

Zwei Braunbären
ORF
Zwei ausgestopfte Braunbären

Wolf in Kärnten nur „auf Durchreise“

Bei den Säugetieren entdeckt man viele Kärntner Arten, aber auch welche, die gar nicht mehr hier leben oder nur sporadisch, wie zum Beispiel der Wolf. Dieses Problem solle man nicht runter spielen, aber auch nicht zu sehr dramatisieren, weil es in Kärnten noch keinen Wolf gibt, sagt Wieser.

Wölfe ziehen zwar durch Kärnten und machen Schäden. Sie sind aber keine Standtiere, die man hinter jeder Straßenecke findet, sagt der Zoologe.

Insekten trocken oder mit Alkohol konserviert

Für Insekten gibt es zwei verschieden Möglichkeiten. Eine Ameise sei kein Problem, diese könne man auch Nass, also im Alkohol, aufbewahren. Man könne sie auch raus nehmen und wissenschaftlich bearbeiten, sagt Wieser. Dies sei aber bei einem Schmetterling nicht möglich. Die Struktur der Flügel würde durch die Flüssigkeit verschwinden, deshalb müssen Schmetterlinge trocken aufbewahrt werden, sagt Wieser. Sie werden mit einer Nadel aufgespießt und dann gespannt.

Das ist eine lange Prozedur, bis der Schmetterling und seine Flügel gut sichtbar aufbewahrt werden können. Chemikalien werden dazu nicht verwendet. Wenn das optimal gemacht wird, kann das Tier hunderte Jahre für die Nachwelt erhalten bleiben. Es müsse nur trocken und unter Lichtabschluss aufbewahrt werden und es dürfen keine Schädlinge dazu kommen, sagt Wieser.

Der Raum wird besonders kühl gehalten. Wenn die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit hinaufgehen, gibt es einen Alarm. „Dann muss sofort eingegriffen und geschaut werden, was los ist, damit kein Schaden entsteht“, sagt Wieser.

„Wieseriella“ trägt Namen ihres Finders

Eine dreiviertel Million verschiedener Insekten wird in den zwei Räumen aufbewahrt. In einem der Kästen sind winzige elfenbeinfarbene Schmetterlinge aufgespießt. Wie die aus Kärnten stammende Elachista Wieseriella. Sie wurden das erste Mal in Kärnten dokumentiert. Bei einer Expedition in diesem Jahr habe man das Insekt auch in den Alpen in Italien nachgewiesen, sagt Wieser.

Wieser fand dieses Insekt erstmalig, deshalb auch der Name Wieseriella. Es gehöre sich aber nicht, dem Tier selbst seinen eigenen Namen zu geben. „Deshalb hat der Kollege, mit dem er das Insekt gefunden hat, ihm diesen Namen gegeben“, sagt Wieser.

Elachista Wieseriella
ORF
Konservierte Elachista Wieseriella

Auch exotische Tiere ausgestellt

Neben den vielen Kärntner Arten sind auch einige exotische Arten ausgestellt. Verschiedene Sammler brachten die Exoten, wie beispielsweise riesige Goliath-Käfer aus den Tropen. Auch Wieser selbst brachte bei seinen Expeditionen nach Französisch Guayana einige Tiere mit. Von allen Tieren werden genetische Prints gemacht, damit man auch in der Zukunft noch sagen kann, was der Mensch ausgerottet hat, sagt Wieser.

Alle Objekte des Depots gehören dem Land Kärnten. Ausgestellt werden manche davon erst in ein oder zwei Jahren, wenn das Kärntner Landesmuseum wieder seine Tore öffnet. „Einzelteile der Sammlungen werden sicher mit in der Ausstellung sein“, sagt Wieser. Führungen sind nach Voranmeldung möglich.