Ein Kübel mit Eis, darin ein Organ für eine Transplantation
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Gesundheit

Organspenden: Kärnten mit Vorreiterrolle

Nach Vorwürfen stellt Eurotrasplant und das Wiener Transplantationszentrum klar: Es konnten keine Regelverletzungen bei der Organvergabe festgestellt werden. Im internationalen Vergleich warten Österreicher verhältnismäßig kurz auf ein Spenderorgan, denn es werden mehr gespendet. Bei der Organspenderate ist Kärnten top, hierzulande warten derzeit 60 Personen auf ein Organ.

Auf eine neue Niere wartet man im Schnitt drei Jahre, auf eine Bauchspeicheldrüse sechs Monate, vier Monate muss man im Schnitt auf ein neues Herz oder eine neue Lunge warten. Zwei Monate auf eine neue Leber.

Ein Weg zurück zur Lebensqualität

Ulf Scheriau erhielt heuer im März ein neues Herz. Der Wirtschaftsjurist aus Klagenfurt erlitt vor neun Jahren einen massiven Herzinfarkt bei einer Bergtour. Seit damals verschlechterte sich der Zustand seines Herzens kontinuierlich, die letzten Jahre war er auf ein Kunstherz angewiesen. Seit der Transplantation im März geht es gesundheitlich wieder bergauf. „Es ist der Weg zurück zur neuen Lebensqualität. Ich bin ganz positiv überrascht wie gut das Ergebnis dieser Transplantation ist. Ich spüre die Verbesserung von Monat zu Monat“, so Scheriau.

Kärnten hat Vorreiterrolle

Möglich geworden ist das Dank eines Spenders. Und Kärnten nimmt bei den Organspenden eine Vorreiterrolle ein, sagt der Transplantationsreferent für Südösterreich, Michael Zink. „Kärnten ist Top in Österreich. Wir haben mit einer Organspenderate mit etwa 40 pro Million Einwohner fast eine doppelt so hohe Rate, wie in Restösterreich“.

Alter der Organspender steigt

In Österreich gilt die Widerspruchsregel, das heißt, wer sich zu Lebzeiten nicht explizit gegen eine Organspende ausspricht, gilt im Todesfall als potentieller Spender. Im Vorjahr haben in Kärnten 23 Menschen Organe gespendet. Kommt jemand in Frage, werden die Angehörigen gefragt. 90 Prozent der befragten Angehörigen stimmen der Organentnahme zu. Der typische Organspender ist mittlerweile nicht mehr das junge Unfallopfer.

„Vor 25 Jahren war der junge Motorradfahrer der klassische Organspender. Heute ist es der 65-Jährige mit Zuckererkrankung und Bluthochdruck, der eine Hirnblutung bekommt. Diese Änderung führt dazu, dass unsere Organspender auch älter werden. War es früher das mittlere Alter ungefähr bei 30 Jahren ist es heute bei 60 Jahren. Bis 90 Jahren ist es kein Problem, wir haben aber auch schon die Organe eines 93-Jährigen übertragen. Wichtig ist, dass die Organe in einem guten Zustand sind“, so Zink.

Zeitdruck beim Transplantieren

Die Entnahme der Organe erfolgt durch ein eigenes Operationsteam aus Graz. Parallel dazu wird die Empfängerin oder der Empfänger auf die Transplantation vorbereitet. „Zeitdruck ist eines der größten Probleme in der Transplantationsmedizin, weil die Zeit, die das Organ außerhalb des Körpers sein darf, ist sehr limitiert“, so Zink. Bei einem Herz bleiben ab der Entnahme maximal acht Stunden Zeit, bei einer Niere bis zu 24 Stunden. In Österreich werden Transplantationen im AKH Wien und in den Universitätskliniken Innsbruck, Graz und Linz durchgeführt.