Susanne Scholl
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Chronik

„Oma gegen Rechts“ zum 2. Weltkrieg

Memorial Kärnten Koroška hat zur Gedenkfeier auf den Friedhof Klagenfurt-Annabichl geladen. Gedacht wurde der Opfer des 2. Weltkrieges mit Fokus auf das Sterben der Rotarmisten in Kärnten. Susanne „Oma gegen Rechts“ Scholl hielt die Gedenkrede.

„Ja, es gibt mutige Menschen, die unabhängig von Weltanschauung oder Religion ihre Stimme gegen die Faschisierung der Gesellschaft erheben, die die Ideale des Humanismus nicht über Bord geworfen haben. Susanne Scholl ist eine davon“, so Memorial Kärnten Koroška. Der Verein versteht sich als Plattform gegen das Wiederaufleben von Faschismus, Rassismus und Antisemitismus.

Rede Susanne Scholls

Scholl: „Österreich war am Beginn seiner Geschichte ein buntes Gemisch aus Sprachen, Religionen und Herkünften. Wir alle leben in einer vielfältigen Welt, ob wir das mögen oder nicht. Und säßen wir eingesperrt in einem engen Gebirgstal, wir würden sehr schnell aussterben. Also wäre es doch sinnvoll, die Geschichten der anderen zu hören, über sie nachzudenken.“

Susanne Scholl bei Gedenkrede
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Susanne Scholl

Bekannt als langjährige ORF-Moskau-Korrespondentin, vielbeachtete Schriftstellerin sowie „Oma gegen Rechts“ hat Scholl für Memorial Kärnten–Koroška am Staatsfeiertag, in der Zeremonienhalle des Friedhofs Klagenfurt-Annabichl, die Rede zum Gedenken an die Nazi-Opfer gehalten. Diesmal bildeten die sowjetischen Opfer den Schwerpunkt.

„Sowjetunion spielte wichtige Rolle bei Befreiung“

3.175 Namen sind auf den Glastafeln der Gedenkstätte für die Opfer für ein freies Österreich am Friedhof Annabichl verewigt. Mehr als ein Drittel der Namen sind russisch, ukrainisch oder aus dem Kaukasusgebiet. Insgesamt sind 3,3 Millionen sowjetische Soldaten in deutscher Kriegsgefangenschaft gestorben, so der Historiker Helge Stromberger bei seiner Rede. Die Klagenfurter Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz konstatiert der Sowjetunion eine wichtige Rolle bei der Befreiung Österreichs. „Wir sollten an diesem 26. Oktober auch daran denken, dass die Sowjetunion eine der Signatarmächte unseres Staatsvertrages war, den wir heute feiern können und sie hat in diesem auch die immerwährende Neutralität unseres Landes festhalten lassen.“

Gedenkfeier Friedhof Annabichl
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Gedenkfeier am Friedhof Annabichl

Russischer Botschafter: „Niemand und nichts ist vergessen“

Unter den Ehrengästen war heute auch Dmitrij Ljubinskij, der Botschafter der russischen Föderation in Österreich. Er sprach von einem wichtigen Zeichen der Enge der bilateralen Beziehungen, das mit dieser Gedenkfeier gesetzt werde. „Es ist ein Zeichen der Freundschaft, ein Zeichen der gemeinsamen Geschichte – niemand und nichts ist vergessen.“

Landeshauptmann: Tägliches Bemühen um Demokratie

Gegen Ende der Feier in der Zeremonienhalle trat Landeshauptmann Peter Kaiser einmal mehr für die Wichtigkeit der Demokratie ein. Auch mit dem Wissen der Geschichte, gebe es immer noch rund 43 Prozent der Bevölkerung, die sich einen starken Mann an der Spitze wünschen würden, so jüngere Studien. „Demokratie aber auch das Eintreten für Freiheit der anderen bedarf täglichen Bemühens. Oskar Negt meinte einmal, Demokratie muss täglich neu erkämpft werden.“

Plattform „Memorial Kärnten–Koroška“

Memorial Kärnten–Koroška ist eine Plattform von Vereinen, Initiativen und engagierten Einzelpersonen gegen das Wiederaufleben von Faschismus, Rassismus und Antisemitismus. Die Plattform erneuerte im Laufe von 15 Jahren die Gedenkstätte Annabichl, errichtete eine Gedenkstele vor dem Landesgericht und regte eine Gedenktafel in der Burg an.

memorial kärnten koroska
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Historiker Helge Stromberger. Mit einer Kranzniederlegung an der Gedenkstätte für die Opfer für ein freies Österreich wurde die Feier eröffnet.

Vita Susanne Scholl

Susanne Scholl ist den meisten Österreichern als Fernsehgesicht bekannt. Susanne Scholl war jahrelang ORF-Korrespondentin in Moskau. Die 1949 in Wien Geborene ist aber auch politisch aktiv: Sie ist eine der zentralen Persönlichkeiten der Initiative „Omas gegen Rechts“. Susanne Scholl hat zahlreiche Bücherveröffentlicht und wichtige Preise für ihre journalistische Arbeit und ihr menschenrechtliches Engagement erhalten, neben anderen den Concordia Preis und das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst. Zuletzt erschienen: „Emma schweigt“ (2013), „Warten auf Gianni“ (2016), „Wachtraum“ (2017).