Potentilla porphyrantha oder Armenien Fingerkraut
Felix Schlatti
Felix Schlatti
Wissenschaft

Botanischer Garten: Dem Kaukasus so nah

Schon vor 20 Jahren hat das Kärntner Botanikzentrum in Klagenfurt ein Kaukasus-Beet eingerichtet. In den letzten Jahren wurde umgebaut und umstrukturiert, nun kann man 64 Pflanzenarten aus dem Kaukasus entdecken, einige haben auch Kärntner Verwandte.

Von den 64 Pflanzenarten im Kaukasus-Quartier haben einige einen sogenannten „Kärntenbezug“, darunter die berühmte Kärntner Landesblume Wulfenia, so Felix Schlatti von Botanikzentrum. Von dieser Gattung gibt es drei Arten, diese findet man Kärnten und Italien, in Albanien und in der südlichen Türkei. Die türkische Art kommt auch im Kaukasus-Quartier vor.

Die Unterschiede der drei Arten sind klein. Die Orient-Wulfenie hat längere Kronröhren die heller blau gefärbt sind. Trotzdem hat diese Art eine Gemeinsamkeit mit der der heimischen. Die Kärntner Wulfenie kommt in den niederschlagsreichsten Regionen Kärntens vor, „es ist niederschlagsreicher als der Rest Kärntens“ und auch die Orient Wulfenie wächst in einem niederschlagsreichen Gebirge, sagt Schlatti. „Es ist nicht so feucht wie das Nassfeld, aber deutlich feuchter als die Umgebung. Die Pflanze hat sich also wie bei uns auf eine ganz ähnliche Nische zurückgezogen.“

Wulfenia orientalis
Felix Schlatti
Wulfenia orientalis

„Das Kaukasusquartier sieht heute ganz anders aus als noch vor einigen Jahren“, so Schlatti. Pflanzen aus höheren Lagen wurden in eine neu errichtete Mauer eingepflanzt, gleichzeitig wurde der Bereich besser gegliedert.

Pelargonien stammen aus Südafrika

Die Pelargonien, die man für den Balkon in den Geschäften zu kaufen bekommt, stammen aus Südafrika. Dort ist der Vielfalt an Pelargonienarten sehr groß, weil diese Arten weiter gezüchtet worden. Dadurch haben sie größere Blüten, wachsen kompakter und blühen länger. Das sind die Pelargonien, die wir kennen, sagte der Botaniker. „Diese Arten wurden dann weiter gezüchtet, größere Blüten, wachsen etwas kompakter, blühen länger und sind eben die Pflanzen, die wir kennen.“

Pelargonium endlicheranum oder Türkei Pelargonie
Botanischer Garten Klagenfurt
Türkei-Pelargonie: Im Kaukasus-Beet befindet sich zwei winterharte Pelargonien. Ihre Blüten sind purpurrot.

Winterharte Pelargonien im Botanischen Garten

Im Bereich Westasien- und Kauskasus gibt es aber zwei Arten, die sich von den südafrikanischen dadurch unterscheiden, dass sie winterhart sind. „Sie halten bis zu Minus 20 Grad Celsius aus und blühen im Kauskaususquartier jedes Jahr“.

Die bekanntere dieser beiden Arten ist die türkische Pelargonie. „Sie hat kleinere Blätter als die Pelargonien, die man so kennt und die Stiele des Blütenstandes sind dafür länger. Die Blüten sind aber sehr groß und dichtblütig, es ist eine sehr attraktive Pflanze.“

Lockere und sandige Böden benötigt

Die beiden winterharten Pelargonien sind zwar dafür geeignet, dass man sie in den heimischen Gärten anpflanzt, doch das ist nicht ganz so einfach, „weil sie einen lockeren und sandigen Boden brauchen und auch einen Winterschutz – sie sind im Winter recht empfindlich gegen Feuchtigkeit. Es kommt häufig zum Faulen der Wurzeln, deswegen sind sie ein bisschen schwieriger als andere Pelargonienarten. Wenn man sich ein bisschen damit spielen und probieren möchte, ist es durchaus möglich, sie anzupflanzen.“

„Wunderblume von Pusarnitz“ aus dem Kaukasus

Einige Pflanzen aus dem Kaukasus gedeihen auch in Kärnten. Eine davon ist die „Wunderblume von Pusarnitz“. Der korrekte botanische Name lautet Rhododendron luteum oder die gelbe Alpenrose. Der Name Wunderblume kommt daher, dass man nicht genau weiß, wie die Pflanze nach Kärnten kam. In Pusarnitz wächst sie auf jeden Fall in einem kleinen Nadelwaldstück.

„Es handelt sich um eine Verwandte unserer Alpenrosen, die gelb blüht und ein sehr interessantes Verbreitungsgebiet hat: sie kommt nämlich im Kauskasus großflächig im Unterwuchs von Wäldern vor, außerdem in der nördlichen Türkei und dann noch vereinzelt in Südosteuropa. Der Punkt, der am weitesten im Nordwesten liegt, befindet sich in einem Waldstück in Pusarnitz und Lendorf.“

Rhododendron luteum
Felix Schlatti
„Wunderblume von Pusarnitz“

Die Wunderblume von Pusarnitz ist deutlich größer als die beiden anderen Arten. In Pusarnitz wächst sie in einem kleinen Nadelwaldstück. „Sie vermehrt sich eigentlich überhaupt nicht, sie bildet auch keine Samen aus – es ist ein sehr isoliertes Vorkommen.“
Neben dieser gelben Wunderblume wachsen in Kärnten noch zwei weitere verwandte Arten aus der Gattung Rhododendrum. „Und zwar relativ großflächig in Zwergstrauchgesellschaften der Zentralalpen, die rostrote Alpenrose und in den Zentralalpen, die bewimperte Alpenrose – etwas seltener aber auch noch relativ häufig.“

Kaukasus reicht bis auf 5.600 Meter

Botanisch gesehen ist der Kaukasus eine sehr spannende Gebirgslandschaft. Sie befindet sich im Südosten Europas und im Westen Asiens. Der Kaukasus reicht vom Meeresspiegel bis zu 5.600 Meter Seehöhe und dementsprechend sind die Pflanzen sehr abwechslungsreich. „Es gibt dort Wälder, in denen es wärmer ist als bei uns, und die sehr artenreich sind, Gebirgswälder und alpine Landschaften – insgesamt finden sich 6.500 Pflanzenarten. Vergleichsweise gibt es in Österreich 3.000 bis 3.500 Pflanzenarten, der Kaukasus ist also sehr artenreich.“

Rhododendron luteum
Felix Schlatti
Die Wunderblume von Pusarnitz ist ein etwa zwei Meter hoher Strauch, steht im Winter ohne Laub da und bekommt dann die Blüten – erst danach folgt das Laub.

1.200 Pflanzenarten kommen nur im Kauskasus vor

1.200 Pflanzenarten gibt es, die ausschließlich im Kaukasus vorkommen. Kärntner Vewandte gibt es auch, so Schlatti: „Wir haben in Kärnten die Triglav-Rose oder das Triglav-Fingerkraut, das am Dobratsch und in den Karnischen Alpen und Julischen Alpen vorkommt. Im Kaukasus haben wir das Armenien-Fingerkraut, das der Triglav-Rose ähnlich ist und eine Parallelsippe darstellt.“

Potentilla porphyrantha oder Armenien Fingerkraut
Felix Schlatti
Armenien-Fingerkraut

Die Triglavrose kommt in den Dobratsch-Südhängen vor, aber auch in den Karnischen Alpen und etwas häufiger ist sie in den Julischen Alpen in Slowenien und Italien zu finden. „Sie ist sehr hübsch, wächst direkt auf Kalkfelsen und sehr attraktive Blüten“, so Felix Schlatti.