Kreuzotter schlängelt sich über Felsen
Andreas Brandt
Andreas Brandt
Tiere

Winter ist Notzeit für Reptilien

Vor allem für Reptilien ist der Winter eine Zeit der Auslese. Schlangen ziehen sich bereits im Oktober in ihre Winterquartiere zurück. Viele davon sterben, wenn sie krank sind. Für die Tiere ist es wichtig, dass der Winter kurz und schneereich ist. Zu warme Winter zehren an ihren Fettreserven.

Auch im Reptilienzoo Happ ist es so, dass die heimischen Schlangen im Winter selbst zurechtkommen müssen. Sie werden zwar gefüttert, leben aber ganzjährig draußen und bewegen sich ganz normal im Jahreslauf, wie Reptilienexpertin Helga Happ erklärte. Das bedeutet, dass sie auch in die Winterstarre fallen. „Also die Atemfunktionen, die Lebensfunktionen sinken so tief herab, dass wenn man die Schlange anschaut, oder angreift, man den Eindruck haben könnte, das Tier kann nur tot sein. Sie gehen in die Winterstarre und vermeiden jeden unnötigen Energieaufwand“, so Happ.

Idealer Oktober für Schlangen warm und dann kalt

In Österreich dauert diese Winterstarre, natürlich abhängig von Witterung und Höhenlage, in der die Reptilien leben, zirka von Anfang November bis April. Heuer war der Oktober viel zu warm, kärntenweit lagen die Temperaturen zwei Grad über dem Durchschnitt. In St. Andrä wurden am 21. Oktober sogar noch 26,5 Grad gemessen. Für die Schlangen als wechselwarme Tiere, ist das nicht ideal. Sie produzieren keine Wärme und sind sehr vom Wetter abhängig.

„Der erste Teil des Oktobers soll schön und warm sein, damit sie das letzte Futter verdauen und ausscheiden können, dann sollte es aber schon kühler werden, damit sie sich zurückziehen und langsam in die Winterstarre gehen, weil wenn es im Oktober nicht mehr ganz warm ist, dann können sie nicht mehr verdauen und beginnen schon ihre Fettreserven zu verzehren und das ist dann nicht gut weil wir wissen nicht, wie lange der Winter ist“, so Happ.

Kreuzottern im Winter neben Skipisten gesichtet

Gefährlich ist für die Reptilien im Winter besonders eine lange Kälteperiode ohne Schnee. „Die Schneedecke ist ja wirklich eine Decke, die vor der Kälte schützt, die auch davor schützt, dass es zu tief hinunterfriert und das würde die überwinternden Tiere im Bodengefährden. Wenn es aber zu warm ist und der Winter immer wieder Wärmeeinbrüche hat, erwachen die Tiere und verbrauchen ihre Reserven. Am besten ist ein kurzer kalter Winter mit einer hohen Schneedecke, damit die Tiere gut geschützt sind, sie im Frühjahr wieder erwachen und den Lebenslauf wieder fortsetzen können“, erklärt die Reptilienexpertin.

Äskulapnatter
Äskulapnatter

Kreuzottern sind kältetoleranter

Wie schnell sich die Schlangen in ihr Winterquartier zurückziehen, hängt von der Art ab. „Die Äskulapnatter ist eine wärmeliebende Art, die aus dem Südosten in Kärnten eingewandert ist und die gemeinsam mit der Würfelnatter bei den ersten Tieren ist, die sich zurückziehen. Wenn im Frühling die Äskulapnatter herauskommt, dann wissen wir, jetzt ist Frühling da, jetzt kann nichts mehr kommen. Die Kreuzotter kann hingegen noch bei plus acht Grad noch oder wieder draußen sein und dann wieder verschwinden. Sie ist aus dem Norden eingewandert und sehr kältetolerant. Sie geht auch sehr hoch hinauf und es macht ihr nichts aus, wenn es kühler ist", so Happ, die davon erzählt, dass schon Kreuzottern im Winter neben Skipisten gesehen wurden.

Kreuzotter schlängelt sich über Felsen
Andreas Brandt
Kreuzotter zwischen Felsen

Winter ist Zeit der Auslese

Im Reptilienzoo Happ wird den Schlangen aber ein Winterquartier zur Verfügung gestellt. „Wir haben das so gemacht, dass wir verschiedene Lagen über einem Erdloch aufeinander geschlichtet haben, mit Holz und Wurzelstöcken, damit diese Hohlräume bleiben. Drüber eine Plane, wieder drüber Erde, Laub, Stroh, Rinde und da beginnen jetzt langsam auch die Pflanzen zu wachsen und schützen daher doppelt diesen Unterschlupf“, so Happ. Die Eingänge zu dieser Winterhöhle sind ganz tief unten auf den Seiten, damit es nicht hineinregnen kann, weil sonst umsonst wäre, würde Wasser hineinrinnen und frieren.

Ein passendes Winterquartier zu finden ist aber nicht leicht und so teilen sich die Schlangen diese Höhlen. „Die Winterstarre ist die Zeit, die auch eine Art Auslese bedeutet. Also alle Tiere, die krank oder nicht gut beisammen ist, sterben in der Zeit und das wurde wissenschaftlich festgestellt. Zirka 15 Prozent der erwachsenen Tiere und 40 Prozent der Jungtiere sterben während dieser Zeit“, so Happ.

Happ: „Rücksicht auf alle Tiere nehmen“

Aufgrund der Temperaturen sei das aber laut der Expertin kein Problem, wenn tote Tiere in diesem Winterquartzier liegen. „Das ist ja ein kalter Ort. Ich schätze dort hat es so in etwa acht Grad. Da kann dann nichts verwesen oder zu stinken anfangen, das passiert erst, wenn dann im Sommer erst wieder alle Tiere draußen sind“, sagt die Besitzerin des Reptilienzoos Happ.

Eislaufen auf dem Silbersee in Villach
ORF/Petra Haas
Unter der Eisdecke schlafen Fische und Schildkröten

„Auf Eisflächen nicht herumstampfen“

„Ich bitte die Menschen im Winter auf ein paar Kleinigkeiten zu achten. Wir haben es ja fein, weil wir in die warme Wohnung gehen können, aber für die Tiere ist der Winter eine Notzeit. Also wenn wir im Wald unterwegs sind, dann bitte leise sein, damit wir nicht das Wild aufscheuchen, weil das für die Flucht so große Energie aufwenden muss und daran zugrunde gehen könnte." Wenn man auf einem See eislaufe oder spazieren gehe, sollte man nicht herumstampfen, weil unten die europäischen Sumpfschildkröten im Schlamm überwintern. Außerdem sollten die Fische nicht geweckt werden.

"Auf der Wiese in den Maus- und Erdlöchern sind Mäuse, Frösche und Kröten, die da drinnen überwintern und deswegen bitte auch ein paar Gedanken an die Tiere verwenden, weil denen geht es nicht so gut wie uns und daher nehmen wir einfach ein bissl Rücksicht“, so Happ.